Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
brummten gleichmäßig, und als sie an Jamie vorbei zur Aristeia weiterrollten, stellte er fest, dass sie neu bereift zu sein schienen. Wer die Lastwagen fuhr, war nicht auszumachen: Die Fahrerhäuser mit den schmutzigen Seitenscheiben ragten so hoch über ihm auf, dass der Blickwinkel zu steil war.
Jamie beobachtete, wie die Lastwagen auf dem Kai hielten, und wartete dann mit angehaltenem Atem, als die Fahrertür des ersten Wagens aufgestoßen wurde und eine schemenhaft erkennbare Gestalt ausstieg.
Nebelschwaden zogen träge vorbei, als die Gestalt nach hinten ging und sich daranmachte, die Hecktür zu öffnen. Hinter Jamie, irgendwo an der Straße auf dem Werftgelände, war ein Scharren zu hören, wahrscheinlich von einem Tier, das über den Asphalt huschte. Das Geräusch ließ den Vampir sofort herumfahren, und Jamie sah seine Augen rot aufleuchten.
Sekundenlang herrschte gespannte Stille, dann wandte der Vampir – ein Mann Ende dreißig, soviel Jamie in der herabsinkenden Dunkelheit erkennen konnte – sich wieder seiner Arbeit zu. Im nächsten Augenblick war das Schloss abgenommen und achtlos weggeworfen; die zweiflüglige Hecktür wurde aufgezogen und gab den Blick auf ein Quadrat aus pechschwarzer Leere frei. Dann füllte das Quadrat sich mit Bewegung, als Vampire hervorquollen und auf den Kai sprangen.
Sie versammelten sich lärmend und lachend hinter dem Fahrzeug, gingen lässig vertraut miteinander um, als die Fahrer der beiden anderen Lastwagen zu ihnen stießen. Mehrere zündeten sich Zigaretten an, dann machten sie sich an die Arbeit: Acht von ihnen ergriffen die Festmachleinen, warfen sie über hohe Poller und holten die Aristeia in einer nonchalanten Demonstration übermenschlicher Kräfte ganz an den Kai heran. Irgendwo über ihnen erklang ein Begrüßungsruf, den die als Festmacher arbeitenden Vampire erwiderten, während sie die Trossen einholten.
Zwei der Vampire gingen nach hinten zu den anderen Lastwagen und öffneten auch ihre Hecktüren, sodass nun alle drei Fahrzeuge offen dastanden. Der als Erster ausgestiegene Vampir überwachte ihre Aktivitäten mit einer Zigarette im Mundwinkel; wer keine bestimmte Aufgabe hatte, trieb sich zwischen den Wagen herum und wartete darauf, dass der Frachter an den Kai gebracht wurde.
»Ich zähle vierzehn«, flüsterte Jack Williams.
»Ich auch«, bestätigte Jamie. »Dazu sieben an Bord. Insgesamt einundzwanzig.«
»Bleibt, wo ihr seid«, sagte Jack. »Erst mal sehen, was sie vorhaben.«
Irgendwo hoch über ihnen öffnete sich mit metallischem Kreischen eine Tür. Sekunden später erschienen die sieben Vampire, die sich auf dem Satellitenbild als weißglühende Punkte abgezeichnet hatten, an der Reling und begannen einen freundschaftlichen Dialog mit den unten Wartenden; ihre Augen leuchteten glutrot, während sie mit dem Empfangskomitee Spott und Sticheleien austauschten. So ging es einige Minuten lang weiter, bis der Vampir, der offenbar die Befehle gab, sich eine neue Zigarette anzündete und lautstark verlangte, alle sollten die Klappe halten. Leise knurrend und fauchend taten die Vampire wie geheißen.
»Los, an die Arbeit!«, rief der Vormann weiter. »Herumblödeln könnt ihr später! Macht die Container auf, damit wir sehen, was sie uns gebracht haben.«
Die Vampire an Bord der Aristeia verschwanden von der Reling und machten sich an die Arbeit; unterstützt wurden sie dabei von mehreren Vampiren, die nach oben an Deck flogen, um ihnen zur Hand zu gehen. Ein weiterer Vampir flog auf den Frachter, um eine lange Gangway herabzulassen, deren Ende laut metallisch scheppernd auf dem Kai landete, wo es zwischen zwei Gleisen ruhte.
Als die Hecktüren der Container sich kreischend öffneten, waren schreckliche Laute zu hören: Schreie, die von Angst und Elend kündeten, lautes Jammern wie von Schmerzen und Entsetzen, ein ständiger Chor schluchzend flehender Stimmen, viele davon in Sprachen, die keiner der Agenten je gehört hatte. Dann erschien am oberen Ende der Gangway eine kleine Gestalt, deren Umrisse bei Nebel und Dunkelheit kaum erkennbar waren. Sie machte ängstlich und unsicher einen ersten Schritt, dann noch einen und noch einen. Dabei geriet sie in den Lichtstrahl eines Scheinwerfers, der an Bord aufgeflammt war, und Kate holte erschrocken tief Luft.
In dem grellweißen Scheinwerferlicht stand ein asiatisches Mädchen, das nicht älter als fünf oder sechs Jahre sein konnte. Das schmale Gesicht der Kleinen war blass, ihre Augen waren
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