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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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mach’s kurz! Ich bin noch Jungfrau und bleibe es, bis der Richtige auftaucht.«
    Ich stand auf und verbeugte mich vor ihr. »Du gibst mir den Glauben an die Mädchen von heute zurück.«
    Franzi kicherte.
    Ich ließ mich wieder neben Lena aufs Sofa fallen: »Und was ist mit dir?«
    Lena verhakte ihre Daumen ineinander: »Lass Karo weitermachen, das ist spannender.«
    Diesmal war ich es, die ihr einen Arm um die Schultern legte: »Sag nicht, du bist auch noch Jungfrau?!«
    »Nein!« Lena seufzte. »Na schön: Mario Wache. Du weißt schon, der Typ vom Schwimmen gestern.«
    Es dauerte nur eine Sekunde, bis mein Gehirn den Namen mit dem schönen Blonden an der Kasse verband.
    Ich hatte doch gewusst, dass da was lief!
    »Letztes Jahr nach der Sommerparty am See«, fuhr Lena fort. »Sektgläser, Sternenhimmel, Strand, es war richtig romantisch. Genau so, wie’s sein soll, schätze ich.«
    »Echt?«
    Sie nickte.
    »Und warum ist Schluss?«
    »Er hatte eine Freundin damals«, murmelte Lena undeutlich.
    Mein Mund ging auf und wieder zu.
    Ausgerechnet Lena hätte ich das nicht zugetraut.
    »Und seitdem hatte er noch fünfzehn andere Freundinnen«, ergänzte Karo. »Mehr als ein netter Fick ist mit dem Aufreißer nicht drin.«
    Lena warf ihr einen wütenden Blick zu.
    Karo zuckte die Schultern: »Aber vielleicht hast du Glück und die Gelegenheit ergibt sich noch mal. Wenn er die Oberstufe durchhat, fängt er vielleicht wieder von vorn an.«
    Das ging zu weit! »Was ist mit dir?«, forderte ich Karo heraus.
    Sie trank den Rest Prosecco aus der Flasche. »Olli van Borgen. Im Auto seines Vaters. Er war achtzehn, ich vierzehn.« Sie schüttelte gedankenverloren den Kopf. »War echt scheiße, ich hab die ganze Nacht geheult. Hab mich überreden lassen, kein Kondom zu benutzen, ich blöde Kuh! Hatte ich einen Schiss, dass ich schwanger wäre oder Aids kriegte. Hab aber Schwein gehabt.«
    Ich nickte.
    »Danach kam Orkan …«
    »Orkan?« Auch der Name kam mir bekannt vor.
    »Ganz recht, das türkische Abziehbild von unserem Freund Mario«, half Karo mir auf die Sprünge. »Aber das lief nur ein paar Wochen. Danach hatte ich erst mal die Nase voll, bis Jack auftauchte. Jack lebt in London. Er war in der Neunten für ein Jahr als Austauschschüler hier. Wir waren so ziemlich die ganze Zeit zusammen. Seit August ist er wieder drüben, aber ich war in den Herbstferien da und Silvester will er herkommen.«
    Verblüfft ließ ich die Schultern sinken: »Du hast einen festen Freund?!«
    Heute Abend gab es ja jede Menge Überraschungen!
    Im nächsten Moment merkte ich, dass mich alle drei abwartend ansahen. Ich überlegte kurz. Wie viel wollte ich erzählen? Mussten sie von Ronni wissen, dem Hardrock-Drummer einer ziemlich miesen Vorgruppe von Aerosmith, der fünfzehnjährige Groupies mal eben auf dem Schminkstuhl vernaschte? Oder von Mo, der die Schule abgebrochen hatte, um eine Lehre in einem Tattoo-Studio zu beginnen? Oder von Donk, dem Punk, der nicht mal im Bett bis drei zählen konnte?
    Ich rieb mir die Augen.
    Wie viele Typen waren es eigentlich gewesen? Ich konnte mich nicht einmal mehr an alle Namen erinnern.
    Aber ich wollte den einigermaßen guten Eindruck von mir, den ich den dreien bisher hatte vorgaukeln können, nicht mit einer derartigen Bombe in die Luft sprengen. Es reichte, wenn ich ihnen von Basti erzählte, das war dumm genug gewesen.
    »Bastian Möller. Ich war dreizehn, er sechzehn.«
    Lena zog eine Braue hoch. Karo und Franzi machten es nach.
    »Dreizehn?«
    Eigentlich zwölf, aber die Lüge schien angebracht gewesen zu sein.
    »Er spielte Heavymetal in der Schulband. Der coolste Typ überhaupt, sag ich euch! Meine Eltern waren entsetzt, als ich ihn mit nach Hause brachte.«
    Und dass ich mich von ihnen beim Sex in ihrem Ehebett hatte erwischen lassen, hatte den Schock nicht gerade gelindert.
    »Aber im Bett war er, ehrlich gesagt, ein Reinfall. Es tat ziemlich weh und ich habe nach zehn Minuten gewünscht, ich hätte es bleiben lassen.«
    Franzi sah schon wieder erschrocken aus.
    Um sie zu beruhigen, erfand ich schnell noch einen netten Robin, mit dem ich angeblich ein halbes Jahr glücklich zusammen gewesen war.
    Schon wirkte Franzi getröstet.
    Ich selbst wäre wahrscheinlich auch getröstet gewesen, wenn es den netten Robin wirklich gegeben hätte.
    Als ich eine halbe Flasche Prosecco später in die klare Nachtluft trat, fühlte ich mich gut.
    Richtig gut.
    Und das lag nicht nur daran, dass ich den Alkohol nicht

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