Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
Einzelheiten nicht kenne. Ich weiß nicht einmal sicher, ob ich recht habe; vielleicht ist Valeri doch der Schlüssel zur Unsterblichkeit meines ehemaligen Meisters. Aber im Lauf vieler Jahre – weit mehr, als Sie sich vorstellen können – sind Dinge gesagt oder eben nicht gesagt worden, aus denen ich schließe, dass Draculas Verwandlung anders abgelaufen ist, als wir dachten. Kurz gesagt: Ich glaube nicht, dass mein Bruder sein erstes Opfer war.«
»Haben Sie Dracula mal danach gefragt?«, erkundigte Jamie sich. »Haben Sie ihn direkt darauf angesprochen?«
Valentin lachte.
»Ich habe ihn nie direkt auf etwas angesprochen, Jamie«, antwortete er. »Er war unser Meister, unser Fürst, unser zweiter Vater. Er hat nichts weniger als absoluten Gehorsam, absolute Unterwerfung gefordert und beides von uns bekommen. Er hat uns die Geschichte seiner Wiedergeburt nur ein Mal erzählt und damals behauptet, gleich aufs Schlachtfeld zurückgekehrt zu sein, um uns zu suchen. Dort hat er Valeri, dann Alexandru und zuletzt mich verwandelt. Von anderen war nie die Rede.«
»Wieso glauben Sie, dass …«
»Instinkt, Mr. Carpenter«, unterbrach Valentin ihn. »Ich habe jahrhundertelang beobachtet, wie Männer und Frauen lügen, betrügen und verschweigen. Blicke, Gesten, Körpersprache. Allerdings ist das in diesem Zusammenhang gleichgültig; ich habe Ihnen bestätigt, was ich dem Vampir, der sich jetzt Grey nennt, damals erzählt habe. Sie haben die Wahl, ob Sie mir glauben wollen oder nicht.«
Jamie absorbierte, was der Vampir sagte; obwohl alles so dürftig, so wenig schlüssig erschien, glaubte er nicht, dass das alte Ungeheuer überhaupt davon gesprochen hätte, wenn er es nicht für wahr hielt. Jamie glaubte zu wissen, dass unrecht zu haben auf Valentins Liste von unangenehmen Erfahrungen ziemlich weit oben rangierte.
»Sie glauben also nicht, dass der Schlüssel zu Draculas Vernichtung bei Valeri liegt?«, fragte er. »Dass er anderswo zu finden sein muss?«
»Richtig, das glaube ich«, bestätigte Valentin. »Aber ich möchte Ihnen raten, sich nicht vorschnell Hoffnungen zu machen, Jamie. Wenn es stimmt, dass Dracula schon vor meinen Brüdern und mir einen Menschen verwandelt hat, wäre er jetzt über fünfhundert Jahre alt – falls er überhaupt noch lebt. In dieser Zeit kann er längst vernichtet worden sein, womit die Chance, meinen ehemaligen Meister zu stoppen, auf ewig dahin wäre.«
»Aber das glauben Sie nicht, stimmt’s?«, fragte Jamie. »Sonst wären Sie nicht hier. Wenn es keine Chance gäbe, Dracula zu stoppen, meine ich.«
»Denken Sie, was Sie wollen, Mr. Carpenter«, antwortete Valentin gelassen. »Aber ich habe Ihnen schon erzählt, weshalb ich hier bin: Weil ich nicht untätig zusehen will, wie Dracula diese Welt, von der ich sehr viel halte, in Stücke reißt.«
Jamie zögerte, dann stellte er die eine Frage, die er eigentlich gar nicht beantwortet haben wollte.
»Wie wäre das?«, fragte er. »Wenn wir zuließen, dass Dracula aufersteht? Sagen Sie mir die Wahrheit.«
»Es wäre schrecklich«, sagte Valentin einfach. »Als er noch Vlad Tepes war, habe ich ihm geholfen, ganz Südosteuropa mit Kriegen zu überziehen – aus reiner Machtgier und vermeintlicher Kränkungen von Seiten der Türken. Die Gräueltaten, die unter seinem Banner geschahen, kann ich Ihnen unmöglich beschreiben, sie drehen mir noch heute, fünfhundert Jahre später, fast den Magen um. Seine Machtgier und Rachsucht waren weit stärker, als ich sie jemals bei irgendjemandem erlebt habe. Aber nachdem er verwandelt worden war, schienen sie zunächst befriedigt zu sein.
Wir lebten wie Könige in den Schatten, an dunklen Orten, weil wir zu wissen glaubten, dass uns niemand etwas anhaben konnte. Bis Vlad ruhelos zu werden begann und Gesellschaft suchte. Valeri war empört, als er uns seine Absicht mitteilte, nach London überzusiedeln; das hätte er nie ausgesprochen, aber es war offensichtlich. Er fand, das negiere alles, wofür wir gekämpft und geblutet hatten. Aber Dracula ließ sich von der Missbilligung meines Bruders nicht umstimmen, und wir trennten uns. Bis er von den Männern getötet wurde, die dann unterhalb seines Schlosses eben diese Organisation gegründet haben.«
»Aber er wurde nicht wirklich getötet, stimmt’s?«, sagte Jamie bedrückt. »Da liegt das ganze Problem.«
»In der Tat. Allerdings konnten wir das damals noch nicht wissen. Erst viele Jahre später haben van Helsings eigene
Weitere Kostenlose Bücher