Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
durchführbaren Plan für die Befreiung Henry Sewards habe. Dann wies er Marlow an, die Videokonferenz zu beenden, und wandte sich wieder den Männern und Frauen von Schwarzlicht zu.
Irgendwo links von Jamie begann ein Agent zu klatschen. Das blieb sekundenlang ein einsamer Laut, bis ein weiteres Händepaar einfiel, worauf immer mehr Agenten klatschten, sodass zuletzt eine donnernde Akklamation für Colonel Holmwood den Raum erfüllte.
»Danke, danke!«, rief Holmwood und hob die Hände, um wieder Ruhe herzustellen. »Vielen Dank!« Als der Beifall endlich abklang, betrachtete er sie ernst. »Unsere Dienstvorschrift bestimmt, dass ich als Stellvertretender Direktor unter den gegenwärtigen Umständen Admiral Sewards Amtsgeschäfte als Kommissarischer Direktor übernehme«, sagte er. »Ich versichre Ihnen, dass mir diese vorübergehende Beförderung kein Vergnügen macht. In der Vorschrift steht auch, dass jeder Agent dieser Regelung widersprechen und einen Gegenkandidaten vorschlagen kann. Sollte jemand das tun wollen, bitte ich jetzt um Wortmeldungen.«
Das Schweigen im Kontrollzentrum war ohrenbetäubend laut.
»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen«, sagte Holmwood mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich werde Sie nicht enttäuschen.« Er betrachtete die versammelten schwarz Uniformierten und empfand bei ihrem Anblick Stolz und Zuversicht.
»Agenten«, fuhr er mit fester Stimme fort. »Wir stehen vor der größten Herausforderung, vor der die Menschheit je gestanden hat, und müssen wie gewohnt diese Last tragen, damit die Bevölkerung von ihr verschont bleibt. Lassen wir zu, dass Dracula zurückkehrt, dass er wieder zu alter Stärke gelangt, hört alles Leben, wie wir es kennen, auf diesem Planeten auf. Vor uns liegen finstere Zeiten; ich will nicht lügen und Ihnen etwas anderes erzählen. Aber ich bin stolz darauf, neben jedem Einzelnen von Ihnen zu kämpfen und gemeinsam mit Ihnen das Kommende zu meistern.
Ich habe diesem Department nie mit größerem Stolz angehört als heute Morgen, und ich verspreche Ihnen eines: Wir werden Valeri und Dracula gemeinsam entgegentreten, und wir werden siegen. Wir werden die Finsternis zurückdrängen, wie wir’s immer getan haben, und triumphierend aus den Schatten treten – oder bei dem Versuch untergehen. Weil jeder und jede von Ihnen dabei eine Rolle zu spielen hat, beginnen heute Nachmittag die Einsatzbesprechungen für Einzelne und Gruppen. Bis dahin sind Sie alle entlassen.«
Die Agenten sprangen geschlossen auf und applaudierten ihrem Kommissarischen Direktor. Cal Holmwood blieb mit ruhiger Entschlossenheit lächelnd auf dem Podium stehen, als die ersten schwarz Uniformierten das Kontrollzentrum verließen und in den Ring hinaustraten.
52
Vorwärts, immer vorwärts
Eine Stunde später
Jamie, Larissa, Kate und Matt standen vor Colonel Holmwoods Unterkunft und warteten darauf, hineingerufen zu werden.
Nach der Versammlung hatten sie sich in Jamies Zimmer getroffen, aber ihre Begeisterung über Cal Holmwoods Worte war durch Kates Trauer um Shaun Turner gedämpft worden. Sie hatte auf Jamies Bett sitzend mitreden und einmal sogar mitlachen können, aber in ihr war eine unverkennbare Veränderung vorgegangen: Kate war nicht mehr das Mädchen, das sie am Vortag gewesen war.
Auch Jamie, Larissa und Matt hatten schon Verluste erlitten; sie hatten Freunde und Angehörige zurücklassen müssen, als ihr Leben – teils freiwillig, teils ohne Vorwarnung von außen aufgezwungen – die Wendungen genommen hatte, die sie letztlich hierhergeführt hatten.
Aber nur Jamie war wirklich mit dem vertraut, was Kate jetzt durchlitt; in den Tagen nach der Ermordung seines Vaters hatte er sich seinen unvorhersehbaren, unzuverlässigen Emotionen völlig ausgeliefert gefühlt. Eben war er noch ganz wie sonst gewesen, hatte vernünftig mit seiner ebenso niedergeschmetterten Mutter reden können; im nächsten Augenblick verfiel er in einen absolut unkontrollierbaren Weinkrampf, gegen den es kein Mittel zu geben schien.
Noch schlimmer war jedoch die Art und Weise gewesen, wie sein durch die üblichen Trauerrituale konditioniertes Gehirn auf seine Gefühle reagiert hatte. Hatte er normal funktioniert, hatte sein Gehirn ihn dafür getadelt und ihm vorgeworfen, seinen Vater nicht geliebt zu haben, weil ein Sohn, dessen Vater gestorben sei, nicht imstande sein dürfe, mit Nachbarn übers Wetter oder das letzte Arsenal-Resultat zu reden. Hatten aber seine Gefühle ihn überwältigt,
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