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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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    Aber gern – niemand betatschte ungestraft meinen Arsch!
    »Ein einfaches Beispiel für einen Schlüsselreiz in unserem Alltag ist mein Kleid.«
    Der Riese kam aus dem Takt.
    »Durch ständige Konditionierung über die Medien löst ein kurzes, möglichst rotes Kleid kombiniert mit hohen Absätzen bei vielen Männer automatisch sexuelles Interesse aus – genauso wie ein Zuchtbulle ein schwarz-weiß geflecktes Fass bespringt. Tatsächlich wird mir in diesem Kleid deutlich öfter an den Busen gegrapscht als in Jeans und Turnschuhen.«
    Die Hand des Riesen zuckte von meiner Schulter, als hätte ich hineingebissen. Sein Plastikgesicht schien erstarrt und ich überlegte, ob er eventuell so alt war, dass meine Worte einen Herzstillstand auslösen konnten.
    »Das war ausgesprochen lehrreich«, sagte er knapp und mir wurde klar, dass die fehlende Mimik auf das Lifting zurückzuführen war.
    Ohne ein weiteres Wort wandte Mattek sich ab und bahnte sich einen Weg durch die tanzende Menge wie ein wandelnder Baum durch ein Heer hüpfender Zwerge.
    »Was meint er mit lehrreich?«, erkundigte sich Danner, der plötzlich wieder hinter mir stand.
    »Ich kann es nicht leiden, wenn man mich begrapscht. Und ich räche mich meistens, habe ich das schon gesagt?«
    Die anderen Leute warfen uns missbilligende Blicke zu, weil wir auf der Tanzfläche standen, ohne uns zu bewegen.
    »Genau deshalb will ich wissen, was du ihm erzählt hast!«
    »Berufsgeheimnis.« Er musste nicht immer alles wissen. Ehe ich mich abwenden konnte, hatte er mir seinen Arm um den Hals gelegt, sodass ich mit ihm tanzen musste, ob ich wollte oder nicht.
    »Dein Beruf ist in dem Fall auch mein Beruf. Außerdem kann ich dich immer noch feuern.«
    »Na schön!« Ich funkelte ihn wütend an. »Ich hab gesagt, dass er auch ein Regenfass bespringen würde, wenn es ein kurzes Kleid trägt.«
    Danner starrte mich an.
    »Lenny wird sich freuen zu hören, dass es nicht meine Schuld ist, dass wir rausgeschmissen werden«, grinste er dann. »Vielleicht sollten wir die kurze, verbleibende Zeit nutzen, um die Schlampe noch ein bisschen zu ärgern?«
    Mein Herz machte einen Satz!
    Bildete ich mir das ein oder machte er mich an?
    Klara lächelte nicht weit entfernt einen Pinguin mit einem CDU-Button am Frack an, der ihr ein Glas Sekt anbot.
    »Einen Versuch ist es wert«, fand ich.
    Der Kuss war wie ein Knock-out. Als ich wieder zu mir kam, schmeckte ich ihn auf meinen Lippen, die Wärme seiner Hände durchdrang den dünnen Stoff meines Kleides. Als sich sein Mund von meinem löste, konnte ich meinen Kopf kaum anheben. Es war, als hätte ich keine Nackenmuskeln mehr.
    Danner beobachtete interessiert, wie Klara dem Pinguin ärgerlich das Sektglas aus der Hand schnappte und ihn stehen ließ.
    Ich nutzte die Gelegenheit, um auf dem schaukelnden Boden mein Gleichgewicht wiederzufinden.
    Konnte es sein, dass ich kaum noch stehen konnte, während Danner alles für ein lustiges Spiel hielt, mit dem er die Schlampe ärgerte? Konnte es sein, dass er mich genauso benutzte, wie ich die Männer bisher benutzt hatte?
    O Gott.
    Ich hatte wissen wollen, wie es sich anfühlte. Jetzt wusste ich es: wie eine Achterbahnfahrt ohne Sicherheitsgurt. Mir wurde übel davon!
    »Sieh mich nicht so an«, knurrte Danner unerwartet.
    Ich zog eine Braue in die Höhe.
    »Scheiße, du machst mich wahnsinnig«, fuhr er mich an.
    Er packte meinen Arm und zog mich hinter einen der riesigen Palmenkübel, rechts von uns an der Wand. Die Ecke war dunkel, ich fühlte den rauen Wischputz der Saalwand im Rücken.
    Wieder nahm mir sein Kuss den Atem. Ich spürte die Berührung seiner Hände, als sie meine Seiten hinunterwanderten, mein Becken umfassten, an meinen Hüften hinabstrichen bis zu meinen Oberschenkeln und unter meinem Kleid wieder nach oben fuhren.
    Ich atmete hastig ein, als er mich fest gegen die kalte Wand drückte. Sein Oberkörper presste sich an meine Brust. Unter seinem Jackett fühlte ich seine vor Anspannung zitternde Muskulatur so deutlich, dass ich nicht sagen konnte, ob sich überhaupt noch Stoff zwischen uns befand. Meine Brustwarzen richteten sich auf.
    Ich zuckte zusammen. Meine Brustwarzen hatten bisher nur reagiert, wenn ich fror.
    Danner hielt inne.
    Ich bemerkte erst jetzt, dass er mein Kleid bis zu meinen Hüften hochgeschoben hatte. Schlagartig war ich wieder bei Sinnen.
    Wollte ich mich vor den Augen der ganzen Stadt vernaschen lassen? Das war doch selbst mir eine Stufe zu

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