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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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guten Bekannten und Freunden mitteilt, denn so könnte die Isolation vermindert werden oder gar unerwartete Hilfe kommen. Ähnlich schwierig ist die Lage nach innen und außen, wenn ein Teil eines Paares in eine Depression abtaucht. Insgesamt wird auch die Lage der Angehörigen von Betroffenen durch die Stigmatisierung in vielfältiger Weise erschwert.
    Die Gewissensfrage
    Heute kann bei einem kleinen Teil der etwa 30 bis 40 Jahre alten Betroffenen eine Aufbruchstimmung festgestellt werden, das Tabu zu brechen und das Stigma zu bewältigen. Ihre Risikobereitschaft ist größer als die der älteren Generation. Bei der Stellensuche geben sie sich offen und weichen der Frage nach dem Grund des Stellenwechsels nicht aus. Sie sind sich im Klaren, dass dies das Ende eines Anstellungsgesprächs bedeuten kann. Sie mögen länger brauchen, einen neuen Job zu finden. Im Wissen, nichts verheimlicht zu haben, können sie dann aber unbelastet an die neue Aufgabe herangehen. Sie sind freier im Umgang mit dem Vorgesetzten, wenn sie mit ihm über Stressabbau reden müssen, um eventuell eine kritische Situation zu vermeiden. Allerdings ist für den Betroffenen die Lage nie ganz klar. Es bleibt die Unsicherheit, ob wirklich nur die Vorgesetzten über seine Vulnerabilität im Bild sind oder ob sich der »Fall« herumgesprochen hat.
    Bei Menschen über 50 Jahren ist die Sachlage eindeutiger und zugleich schwieriger. Die Ansicht herrscht vor, dass bei einem »Outing« vor allem in beruflicher Hinsicht zu viel auf dem Spiel steht. Wenn der Lebensunterhalt einer Familie mit Kindern im Studium gefährdet ist, ist diese Besorgnis verständlich. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist die ökonomische Abhängigkeit bestimmend, und das Opfer versucht sich durchzuwursteln. Das Dilemma ist sehr real, meistens wird die psychische Schwäche verheimlicht, sogar beim Vertrauensarzt. Dies kann Schuldgefühle auslösen und ist der Psyche des Betroffenen gar nicht zuträglich.
    In bestimmten Fällen gelingt es allerdings, das Tabu zu brechen und offen über die Krankheit zu sprechen. Zwar ist zu beachten, dass Chefs kleinerer Firmen im Allgemeinen weniger Übung im Umgang mit diesen Problemen haben als psychologisch geschulte Personalverantwortliche in größeren Unternehmen. Dafür ist in kleineren Betrieben die Beziehung zum Arbeitgeber so eng, dass das Bekanntwerden einer überstandenen Depressionskrankheit keine abrupte negative Reaktion auslöst und dass durch ein gutes Einvernehmen bei einem Wiederauftreten der Krankheit Lösungen gefunden werden können, die beide Seiten befriedigen.
    Mehr Verständnis ist ferner in öffentlichen Verwaltungen anzutreffen, teilweise auch in Schulen, Lehranstalten und generell in Organisationen, bei denen vielleicht das Profitdenken und der »ShareholderValue« nicht unbedingt an erster Stelle der Firmenphilosophie stehen.
    Überwindung des Stigmas: Praktische Beispiele
    Ein Fall, der Schule und gerade den Politikern Eindruck machen sollte, ist der folgende: Der damalige norwegische Premierminister, also ein Staatsmann der höchsten Stufe, Kjell Magne Bondevik, erlitt im Sommer 1998 eine Depression, die auf großen persönlichen Stress und Sorgen wegen der schwierigen finanziellen Situation des Staatshaushaltes zurückzuführen war. In einer Pressemitteilung hieß es, Bondevik habe die Regierungsgeschäfte vorübergehend delegiert und müsse sich in Behandlung begeben. Einen Monat später kam er zurück, berief eine Pressekonferenz ein und gab den ganzen Sachverhalt seiner »krankheitsbedingten Abwesenheit« bekannt, nannte die Depression beim Namen, beantwortete Fragen und nahm anschließend seine Tätigkeit wieder auf. Mr. Bondevik ist für seine Offenheit zu gratulieren und es ist zu wünschen, dass die Diskussion solcher Fälle in der Öffentlichkeit zur Entstigmatisierung der Depressionskrankheiten beiträgt. Die Bevölkerung sollte mittels einer professionell geführten Kampagne aufgeklärt und die psychischen Krankheiten müssen offen diskutiert werden. Durch die befreiende Wirkung des Bruchs von Tabu und Stigma ist die Krankheit durch Betroffene und vor allem auch durch deren Umfeld viel besser zu bewältigen. »Outings« bekannter Persönlichkeiten könnten eine Lawine auslösen, indem andere sich sagen: »Das kann ich auch.«
    Ein Bankfachmann, nennen wir ihn Alexander, arbeitet nach einem hypomaniebedingten Stellenverlust seit mehreren Jahren mit bestem Erfolg in einer internationalen Finanzfirma.

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