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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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eine Nutte nennt!«
    »Ja, er ist ganz lecker«, stimmte ich zu.
    Lena verzog das Gesicht, als müsste sie würgen.
    »He, ich hab ihn zuerst gesehen, ist das klar?«, mischte sich Franzi ein.
    »Das stimmt! Franzi ist schon seit zwei Jahren in Marc verknallt«, klärte mich Lena schadenfroh auf.
    »Dann will ich ihn nicht«, verzichtete ich lachend.
    »So leicht gibst du auf?«, zwinkerte Lena. »Gefällt dir was nicht an ihm?«
    »Er ist schon okay, aber ich hab im Moment eh keinen Bock drauf«, winkte ich ab.
    Lena kniff die Augen zusammen: »Du hast was anderes am Laufen! Wer ist es?«
    Erstaunt sah ich auf. Hatte das wirklich so geklungen?
    Hatte es.
    Erstaunlich, dass Lena eher begriffen hatte, was ich da sagte, als ich selbst. So naiv sie manchmal war, ein oder zwei Polizistengene musste sie von ihrem Daddy abbekommen haben.
    Abwehrend hob ich die Hände: »Das habe ich nicht gesagt! Ich bin gerade eine Woche hier, ich will mich nicht gleich dem Erstbesten an den Hals schmeißen!«
    »Wer ist es?«, bohrte Lena weiter. »Kennen wir ihn?«
    »Geht er aufs Otti-Baader?«
    Wenn ich da wieder rauskommen wollte, musste ich ihnen eine gute Geschichte liefern.
    Die konnten sie kriegen.
    »Schon gut!« Ich setzte mich auf. »Er heißt Flo, ist zwanzig Jahre alt, wohnt in Hannover. Er ist eins dreiundachtzig groß, achtundsiebzig Kilo schwer, hat mittelblondes, kurzes Haar und Schuhgröße dreiundvierzig. Er studiert Medizin und Kunst im Wechsel. Und gerade jetzt sitzt er bei einem Auftritt von Michael Mittermeier und ich hier bei euch. Da kann also nicht viel draus werden.«
    Franzi lehnte bedauernd den Kopf an die Sofalehne.
    »Da würde ich die Finger von lassen«, riet mir Karo. »Der kann ja mit sonst wem rummachen, wenn ihr euch nur einmal im Monat seht!«
    Ich seufzte.
    »Karo, du blöde Kuh! Pack dir an die eigene Nase!«, schimpfte Lena und legte mir einen Arm um die Schultern.
    Ich zuckte nicht zusammen.
    »Details bitte! Wie hast du ihn kennengelernt?«
    Lena nahm mich vor Karo in Schutz.
    Und ich nutzte die Gelegenheit, um ihr die nächste Lüge aufzutischen?
    Gott, war ich abartig.
    »Wie gesagt, er studiert Kunst und ich –« Ich verbarg das Gesicht in den Händen. »Ihr dürft nicht lachen, versprochen?«
    »Tust du ja selbst!«, feixte Franziska.
    »Los, raus damit!«, drängelte Lena.
    »Ich hab Modell gesessen, für die Kunsthochschule. Bringt ein bisschen Kohle.«
    »Du hast was ? «
    »Nackt?«, kam Karo sofort auf den Punkt.
    »Nicht nur.«
    »Was heißt ›nicht nur‹? Nackt oder nicht nackt?«
    »Na ja, wenn ein Porträt gezeichnet wird, brauchen sie nur dein Gesicht. Bei einem Akt wollen sie den Rest auch sehen.«
    »Einen Akt?«, quietschte Franziska halb empört und halb begeistert.
    »Ich habe natürlich behauptet, ich wäre achtzehn, sonst nehmen die einen nicht«, lieferte ich ein paar Details.
    »Und das haben sie dir abgenommen?« Karo runzelte skeptisch die Stirn.
    »Ich glaube, der Prof hat gekifft.«
    Lena lag auf dem Rücken vor Lachen.
    Weiter im Text.
    »Manchmal haben sie auch Fotocollagen gemacht und einmal bin ich für den Modedesign-Kurs als Model über den Laufsteg gegangen. Das war echt geil.«
    Lena hörte auf zu lachen. Karo warf ihr einen Blick zu. Keine von beiden sagte ein Wort.
    »Eines Nachts hat Flo eine Leinwand vor unserer Haustür aufgebaut«, fuhr ich fort. »Eine lebensgroße Zeichnung von mir – natürlich nackt! Ich dachte, mein Vater platzt vor Wut!«
    Lena musterte mich besorgt, doch ich sprach weiter, als hätte ich es nicht bemerkt: »Nach der Aktion konnte ich Flo nicht länger abblitzen lassen.«
    Karos Blick war bewundernd. Franzi dagegen sah etwa so begeistert aus, als hätte ich vor ihren Augen einen Frosch verspeist. Lenas Miene blieb undurchdringlich.
    »Okay«, nickte Karo, »mit dem wäre ich auch ins Bett gegangen.«
    Sie öffnete die nächste Flasche und ich beschloss, zu einem Thema zu wechseln, das weniger Konzentration erforderte. Natürlich hatte ich nichts über die Fotos herausgefunden und nach Jendricks Alibi hatte ich auch nicht gefragt. Aber nach dem nächsten Prosecco verplapperte ich mich womöglich ernsthaft.
    »Apropos ins Bett steigen«, lenkte ich also das Gespräch in eine andere Richtung. »Wie ist der aktuelle Stand?«
    Karo begann zu grinsen: »Ob wir es schon mal gemacht haben? Mein Lieblingsthema. Was ist mit dir?«
    »Kneif nicht, ich hab zuerst gefragt!«
    »Na schön. Wer fängt an, Freunde?«
    Franzi winkte ab: »Ich

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