Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
es weggeführt wurde. Er hob eine Hand, um zurückzuwinken.
Als die Tür von Mannis Truckerstopp zum zweiten Mal zugeknallt war, traten die Fernfahrer wie ein Mann langsam auf Frankenstein zu, der sich in den engen Raum zwischen zwei Sattelschleppern zurückzog.
»Was wolltest du mit meiner Kleinen?«, fragte Michael Neumann mit zornbebender Stimme. »Was zum Teufel wolltest du mit ihr?«
Frankenstein wusste recht gut, dass bloßes Reden nichts daran ändern konnte, was geschehen würde, aber er versuchte es trotzdem.
»Ich wollte sie Ihnen zurückbringen«, sagte er so ruhig wie möglich. »Sie hat sich vor Ihnen versteckt, und ich habe sie gewarnt, dass das gefährlich ist. Ich wollte sie Ihnen zurückbringen.«
»Er lügt, Michael«, sagte einer der Trucker, ein Riese, dessen Lederjacke aus den Nähten zu platzen drohte. »Darauf verwette ich meinen letzten Cent. Er weiß, dass es aus ist.«
»Ich sage die Wahrheit«, widersprach Frankenstein. »Sie hat mir erzählt, dass Sie Karten spielen und dass sie heimlich weggelaufen ist. Sie hat mich neben Ihrem Fahrzeug stehen sehen und mich gefragt, ob ich ein Dieb sei. Das ist die Wahrheit.«
»Was wolltest du mit meiner Tochter?«, fragte Lenas Vater. Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Was hättest du gemacht, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte?«
Du hast mich nicht aufgehalten, dachte Frankenstein verärgert. Wäre ich die Art Mann, für die du mich hältst, wäre ich mit deiner Tochter längst zehn Kilometer weiter, und du würdest sie nie wiedersehen. Weil du Karten gespielt hast, statt auf sie aufzupassen. Weil du …
Er brachte den Gedanken nicht zu Ende, weil eine Brechstange gegen seinen Hinterkopf krachte und ihn auf die Knie sinken ließ. Ein Trucker war um einen der Sattelschlepper herumgeschlichen, zwischen die Frankenstein sich zurückgezogen hatte; jetzt stand er mit dem Eisen in der Hand über dem gefällten Riesen.
»Da liegt er, Jungs!«, brüllte er triumphierend. »Los, wir zeigen ihm, was wir mit solchen Kerlen machen!«
Mit Michael Neumann an der Spitze drängten die Männer mit erhobenen Waffen vor. Wut explodierte in Frankensteins Kopf; mit einem Satz war er auf den Beinen, sein riesenhafter Körper im Schatten der Fahrzeuge pechschwarz, und packte einen der Angreifer am Hals. Das Brüllen des Mannes erstarb, als das Ungeheuer ihm mit einer Hand die Kehle zudrückte, dann riss es ihn hoch, und er flog durch die Luft, als Frankenstein ihn mit voller Kraft gegen einen der Trailer warf. Der Mann krachte gegen das dünne Blech, hinterließ eine große Beule und glitt dann aus einer Platzwunde am Kopf blutend zu Boden.
Die anderen bremsten hastig, machten große Augen. So hatten sie nicht gewettet; sie hatten dem Fremden eine Lektion erteilen und ihn blutend am Boden liegend zurücklassen wollen, während sie wieder hineingingen und das unterbrochene Spiel fortsetzten.
»Los, kommt!«, rief Michael mit versagender Stimme. Er setzte sich mit einem Drehmomentschlüssel in der erhobenen Hand in Bewegung, aber als der riesenhafte Schatten Frankensteins über ihn fiel, machte er schnell wieder halt. Er starrte nach oben in das beängstigende Gesicht des Monsters, und sein Mut verließ ihn, wie er schon die anderen Männer verlassen hatte; sie flüchteten bereits in Richtung Truckerstopp und riefen dabei, jemand solle die Polizei anrufen.
Frankenstein streckte die Hand aus und nahm dem Mann den Drehmomentschlüssel weg. Lenas Vater leistete keinen Widerstand; er war von der Präsenz des vor ihm stehenden Riesen wie hypnotisiert.
Das Monster bückte sich, bis ihre Köpfe auf gleicher Höhe waren. Vor Mund und Nase bildete sein Atem mächtige weiße Wolken, und über die linke Schulter lief ihm Blut, weil die Brechstange eine Platzwunde hinterlassen hatte.
»Nächstes Mal«, sagte er mit eisiger Stimme, »achten Sie gefälligst mehr auf Ihre Tochter als auf Ihre Karten. Haben Sie verstanden?«
Michael Neumann nickte vor Angst zitternd.
»Gut«, sagte Frankenstein und ließ den Schraubenschlüssel fallen. Er fiel scheppernd zu Boden, blieb zwischen Michaels Fuß und dem Bewusstlosen liegen, den der Riese an den Trailer geworfen hatte. Michael wandte sich ab und flüchtete, ohne sich noch mal umzusehen.
Frankenstein strich ruhelos den Rand des Parkplatzes entlang, suchte einen Ausweg.
Sein Herz jagte, sein Magen rebellierte bei der Erinnerung an das Geräusch, das der Mann gemacht hatte, als er an den Trailer geknallt
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