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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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einen Schnaps?«, mischte sich Staschek ein und schnappte einem vorbeieilenden Kellner drei Gläser vom Tablett.
    Klara lehnte ab und beendete das Verhör.
    Als sie ging, wollte ich Staschek eines der Gläser aus der Hand nehmen, doch er zog es hastig weg.
    »Wag es, dir was Hochprozentiges reinzuziehen, und du kriegst Fernsehverbot bis an dein Lebensende!« Er stürzte den Inhalt aller drei Gläser selbst hinunter.
    Unterdessen sah ich mich nach Danner um und entdeckte ihn im Gespräch mit dem Riesen. Ich war erstaunt, denn ich hatte angenommen, als Schnüffler wäre er der natürliche Feind des Polizeipräsidenten. Doch Mattek klopfte Danner auf die Schulter, als wären sie seit Jahren die besten Freunde.
    »’n Kumpel von dir?«, erkundigte ich mich, als Danner sich wenig später zu Staschek und mir gesellte.
    Danner schüttelte den Kopf: »Die persönliche Begrüßung verdanke ich dir – besser gesagt, deinem Kleid.«
    Ich sah fragend an mir herunter.
    »Ist ein Wunder, dass Mattek der Sabber nicht auf den Schlips tropft«, erklärte mir Danner. »Er will unbedingt mit dir tanzen.«
    Immer wieder fantastisch, wie die meisten Männer sich durch Äußerlichkeiten manipulieren ließen.
    »Er will einen Arsch antatschen, der seiner Enkeltochter gehören könnte«, vermutete ich.
    »Nein«, widersprach Danner sachlich. »Mattek fummelt unter jedem Rock, selbst wenn es der von Herta ist.« Dann wandte er sich an Staschek: »Ich schätze, du musst jetzt mal mit deiner eigenen Frau tanzen, Lenny. Lila und ich sind schließlich zum Arbeiten hier.«
    Danner organisierte zwei Schnapsgläser und wir setzten uns zu einem Beamten, der allein an einem Tisch sein Bier nippte.
    »Tach, Horst!«
    »Hallo, Ben.« Horst musterte uns müde durch seine dicke Brille. Etwas Schaum vom Bier klebte an seinem fliehenden Kinn und er hatte wohl vor nicht allzu langer Zeit deutlich abgenommen, denn sein grauer Anzug war ihm zwei bis drei Nummern zu weit.
    »Das ist meine Mitarbeiterin, Lila Ziegler.«
    Horst reichte mir eine Hand, die sich wie eine Fischleiche anfühlte.
    »Horst arbeitet an diesem Selbstmord in der Schule«, erklärte mir Danner, um Horst wissen zu lassen, was wir wollten.
    »Vergiss es!«, begriff Horst auch sofort. »Ich weiß, dass du für Staschek an der Sache dran bist. Aber ich habe strengstes Verbot, darüber zu sprechen. Von ganz oben, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Von der Schlampe persönlich, schon klar«, brummte Danner und Horst zuckte zusammen, als hätte Danner auf einer Zaubererversammlung laut »Voldemort« gerufen. Hastig vergewisserte sich der müde Polizist, dass an den umstehenden Tischen niemand zugehört hatte.
    Doch da hatte er Pech, denn in seinem Rücken saß die unsympathische Frau Wegner von der Hausdurchsuchung. Sie lehnte sich gerade nach hinten, um unser Gespräch mitzuhören.
    »Neue Kollegin?«, deutete Danner mit einem Kopfnicken zu ihr hinüber.
    »Schsch!«, zischte Horst. »Sei bloß still. Das ist ’ne ganz Eifrige.«
    »Die sterben wohl nie aus.«
    In wortloser Übereinstimmung tickten die beiden ihre Schnapsgläser gegeneinander und stürzten den Alkohol hinunter.
    »Diesmal hat die Chefin recht«, stellte Horst dann klar. »Die Tote war ’ne Freundin von Stascheks Tochter. Staschek ist befangen, der hat nix in dem Fall zu suchen.«
    »Deshalb bin ich auch dran.«
    »Jetzt hör schon auf, Ben! Ich habe ausdrücklich Anweisung, dir und Lenny nichts zu sagen! Ich musste extra antreten bei – du weißt schon …«
    »Bei der Schlampe«, ergänzte Danner genervt. »Ist mir scheißegal! Soll ich das Mikro holen und es durchsagen?«
    Horst sah sich panisch nach seiner eifrigen Kollegin um.
    »Der Fall ist doch so gut wie abgeschlossen, oder?«, bohrte Danner ungerührt weiter. »Erzähl mir nicht, dass ihr nach Jendrick Haberlands Selbstmord weiterermittelt!?«
    Horst schwieg trotzig.
    »Wenn du mir nichts sagst, dann bleibe ich den ganzen Abend an deinem Tisch sitzen und bin arschfreundlich zu dir«, drohte Danner. »Und dann erklär mal der Schlampe, dass du mir nichts erzählt hast.«
    Wie es sich wohl anfühlte, mit jemandem zu schlafen, der mich schon mit einer Polizistenerpressung antörnte? Ich erwischte meine Gedanken dabei, dass sie abschweiften, und konzentrierte mich wieder auf unser Verhör.
    Horst blieb zwar stumm, war aber kreidebleich geworden.
    »Ihr habt den Fall abgeschlossen, richtig?«, wiederholte Danner hartnäckig.
    Seufzend gab Horst auf und

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