Der 1. Mord - Roman
es irgendeine Beziehung, die vielleicht hässlich geendet hat? Jemand, der ihr aus Eifersucht oder Besessenheit etwas antun wollte?«
»Kathys Beziehungen schienen immer auf Unbekümmertheit zu basieren«, sagte Hillary etwas spitz.
»Ich habe sie gewarnt.« Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Immer wollte sie alles nur nach ihrem Kopf machen.«
»Hat sie je jemand Besonderen erwähnt, während sie in San Francisco gewohnt hat?«
Alle schauten Hillary an. »Nein, niemand Besonderen.«
»Keiner, der irgendwie herausragt? Schließlich hat sie ziemlich lange dort gewohnt. Sie hat auch mit niemandem eine Beziehung weitergeführt, nachdem sie fortgezogen war?«
»Wenn ich mich recht erinnere, hat sie gesagt, dass sie noch ab und zu runterfährt«, sagte der Vater. »Geschäftlich.«
»Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen«, erklärte Hillary bissig und kniff die Lippen zusammen.
Es musste eine Verbindung geben. Irgendeinen Kontakt aus der Zeit, die sie dort verbracht hatte. Irgendjemand war schließlich hierher gekommen, um sie tot zu sehen.
»War jemand aus San Francisco zur Hochzeit eingeladen?«, fragte ich.
»Ja, eine Freundin«, antwortete der Vater.
»Merrill«, meinte die Mutter. »Merrill Cole, jetzt heißt sie Shortley. Ich glaube, sie wohnt im Hilton, falls sie noch da ist.«
Ich holte die Phantomzeichnung des mutmaßlichen Mörders heraus. »Das ist nur eine Skizze, aber kennen Sie diesen Mann? Ist er jemand, der Kathy kannte? Haben Sie irgendjemanden, der so ähnlich aussieht, bei der Hochzeit gesehen?«
Die Koguts schüttelten alle nacheinander den Kopf.
Ich stand auf, um zu gehen, und sagte ihnen, dass sie sich mit mir in Verbindung setzen sollten, falls ihnen irgendetwas einfiele, ganz gleich, wie unwichtig es ihnen vorkäme. Hillary brachte mich zur Tür.
»Da ist noch etwas«, sagte ich. Mir war klar, dass es ein Schuss ins Blaue war. »Hat Kathy vielleicht ihr Brautkleid in San Francisco gekauft?«
Hillary sah mich verständnislos an. »Nein, in einer Boutique in Seattle.«
Im ersten Moment war ich von dieser Antwort enttäuscht. Doch dann kam mir wie ein Blitz der Gedanke, dass das tatsächlich die Verbindung war, nach der ich suchte. Die ersten beiden Morde wurden von jemandem begangen, der seine Opfer von weitem ausspioniert hatte. Danach hatte er sich an ihre Fersen geheftet.
Aber dieses Opfer, Kathy, war auf andere Art und Weise ausgewählt worden.
Ich war mir sicher, dass ihr Mörder sie gekannt hatte.
57
Ich fuhr geradewegs zum Hilton an den Lake Shore Boulevard und erwischte Merrill Shortley beim Packen. Sie wollte gleich zum Flughafen fahren. Sie war elegant und modisch gekleidet, vielleicht siebenundzwanzig, mit schulterlangem kastanienbraunem Haar.
»Ein paar von uns waren die ganze Nacht auf«, sagte sie, um sich für ihr verquollenes Gesicht zu entschuldigen. »Ich würde gern bleiben, aber wer weiß, wann die Leiche endlich freigegeben wird. Ich habe einen einjährigen Sohn zu Hause.«
»Die Koguts haben mir gesagt, dass Sie in San Francisco wohnen.«
Sie setzte sich mir gegenüber aufs Bett. »Los Altos. Vor zwei Jahren bin ich dorthin gezogen, als ich geheiratet habe.«
»Ich muss alles über Kathy Koguts Zeit in San Francisco wissen«, erklärte ich. »Liebhaber. Beziehungskrisen. Jemand, der einen Grund haben könnte, das zu tun.«
»Sie glauben, dass sie diesen Irren gekannt hat?« Ihr Gesicht war angespannt.
»Möglicherweise, Merrill. Sie können uns helfen, das herauszufinden. Werden Sie uns helfen?«
»Kathy hatte ständig Männer«, sagte Merrill nach einer Pause. »Sie war in dieser Hinsicht immer sehr freizügig.«
»Wollen Sie damit sagen, dass sie mit allen möglichen Typen geschlafen hat?«
»Wenn Sie es so sehen wollen. Die Männer mochten sie. Damals war dort verdammt viel los. Musik, Film, alternatives Zeug. Alles, was ihr das Gefühl gab zu leben.«
Langsam wurde Kathys Bild deutlicher. »Schließt das auch Drogen ein?«
»Wie ich schon sagte, alles, was ihr das Gefühl gab zu leben. Ja, Kathy hat gelegentlich Drogen genommen.«
Merrill hatte das hübsche, aber harte Gesicht einer Frau, die viel erlebt und sich jetzt beruhigt hatte.
»Fällt Ihnen irgendjemand ein, der ihr vielleicht etwas antun wollte? Jemand, der übermäßig fasziniert von ihr war? Der vielleicht auch eifersüchtig war, als sie wegzog?«
Merrill dachte kurz nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
»Standen Sie beide sich nahe?«
Sie
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