Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
dem Flug über den Ärmelkanal durch den Kopf gegangen waren, hatte sich auch nur entfernt mit der Möglichkeit befasst, die er jetzt vor sich hatte.
Er war auf sich selbst wütend, weil er den Zusammenhang nicht erkannt hatte; auf dem Flug nach Paris hatte er vom Hubschrauber aus beobachtet, wie der Vollmond aufging, und er hatte gesehen, wie Alexandrus Werwolf sich in Frankensteins Hand verbiss, bevor die beiden von der Klippe in die Nordsee gestürzt waren. Diese Erinnerung, eine der schmerzvollsten seines Lebens, hatte er sich seither tausendmal ins Gedächtnis gerufen – stets auf den schrecklichen Augenblick fixiert, in dem sein Freund verschwunden war; die Verletzung, die er zuvor erlitten hatte, war ihm im Licht der folgenden Ereignisse unwesentlich erschienen. Jetzt arbeitete sein Verstand auf Hochtouren, um irgendein Mittel zu finden, mit dem sein Freund sich doch noch retten ließ.
Jamie kehrte der Wand folgend in den hinteren Teil des Zuschauerraums zurück, weg von dem Wolf, der laut hechelnd und mit zusammengekniffenen gelben Augen den hoch über ihm schwebenden Vampir beobachtete.
»Sammeln!«, befahl er und sah zu, wie sein Team sich von den restlichen Vampiren löste und rasch zu ihm kam. Sie trafen sich am Ende des leicht ansteigenden Mittelgangs; unter ihnen brannte das Theater, und die purpurroten Flammen, mit denen die Vampirleichen gebrannt hatten, waren gelb und orangerot flackernden Flammenzungen gewichen, die Sitze, Bodenbeläge und Wandbespannungen verzehrten.
Die restlichen Vampire – nach Jamies Zählung ein Dutzend ohne den unter der Kuppel schwebenden Vampirkönig – drängten sich in der Mitte des Zuschauerraums zusammen. Sie wirkten verloren, desorientiert, als könnten sie nicht glauben, was geschehen war. Eine Frau hielt die verkohlte Leiche eines Mannes in den Armen, beugte sich tief über das noch qualmende zerstörte Gesicht und schien ihm etwas zuzuflüstern.
»Kommt, wir machen Schluss«, sagte Jamie ruhig und führte sein Team den Mittelgang hinunter.
Die restlichen zwölf Vampire waren in kaum drei Minuten vernichtet; nicht einer von ihnen leistete Widerstand, und ihre Mienen, mit denen sie die Ströme von vergossenem Blut und die an ihren Knöcheln leckenden brausenden Flammen anstarrten, ließen vermuten, dass viele ihre Vernichtung für einen Gnadenakt hielten.
»Ihr Teufel!«, blaffte der hoch unter der Kuppel schwebende Vampir. »Wie könnt ihr es wagen? Wisst ihr nicht, wer ich bin?«
Angela riss ihr T-Bone hoch und drückte ab. Jamie staunte darüber, wie schnell sie war, aber der schwebende Vampirkönig schlug den Metallpflock mit verächtlichem Grinsen mühelos beiseite.
»Ich bin Lord Dante!«, kreischte er. »Der Vampirkönig von Paris. Dies ist mein Heim!«
Als die Stimme des Vampirs durchs Theater hallte, heulte der Riesenwolf wieder, dass die Wände zitterten. Dann brach das Heulen abrupt ab, wurde zu einem heiseren Knurren. Jamie sah sich nach dem Grund dafür um und stellte fest, dass ein einzelner Vampir auf die Bühne geschwebt und sich jetzt mit beschwichtigend ausgestreckten Händen dem Wolf näherte.
»Was zum Teufel will er?«, fragte Dominique.
»Keine Ahnung«, sagte Jamie.
Der Vampir blieb einige Meter von dem Wolf entfernt stehen, der sich wieder gesetzt hatte und den Kopf hängen ließ. Er knurrte noch immer, und Jamie sah aus seinem seitlichen Blickwinkel mit Entsetzen die aus dem dichten Nackenfell ragenden Metallbolzen.
»Henry«, sagte der Vampir langsam. »So heißt du – Henry. Erkennst du mich nicht? Ich bin’s, Latour. Was ist nur aus dir …«
Weiter kam er nicht.
Als der Vampir seinen Namen nannte, explodierte das Knurren des Wolfs zu zähnefletschender Wut. Das Riesentier überwand die Entfernung zwischen ihnen mit einem einzigen blitzschnellen Satz, schloss die Kiefer um Latours Kopf, schnitt ihm so das Wort ab. Der Vampir begann in dem gigantischen Rachen steckend zu kreischen, während seine Fäuste vergeblich die Wolfsschnauze bearbeiteten. Dann schloss der Wolf seine Kiefer mit einem schrecklichem Knacken, das Jamie für den Rest seines Lebens verfolgen würde. Blut spritzte zwischen den gelben Zähnen hervor und platschte auf die Bühnenbretter, bevor der Wolf Latour mit einem fast lässigen Schütteln seiner gewaltigen Schnauze den Kopf abriss und ihn ganz verschlang.
Unter der Kuppel ertönte ein gellend lauter Wutschrei, und Jamie sah zu dem Vampir auf, der sich als König von Paris bezeichnete. Sein
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