Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen
Anspannung im Verhältnis zur Entspannung, um einen Menschen glücklich zu machen. Es gibt dafür sogar einen Begriff: „optimale Belastung“. Bekannt ist, dass Unterforderung genauso krank macht wie Überforderung. Das eine führt zum „Bore-out“, das andere zum „Burn-out“.
Für Angehörige und Freunde: Übernimmt sich der Betroffene? Hat er trotz Multitasking einfach zu viele Termine? Oder ist er total unterfordert und langweilt sich zu Tode, benötigt also Beschäftigung? Sie kennen die Lebenssituation des Betroffenen am besten. Weisen Sie ihn auf mögliche Überlastungen hin. Bei chronischer Langeweile können Sie vorsichtig Ideen anbieten, was man alles tun könnte. Natürlich liegt es in der Verantwortung des Betroffenen, die Vorschläge anzunehmen. Drängen Sie sich nicht auf. Als Betroffener: Machen Sie eine Bestandsaufnahme, wo Sie sich im Moment zu viel zumuten, und versuchen Sie, Stress abzubauen und Termine zu streichen. Bei Unterforderung motivieren Sie sich dazu, etwas Neues auszuprobieren.
Vorhersehbarkeit, Planbarkeit
Menschen sind offenbar zufriedener, wenn ihr Leben in einigermaßen geordneten Bahnen abläuft und überwiegend planbar ist. Je mehr Kontrollmöglichkeiten und je mehr Vorhersehbarkeit, desto besser. Natürlich gibt es im Leben immer Unvorhersehbarkeiten und nie die totale Kontrolle. Darum geht es auch nicht. In der Verhaltenstherapie haben sich in der Depressionsbehandlung Aktivitätspläne bewährt, um wieder mehr Struktur aufzubauen und das Gefühl zu vermitteln, dass man zumindest einen Teil der Tages- und Wochenabläufe beeinflussen kann.
Für Freunde und Angehörige: Macht der Betroffene irgendeine Art von Terminplanung? Lässt er die Zeit einfach verstreichen? Wenn Sie ein eigenes Kalenderprogramm haben, können Sie es z. B. erklären und vormachen. Für Betroffene: Nehmen Sie ein Programm wie iCal oder Outlook (nur als Beispiel). Tragen Sie alle Alltagsaktivitäten ein, die sowieso feststehen. Sie können auch banal sein, also Frühstück, Mittagessen, Abendessen, mit dem Hund Gassi gehen usw. (Denken Sie daran, es geht darum, wieder mehr Planbarkeit und Kontrolle zu bekommen.) Nach „unangenehmen“ Aktivitäten sollten Sie „angenehme“ Aktivitäten einplanen (Ausgleich). Nichtstun und Pausen müssen Sie ebenfalls bewusst einplanen, wegen der Kontrolle und wegen der Balance (Sie erinnern sich). Dadurch können Sie auch gleich überblicken, ob Sie sich zu viele Termine aufgelastet haben.
Sinnhaftigkeit, Werte, Ethik
Jetzt wird es etwas philosophisch: Menschen, die ihr Leben als sinnvoll empfinden, sind glücklich. Und zu den typischen Depressionssymptomen gehört ja auch ein Gefühl der „Sinnlosigkeit“. Wie bekommt man es jetzt aber hin, von dem Zustand, etwas sinnlos zu finden, in den Zustand zu wechseln, es wieder als sinnhaft zu erleben? Eine große Hilfe dabei sind Werte, also alles das, was einem wichtig erscheint und etwas bedeutet. Das sind z. B. persönliche Werte, also das, was man an jemandem mag (Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Freiheit usw.), materielle Werte wie Geld, Macht, Besitz, sittliche Werte wie Treue, Verlässlichkeit, Maßhalten, Fleiß, geistige Werte wie Weisheit und religiöse Werte wie Frömmigkeit usw. Die einzelnen Kategorien überschneiden sich zum Teil. Persönliche Werte können sich mit gesellschaftlichen Werten decken und umgekehrt. Werte können miteinander kollidieren, dann hat man einen „Wertekonflikt“. Beispiel: Umweltschutz und die Gewinnmaximierung eines Wirtschaftsunternehmens.
Daher sollte man möglichst seinen wichtigsten Werten und Prinzipien folgen und Wertekonflikte vermeiden, um das Leben als sinnhaft zu erleben.
In diesem Zusammenhang noch ein paar Worte zur Religiosität: Es gibt diverse Studien, die belegen, dass eine verstärkte Religiosität wegen der Hoffnung und Zuversicht, die sie vermittelt, und wegen der ethischen Richtlinien, die sie beinhaltet, Schutz vor Depressionen bietet. Eine Übertreibung solcher Prinzipien wie im Fundamentalismus führt jedoch umgekehrt zu mehr Depressionen aufgrund der dadurch verstärkten Schuldgefühle und Gewissensbisse. Nichtumsonst hat die europäische Geschichte Jahrhunderte der Säkularisierung benötigt, um von zwanghafter Übertreibung religiöser Regeln zu befreien. Eine völlige Vernachlässigung ethischer Prinzipien macht aber auch unglücklich. Wie immer gelten also auch hier das gesunde Mittelmaß und ein überwiegendes Befolgen von Werten und Prinzipien.
Für
Weitere Kostenlose Bücher