Der 1. Mord - Roman
Telefon klingelte. »Boxer«, meldete ich mich und blätterte weiter die Namen der Braut-Boutique durch.
»Mein Name ist McBride«, sagte eine tiefe, dringlich klingende Stimme. »Ich bin Detective bei der Mordkommission von Cleveland.«
53
»Ich habe hier einen Mord, der genau ins Muster Ihrer Fälle passt«, erklärte McBride. »Schusswunden, Braut und Bräutigam, direkt zwischen die Augen.« Dann beschrieb er den schnellen und grotesken Tod von Kathy und James Voskuhl, ermordet bei ihrer Hochzeit in der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland. Diesmal hatte der Mörder nicht einmal gewartet, bis die Hochzeitsfeier vorüber war.
»Was für eine Waffe hat Ihr Typ in Napa benutzt?«, fragte McBride.
»Neun Millimeter«, antwortete ich.
»Gleiches Kaliber.«
Mit wurde ein bisschen schwindlig. Cleveland? Was zum Teufel machte Rotbart in Ohio? Wir hatten gerade den Durchbruch geschafft und herausgefunden, wo er seine Opfer ausspähte. Wusste er das? Und wenn ja - woher?
Das in Cleveland war entweder ein Trittbrettfahrer, was durchaus möglich war, oder der Fall hatte sich derartig ausgeweitet, dass er überall hinführen konnte.
»Haben Sie Fotos von den Leichen vorliegen, McBride?«, fragte ich.
»Allerdings«, antwortete der Detective. »Die Tatortfotos liegen direkt vor mir. Widerlich. Eindeutig sexuell, echt abartig.«
»Können Sie mir eine Vergrößerung der Hände zuschicken?«
»Okay, aber warum die Hände?«
»Was haben sie getragen, McBride?«
Ich hörte ihn mit den Fotos rascheln. »Sie meinen Ringe?«
»Gut geraten, Kollege. Ja.« Ich betete, dass es nicht so war wie bei unseren Fällen. Cleveland … das würde mein Gefühl zunichte machen, dass wir ihm dicht auf den Fersen waren. Tötete Rotbart jetzt im gesamten Land?
Eine Minute später bestätigte McBride genau das, was ich nicht hatte hören wollen. »Keine Trauringe.«
Dieser Mistkerl reiste umher . Wir observierten den Ort, wo er unserer Meinung nach auftauchen könnte, und in der Zwischenzeit war er zweitausend Meilen weit entfernt und hatte ein Paar bei der Hochzeitsfeier in Ohio ermordet. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
»Sie haben gesagt, die Leichen wurden in sexuell verfänglicher Stellung aufgefunden?«, löcherte ich McBride.
Der Polizist in Cleveland zögerte. »Der Bräutigam wurde erschossen, als er auf der Toilette saß«, sagte er schließlich. »Dort haben wir ihn gefunden. Sitzend, mit gespreizten Beinen. Die Braut wurde auch dort erschossen, als sie hereinkam. An der Innenseite der Tür war genügend Gehirnmasse, um das zu beweisen. Aber als wir sie gefunden haben, kniete sie… und ihr Gesicht… äh …. war zwischen seinen Beinen.«
Ich schwieg und ließ das Bild vor mir auftauchen. Diesen grausamen, unmenschlichen Dreckskerl hasste ich jeden Tag mehr.
»Sie wissen schon… wie bei Fellatio«, brachte McBride über die Lippen. »Es gibt ein paar Dinge, nach denen meine Ermittler Sie gern fragen würden.«
»Fragen Sie mich selbst. Ich bin morgen bei Ihnen.«
54
Um halb sieben Uhr morgens waren Raleigh und ich unterwegs nach Cleveland. McBride holte uns selbst am Flughafen ab. Er sah überhaupt nicht so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Kein dicklicher irischer Katholik in mittleren Jahren. Er war drahtig, gut gebaut, vielleicht achtunddreißig, und schwarz.
»Sie sind jünger, als ich gedacht habe.« Er lächelte mich an.
Ich lächelte zurück. »Und Sie sind eindeutig weniger irisch.«
Auf dem Weg in die Stadt brachte er uns schnell auf den aktuellen Stand. »Der Bräutigam kommt aus Seattle. Hat irgendwas mit der Musikbranche zu tun. Hat mit Rockbands gearbeitet. Produzent … Marketing. Die Braut ist hier in Ohio aufgewachsen - Shaker Heights. Vater ist Firmenanwalt. Sie war ein hübscher Rotschopf mit Sommersprossen und Brille.«
Er nahm einen großen braunen Umschlag vom Armaturenbrett und warf ihn zu mir auf den Beifahrersitz. Er enthielt große Hochglanzfotos vom Tatort. Steif, grafisch; irgendwie ähnelten sie alten Fotos von Bandenverbrechen. Der Bräutigam saß mit überraschtem Gesichtsausdruck auf der Toilette. Seine Schädeldecke war weggeschossen. Die Braut kniete vornüber gebeugt zwischen seinen Beinen, in einer Lache aus ihrem und seinem Blut.
Beim Anblick des Paares packte mich eiskalte Furcht. Solange der Mörder sich in Nordkalifornien aufgehalten hatte, hatte ich das Gefühl, wir hätten ihn im Griff. Aber jetzt trieb er sein Unwesen überall.
Wir quetschten McBride aus:
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