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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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Puppenmund.
    Was hatte es mit ihr auf sich?
    Und wie konnte ich es herausfinden?
    Wo hatte Danner wohl die Akte über seinen aktuellen Fall versteckt?
    Es dauerte einen Moment, bis ich das leise Surren wahrnahm, das schon die ganze Zeit über zu hören gewesen war.
    Ich wandte mich nach dem Geräusch um.
    Danner hatte den Computer nicht ausgeschaltet.
    Den Computer, an dem er vorhin seinen Bericht getippt hatte.
    Ich ging zum Schreibtisch. Der Bildschirm war schwarz, wahrscheinlich im Stand-by-Modus, aber der Rechner lief noch.
    Hatte Danner wirklich vergessen, alles auszuschalten?
    Eher nicht.
    Im Gegenteil – dass er den PC angelassen hatte und verschwunden war, war beinahe eine Einladung!
    Ich setzte mich an den Schreibtisch und schaltete den Monitor ein.
    Der Absatz, den Danner getippt hatte, bevor M. hereingeplatzt war, wurde sichtbar:
    Dienstag, 25.10.
    9.00 Uhr, Lehrerzimmer:
    Anwesend: M. Dittmer, S. Lehnert, G. Berthold, M. Morgenroth
    Gespräch auf F. Ahrend gebracht:
    S. Lehnert ist der Meinung, dass er noch länger beurlaubt sein wird. Ahrends Frau Christa leidet angeblich seit Längerem unter depressiven Phasen, muss jetzt möglicherweise zur stationären Behandlung in eine Psychiatrie eingewiesen werden.
    M. Morgenroth mutmaßt, dass die Ehe diese Belastung nicht übersteht.
    11.25 Uhr, zweite große Pause (Schulhofaufsicht):
    Verdächtige Person verteilt am Fahrradständer Koks-Tütchen an mehrere Schüler (K. Bode, F. Schubert und L. nicht dabei!).
    Ich stutzte.
    Warum hatte L. keinen Nachnamen?
    Hatte Danner ihn vergessen?
    Kannte er ihn nicht?
    Oder hatte er ihn in seinen sonst so kompletten Unterlagen absichtlich weggelassen?
    Personenbeschreibung:
Weiß, männlich, ca. 35–40 Jahre, ca. 1,80 m, ca. 80 kg, Haar mittelbraun, schulterlang, zusammengebunden, bes. Kennzeichen: Spinnennetz-Tattoo rechte Halsseite
    Schülern 60 g Kokain abgenommen.
    19.00 Uhr, Schwimmtraining:
L. ignoriert mich weiterhin
    Damit endete der Bericht auch schon. Schade.
    Doch bevor ich das Schreibprogramm ausklickte, fiel mein Blick auf den Dateinamen in der Symbolleiste am unteren Bildschirmrand: L 15.
    Der normale Bildschirmhintergrund erschien – Danners gewöhnungsbedürftigem Farbgeschmack entsprechend schwarz. Versuchsweise öffnete ich den virtuellen Aktenschrank ›Eigene Dateien‹. Die ersten elf Dateien trugen den Namen Ammer 1-11 . Dann kam acht Mal Albrecht.
    Dann – aha, Baumbach!
    Rasch ließ ich die Namen bis L durchsausen.
    Treffer!
    L 1-15.
    Vergnügt rieb ich mir die Hände und öffnete ohne Skrupel L 1.
    Die Akte L. , die bisher nur auf dem Computer zu existieren schien, war sehr viel weniger vollständig als alle Akten, in denen ich gestern geblättert hatte. Kein Name des Auftraggebers, keine Adressen, keine Telefonnummer.
    Nur ein Bericht, ähnlich dem, den ich gerade schon gelesen hatte, sehr knapp.
    Montag, 10.10.
    Ermittlungen als Sportlehrer in der Klasse 10d am Ottilie-Baader-Gymnasium begonnen (Krankheitsvertretung für F. Ahrend).
    Direktor ist informiert.
    13.40–15.15 Uhr, Sport 10d:
    Mit S. Steilen, K. Brinkmann, C. Montag, A. Kampe, O. Friedrich über E. Ahrend gesprochen. Keiner war näher mit ihr bekannt, keine neuen Informationen.
    Alle verweisen auf E. Ahrends Clique.
    Das war alles. Was blieb mir da anderes übrig als L 2?
    Dienstag, 11.10.
    K. Bode, F. Schubert und L. waren E. Ahrends beste Freundinnen. Sämtliche Mitschüler verweisen bei Fragen auf diese drei.
    Alle drei Mädchen geben an, E. Ahrend am Dienstag, den 04.10. im Nachmittagsunterricht (Biologie bei M. Morgenroth) zuletzt gesehen zu haben.
    Als die Schüler die Klasse gegen 17.00 Uhr verließen, blieb E. Ahrend im Klassenraum zurück. M. Morgenroth vermutet, dass sie auf ihren Vater wartete, um mit ihm nach Hause zu fahren.
    S. Lehnert (Religion, Politik, Erdkunde), Religionslehrerin der 10d, beschreibt E. Ahrend als intelligent, freundlich, fleißig, beliebt bei Lehrern und Mitschülern, auffallend hübsch, zeitweise schüchtern, ruhig im Unterricht, aber mündlich immer noch gut, sehr sportlich, ehrgeizig, Klassen- und Jahrgangsbeste, aber trotzdem integriert, seit Jahren mit K. Bode, F. Schubert und L. gut befreundet.
    Hm.
    In mir entwickelte sich prompt eine Abneigung gegen E. Ahrend. Klang nach einer Streberin der übelsten Sorte. Dass die bei Lehrern und Mitschülern beliebt sein sollte, ging doch nicht mit rechten Dingen zu! War das mal wieder die komplette Fehleinschätzung einer fahrlässig inkompetenten

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