Der 1. Mord - Roman
ist im Sommer ein Café. Meistens ist die Tür verschlossen, aber die Familien wollten sie offen haben.«
»Zwei Schüsse wurden abgefeuert«, sagte ich. »Niemand hat etwas gehört?«
»Es war doch eine Promi-Veranstaltung. Glauben Sie, diese Leute schätzen es, wenn meine Leute ständig mittendrin sind? Wir hatten zwei oder drei Männer dort, um sicherzustellen, dass keine übereifrigen Gäste in gesperrte Bereiche wandern. Und da hätte ich Wachen auf den Korridoren bei den Toiletten patrouillieren lassen sollen? Was sollten die Leute klauen? Toilettenpapier?«
»Was ist mit den Überwachungskameras?«, fragte Raleigh.
Sharp seufzte. »Wir haben selbstverständlich die Ausstellungsräume überwacht. Und die Hauptausgänge … und aus einiger Entfernung die gesamte Haupthalle. Aber nicht den Korridor, wo die Schüsse gefallen sind. Keine Kameras in den Klos. Während wir uns jetzt unterhalten, sieht sich die Polizei mit Mitgliedern der beiden Familien sämtliche Bänder an. Es würde die Sache verdammt erleichtern, wenn wir wüssten, wonach um alles auf der Welt wir suchen.«
Ich holte eine Kopie unseres Phantombildes von dem rotbärtigen Mann aus meiner Aktentasche. Man sah ein schmales Gesicht,
ein hervorspringendes Kinn, zurückgekämmtes Haar und einen Spitzbart.
»Warum fangen wir nicht mit dem hier an?«
56
McBride musste wegen einer Pressebesprechung über die Ermittlungen zurück ins Büro. Ich musste herausfinden, weshalb der Mörder nach Cleveland gekommen war und welche - wenn überhaupt - Verbindungen es zu unseren Morden in San Francisco gab. Als Nächstes musste ich mit den Eltern der Braut reden.
Shaker Heights war eine Prominenten-Vorstadt und stand in voller sommerlicher Blumenpracht. In jeder Straße führten grüne Rasenflächen zu anmutigen, von Bäumen umstandenen Häusern. Einer von McBrides Männern fuhr mich hinaus, während Raleigh ins Lakefront Hilton ging, um sich mit der Familie des Bräutigams zu treffen.
Das Haus der Koguts war ein anheimelndes Gebäude aus rotem Backstein unter einem Baldachin aus hohen Eichen. Eine ältere Schwester der Braut machte mir die Tür auf. Sie stellte sich als Hillary Bloom vor und führte mich in ein Arbeitszimmer mit vielen Bildern, Büchern, einem Großbildfernseher; Kinderfotos der beiden Mädchen und Hochzeitsbildern. »Kathy war immer die Rebellin«, erklärte Hillary. »Ein Freigeist. Es hat eine Weile gedauert, bis sie sich gefunden hatte, aber jetzt kam sie gerade zur Ruhe. Sie hatte einen guten Job - Publizistin für eine Firma in Seattle. Dort hat sie auch James kennen gelernt. Ja, sie war endlich auf dem richtigen Weg.«
»Auf dem richtigen Weg? Und vorher?«, fragte ich.
»Wie gesagt, sie war ein Freigeist. Ja, das war Kathy.«
Ihre Eltern, Hugh und Christine Kogut, kamen herein. Zum dritten Mal begegnete ich Menschen, die vor Schock wie erstarrt waren, deren Leben zerstört war.
»Sie hatte dauernd irgendwelche Beziehungen«, räumte ihre Mutter nach einer Zeit ein. »Aber sie hat eben leidenschaftlich gern gelebt.«
»Sie war noch so jung«, sagte ihr Vater völlig gebrochen. »Vielleicht haben wir sie zu sehr verwöhnt. Sie wollte immer etwas Neues ausprobieren.«
Auf den Fotos - das widerspenstige Haar, die draufgängerischen Augen - konnte ich dieselbe Lebenslust sehen, die offenbar der Mörder bei seinen ersten beiden Opfern gesehen hatte. Es machte mich traurig, und ich fühlte mich niedergeschlagen.
»Wissen Sie, weshalb ich hier bin?«, fragte ich.
Der Vater nickte. »Um herauszufinden, ob es eine Verbindung zu diesen entsetzlichen Verbrechen im Westen gibt.«
»Gut, können Sie mir sagen, ob Kathy irgendeine Verbindung zu San Francisco hatte?«
Ich sah, wie ihre Gesichter sich verschlossen. Offenbar wussten sie etwas.
»Nach dem Studium hat sie eine Zeit lang dort gewohnt«, sagte Christine vorsichtig.
»Sie war in Los Angeles auf der Universität«, sagte Hugh. »Ein Jahr oder so hat sie dort gewohnt. Hat versucht, bei einem der dortigen Studios zu landen. Angefangen hat sie als Aushilfe bei Fox, dann hat sie diesen Publizistik-Job in San Francisco bekommen, für Musik. Es war ein sehr rasantes Leben. Partys, Werbeveranstaltungen und zweifellos noch ein paar viel üblere Sachen. Wir waren nicht glücklich, aber Kathy glaubte, es sei ihr großer Durchbruch.«
Sie hat in San Francisco gewohnt . Ich fragte, ob sie je von Melanie Weil oder Rebecca Passeneau gehört hätten.
Sie schüttelten die Köpfe.
»Gab
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