Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
altern, ohne zu sterben. Ich kann dir die Macht verleihen, deine Welt in Trümmer zu legen. Alles das kann ich dir gewähren.
»Ich wittere Täuschung«, sagte Vlad. »Ein solches Angebot ist bestimmt zu gut, um wahr zu sein.«
Du hast recht, antwortete der Mund. Es kann kein Licht ohne Dunkelheit, keine Belohnung ohne Strafe geben. Aber ich täusche dich nicht. Du hattest nicht verlangt, die Bedingungen zu hören.
»Ich frage jetzt danach.«
Also gut. Du wirst niemals mehr die Sonne sehen; ihr Anblick wird dein Ende bedeuten. Du wirst nie mehr essen oder trinken, wie’s die Menschen tun; nur das Blut anderer Lebewesen wird dich nähren. Du wirst gegen sterbliche Hände und die Waffen Sterblicher gefeit sein und dein neues Leben mit anderen teilen können, wie du’s für richtig hältst. Aber wenn deine Zeit auf dieser Ebene zu Ende geht, gehört deine Seele mir, und dir ist die Hölle bestimmt. In alle Ewigkeit.
»Ich nehme an.«
Die Worte waren heraus, noch bevor ihm klar war, dass er sie aussprechen würde. Das Angebot des Scheusals würde ihn zu einem Leben im Schatten verdammen, von Blut und Tod umgeben, aber für Vlad würde das nichts Ungewohntes sein, und die Alternative war keiner Überlegung wert. Sein bisheriges Leben war zu Ende, das wusste er nur allzu gut; die Türken würden ihn bis ans Ende der Welt verfolgen, und er wollte lieber stolz im Dunkel stehen, als im Licht fliehen und sich verkriechen müssen.
Daran habe ich nie gezweifelt, sagte die Stimme. Aber ich bin noch nicht fertig. Das Grinsen wurde noch breiter, bis es über die Ränder der Altarplatte lief und in ölig schwarzen Fäden ins dunkle Gras tropfte.
»Wie meinst du das?«, rief Vlad aus. »Welcher Betrug ist das?«
Durchaus kein Betrug. Du hast mein Angebot angenommen, ohne schon alle Bedingungen zu kennen.
»Sag mir, was du zurückhältst! Sag’s mir sofort!«
Der Mund wurde zu einer harten schmalen Linie, und als er wieder sprach, klang die Stimme nach gefrierendem Blut, nach Schmerzen und Hoffnungslosigkeit.
Du hast nichts mehr einzutauschen. Ich rate dir, keine Forderungen zu stellen.
Vlad begann zu zittern – vor Wut und aus einer grausigen schleichenden Ahnung, übertölpelt worden zu sein. Angst lag wie ein Eisklumpen in seinem Magen und kroch sein Rückgrat hinauf, während er entsetzt den Altar anstarrte.
»Ich bitte um Verzeihung«, zwang er sich zu sagen. »Ich bitte demütig darum, die letzte Bedingung der Übereinkunft zu erfahren.«
Schon besser, sagte der Mund und lächelte wieder . Die letzte Bedingung lautet: Das erste Blut, das du trinkst, ist der einzige Schlüssel zu deinem Untergang. Dein erstes Opfer trägt das einzige Mittel in sich, dein zweites Leben zu beenden.
»Was für ein Betrug ist das?«, rief Vlad aus. »Du hast mir ewiges Leben versprochen.«
Ich habe dir nichts versprochen. Ich habe gesagt, dass ich dir ewiges Leben gewähren kann; ob du es erreichst, hängt allein von dir ab. Wie würde unser Vertrag jemals erfüllt, wenn du nicht sterben könntest? Aber ich habe dir mehr gegeben als jedem anderen Menschen vor dir und möchte dich dankbarer für meine Großzügigkeit sehen.
»Was ist das für ein Geschenk, das ich für meine Seele bekomme, voller Einschränkungen und Vorbehalte?«
Ich habe dir kein Geschenk versprochen, erwiderte der Mund. Ich habe dir nur eine Übereinkunft angeboten, über die wir uns jetzt einig sind.
»Dann ziehe ich meine Einwilligung zurück!«
Zu spät, sagte der Mund breit grinsend. Dann bewegte er sich, zerbarst und hüllte Vlad vollständig mit einer schwarzen Flüssigkeit ein, die sich kalt und falsch wie das Ende der Welt anfühlte. Er schrie lautlos, wieder und wieder, aber die Flüssigkeit hielt ihn umklammert, bis es vorbei war, und wich erst dann zurück.
Er sank wie eine dürre Hülse auf die Knie; seine Augen waren nach oben verdreht, sodass er blind war, und seine Haut war trocken und lederig wie Pergament. Er atmete nicht, aber er lebte noch, war noch imstande, ungeheuerlichste Schmerzen zu empfinden. Als er glaubte, die Höllenqualen nicht länger ertragen zu können, als er glaubte, sterben oder vor Schmerzen wahnsinnig werden zu müssen, kam die schwarze Flüssigkeit zurück und hüllte ihn erneut ein.
Statt Erbarmen zu haben und seine Qualen zu beenden, wie Vlad sehnlichst hoffte, sank sie in ihn ein, verschwand in seinen Poren, und er empfand ein nie gekanntes Gefühl von Kraft, das durch den ganzen Körper pulsierte. Seine Augen
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