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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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genug ist. Die in letzter Zeit oft festzustellende Verhärtung des Betriebsklimas dürfte einer Öffnung auch nicht gerade förderlich sein.
    Ausblick
    Es wäre schön, wenn das Stigma der psychischen Krankheiten einfach immer mehr abnähme und eines schönen Tages ganz verschwände. Vielleicht tritt das auch nach langer Zeit irgendwann einmal ein, so wie auch eine unbehandelte Depression in den meisten Fällen einmal verschwindet. Aber erstens geht wertvolle Zeit verloren und zweitens ist Abwarten gefährlich. Immer mehr Leute werden von Depressionen betroffen. Und: In vielen anderen Bereichen ist der Mensch heute so aufgeklärt, dass das Stigma der Depression beim Betroffenen nur umso tiefer einsinken und sich festsetzen würde.
    Also muss gehandelt werden. Die Informationskampagne in den irischen Lehranstalten verdient als eine wertvolle Methode der Volksaufklärung Schule zu machen. Wichtig ist natürlich, dass die Lehrkräfte sich entsprechend ausbilden und mitmachen. Auch bei den Angehörigen medizinischer Berufe, egal ob Hausarzt oder Psychiater, hat die Aufklärung noch ein großes Feld zu bestellen. Die Mehrheit der Rat suchenden Patienten wird nicht richtig versorgt.
    Durch Abkürzung der Aufenthalte wird heute von den psychiatrischen Kliniken bereits sehr viel getan, um den Patienten zur Selbsthilfe zu ermuntern. Nur müsste die Nachsorge besser funktionieren. Die Krankenversicherung müsste beispielsweise einen Nachsorgenachweis einfordern und ihre Fortzahlungen von entsprechender Therapiedisziplin (Compliance) abhängig machen. Gute Compliance würde den Gesundheitszustand verbessern und die Versorgung mittelfristig kostengünstiger machen.
    Schließlich sollten sich die Behörden zu einer guten psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung verpflichtet fühlen und mindestens so viele Mittel zur Aufklärung und Therapieinformation bereitstellen, wie dies für AIDS geschieht. Wenn bedacht wird, wie viele Milliarden der Volkswirtschaft wegen psychischen Erkrankungen der Arbeitnehmer verlorengehen, sollten auch die Wirtschaft, die einzelnen Unternehmen ebenso wie etwa die Arbeitgeberorganisationen (und eigentlich auch die Gewerkschaften) ein ökonomisches Interesse an der Entstigmatisierung der Depressionskrankheiten haben.
    Entstigmatisierung in der Öffentlichkeit
    »Bündnisse gegen Depression«: »Urknall« in Deutschland
    Einen wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten Aktionen mit dem eingänglichen Titel »Bündnis gegen Depression«. Von ihrer Ausgestaltung her sind sie leider nur punktuell und nicht landesweit einsetzbar, können aber lokal effektive Aufklärungsarbeit leisten.
    1997 schrieb das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin einen Wettbewerb aus, um die medizinische Forschung zu beleben. Einen Förderungspreis für Depressionsforschung bekam die Universität München, worauf sie das Kompetenznetz-Depression.de ins Leben rief, das aus über 40 Universitäten bestand. Eine Aktivität war das Pilotprojekt »Nürnberger Bündnis gegen Depression», dem bis heute in Deutschland über 80 Bündnisse gefolgt sind.
    In Nürnberg wurde dank einer aufwendigen Öffentlichkeitsarbeit ein Wandel in der Einstellung zur Depression erzielt. Ferner wurde mittels einer systematischen Begleitevaluation nachgewiesen, dass die Suizidrate um 25 Prozent gesenkt werden konnte. Andernorts, so auch in der Schweiz, fehlen die Mittel für eine genaue Erfolgskontrolle.
    Frühe Nachfolger in der Schweiz
    Das wohl erste Bündnis außerhalb Deutschlands, das zweite überhaupt, wurde in der Schweiz auf Initiative des Vereins EQUILIBRIUM (Dachorganisation für Selbsthilfegruppen von Depressionsbetroffenen) im Kanton Zug gegründet. Das »Zuger Bündnis gegen Depression« der Jahre 2004 und 2005 stand unter dem Patronat und wurde finanziell unterstützt durch die Zuger Kantonale Gesundheitsdirektion (Ministerium für Gesundheit). Mehr als die Hälfte der benötigten Mittel wurden jedoch von privater Seite (Stiftungen usw.) gespendet. Vergleichbare »Bündnisse« entstanden in weiteren Kantonen oder sind in Planung.
    Großprojekt in Schottland
    2008 fand in Edinburgh – mit Schweizer Beteiligung – bereits die zweite »European Stigma Conference« zur Entstigmatisierung der psychischen Krankheiten statt, auf der die verschiedensten europäischen Projekte vorgestellt wurden.
    Die schottische »Kampagne für bessere psychische Gesundheit», die bereits seit 2002 läuft, ist wegweisend, auch was die

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