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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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und sein warmer Griff kräftig.
    Staschek warf Molle einen fragenden Blick zu.
    Der Dicke nickte schulterzuckend.
    »Sie sind nicht mit ihm verwandt?«
    »Nein.«
    »Eine Klientin?«
    »Nein.«
    »Wenn Sie jetzt auch noch sagen, dass ich Sie duzen kann, hetze ich dem Kerl den Jugendschutz auf den Hals!«
    Bei einer solchen Gelegenheit kann man doch nicht widerstehen, oder?
    »Ich gehe zwar schon in die Zehnte, aber wir können von mir aus ruhig Du sagen. Warum kann ein Mädchen nicht einfach in Ruhe mit einem älteren Mann zusammenleben, wenn es sie glücklich macht?«
    Stascheks Gabel fiel klirrend auf den Teller.
    Molle begann zu husten.
    »Anscheinend liegt dir nicht besonders viel an deinem Schlafplatz!« Danner ließ sich neben mir auf den letzten freien Stuhl fallen.
    »Bist du irre, Ben?«, keuchte Staschek empört. »Du kannst nicht allen Ernstes mit einer Sechzehnjährigen …?«
    Danner verdrehte die Augen: »Zeig ihm sofort deinen Ausweis oder du fliegst wirklich raus.«
    »Schon gut«, lenkte ich ein. »Ich bin zwanzig und ich schlafe auf dem Sofa.«
    Stascheks abschätzender Blick wanderte von mir zu Danner und wieder zurück. Dann entschied er sich anscheinend, uns zu glauben. »Erzählst du öfter so ’n Schwachsinn?«
    »Glaubst du öfter alles, was du hörst, Superbulle?«
    Er musste grinsen und dabei erschienen ein paar Lachfältchen in seinem schmalen Gesicht, die ihn noch attraktiver machten.
    Er zwinkerte mir zu.
    »Lenny!«, knurrte Danner warnend. »Eben hast du sie noch für sechzehn gehalten!«
    »Ich wohne zumindest nicht mit ihr zusammen. Wie war die Schule?«
    Ich horchte auf.
    »Nichts Neues.«
    »Nichts Neues reicht nicht!«, schimpfte Staschek. »Ich will endlich mal Fakten sehen. Das kann doch nicht so schwer sein!«
    Danners Blick wurde eisig: »Und ich will endlich mal Kohle sehen! Allein dafür, dass ich hier sitze, kriege ich schon einen Hunderter. Nein, zwei – anbrüllen kostet doppelt!«
    Womit meine Frage nach dem ungenannten Auftraggeber geklärt war.
    »Geldgeiler Sack!«, schimpfte Staschek.
    »Na schön. Feierabend!«, ließ Danner die Gelegenheit, wütend zu werden, nicht ungenutzt. »Mach deinen Scheiß doch selbst! Ich bin jedenfalls raus.«
    Mit einem Ruck stand er auf und knallte die Kneipentür hinter sich zu.
    Staschek sah aus, als wollte er ihm etwas hinterherbrüllen, ließ es aber bleiben.
    »Keine Sorge, Lenny, der taucht gleich wieder auf«, meinte Molle gelassen.
    »Das kannste vergessen! Wenn ich nicht mit ’nem Tausender winke, kriege ich im besten Fall ’nen Arschtritt.«
    »Aber er hat noch nicht gegessen«, gab Molle zu bedenken.
    »Kann ich mal was fragen?«, meldete ich mich zu Wort.
    Die beiden Männer verstummten, als erinnerten sie sich erst jetzt daran, dass ich auch noch am Tisch saß.
    »Ich denke, du bist bei der Kripo? Warum schickst du einen zweitklassigen Privatschnüffler los?«
    Molle verschränkte belustigt die Arme auf seinem Bauch: »Na, jetzt mal Butter bei die Fische, Lenny.«
    Staschek trommelte mit den Fingern auf den Tisch: »Ist nicht mein Fall.«
    »Das kann doch nicht alles sein?«
    »Ja, das kann doch nicht alles sein«, echote Molle, der mein Verhör offenbar spaßig fand.
    Staschek sah sich hastig zur Tür um. Dann beugte er sich zu mir herüber.
    »Okay, hör zu«, flüsterte er. »Die Kollegen sind plattärschige Pappnasen und Danner ist einfach der Beste, zufrieden? Aber das darf er auf keinen Fall erfahren, er ist schon arrogant genug.«
    Glaubte ich aufs Wort.
    »Er muss weitermachen, zumindest bis die Kollegen die Ermittlungen abgeschlossen haben.«
    Ermittlungen!
    »Was ist mit Eva Ahrend passiert?«, erkundigte ich mich direkt.
    Staschek zog die Brauen über seinen schönen Augen zusammen: »Woher kennst du den Namen?« Er warf Molle einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Der Dicke schüttelte den Kopf.
    Schnell antwortete ich: »Ich hab auch ein bisschen geschnüffelt, hier sagt einem ja niemand was. Der Name stand in der Schülerzeitung.«
    Stascheks Blick blieb einen Moment zu lange an meinem Gesicht hängen. Ein Gedanke ging ihm durch den Kopf, ich konnte ihn in seinen Augen aufleuchten sehen.
    »Sie ist tot«, informierte er mich wohlüberlegt.
    Ich ließ meine Gabel sinken: »Wirklich?«
    »Sie ist aus dem Fenster des Biologieraumes gesprungen, fünfter Stock. Ohne Vorwarnung, direkt nach dem Unterricht. Alle anderen sind rausgegangen, sie ist gesprungen.«
    »Selbstmord? Und was interessiert dich und Danner

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