Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
Vom Netzwerk:
er es als Erster erfährt.«
    Im gleichen Augenblick landete Danner neben Staschek auf den Boden.
    Molle hatte ihm so blitzschnell eine gelangt, dass Danner den Schlag nicht hatte vorhersehen können.
    »Raus!«
    Danner rieb sich das Kinn.
    »Verpiss dich! Lass dich hier bloß nicht mehr blicken!«
    »Spinnst du, Molle?«, fuhr ich den Dicken wütend an. »Ich sagte, ich habe mit ihm geschlafen! Das bedeutet, er ist völlig unschuldig und hat alles in seiner Macht Stehende getan, um es zu verhindern!«
    Doch Molle nahm keine Notiz von mir. Wütend verschränkte er die Arme über dem Bauch.
    Danner musterte den Dicken kurz, zog sich knurrend eine Mütze über den kahlen Schädel, schnappte seine Sporttasche, seine Jacke und ein Käsebrötchen und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Du hast se wohl nicht alle!«, giftete ich weiter, als Molle mich endlich ansah. »Ich kann immer noch selbst entscheiden, mit wem ich ins Bett gehe!«
    »Du kannst mit jedem ins Bett gehen, außer mit diesem Arschloch«, erklärte Molle barsch. »Mit dir zieht er die Nummer nicht ab!«
    »Das ist ja wohl meine Sache!«
    »Du hast doch keine Ahnung.«
    »Dann klär mich mal auf!«
    Molle musterte mich über seine halbmondförmige Brille hinweg. »Ich hab dir ja erzählt, dass er in den letzten zehn Jahren alle Frauen nach spätestens drei Monaten abserviert hat. Und das wird auch so bleiben, denn die, die er mal heiraten wollte, hat ihn böse verladen.«
    »Die Schlampe, ich weiß. Sie hat ihm diese interne Untersuchung aufgehalst.«
    Molle zog verwundert eine Braue hoch.
    Ich deutete mit dem Kopf auf Staschek.
    »Ich hab auch versucht, sie zu warnen«, meinte der. »Haste mal ’n Aspirin?«
    Molle achtete nicht auf ihn.
    »Hochzeit und Karriere geht eben nicht. Da muss eine Frau Prioritäten setzen«, bemerkte ich ironisch. »Auch wenn es der Schlampe im Nachhinein möglicherweise leidtut.«
    Staschek schnaufte verächtlich.
    »Leid?« brauste Molle auf. »Der? Im Leben nicht! Wäre Lenny nicht gewesen, säße Ben heute noch hinter Gittern!«
    Ich horchte auf.
    »Molle!«, zischte Staschek.
    »Stell dich nicht so an, Lenny!«
    Staschek bat Molle mit einem Hundeblick, die Klappe zu halten.
    »Hab ich Titten, Lenny?«, erwiderte Molle ungerührt. »Glaubst du vielleicht, dass Ben ihr irgendwas über sich erzählt, bevor er sie das nächste Mal bumst und hinterher vor die Tür setzt?«
    Staschek seufzte. »Na schön.« Er hielt sich die Stirn, als er zu sprechen begann. »Klaras Plan war perfekt. Sie hat einen Junkie bezahlt, sich den Arm brechen zu lassen. Der Typ behauptete, Ben habe ihn in der Ausnüchterungszelle zusammengeschlagen. Keine Zeugen, keine Kameras und Ben hatte natürlich Zugang. In Wirklichkeit war er in der Nacht mit Klara zusammen gewesen. Sie ließ sein Alibi platzen, bevor er wusste, dass er eins brauchte.«
    »Der Hochzeitstermin stand schon fest«, ergänzte Molle.
    Ich überlegte. »Aber hast du nicht neulich gesagt, er hatte ein Alibi? Die interne Untersuchung konnte ihm doch nichts nachweisen, er hat selbst gekündigt, oder nicht?«
    »Hätte er keins gehabt, hätte ihn die schwere Körperverletzung mehr gekostet als seinen Job«, nickte Staschek. »Ich hatte Frühschicht. Ich hab die Aussage von dem verlogenen Fixer aufgenommen.«
    Ich hörte den Groschen klimpern, als er fiel: »Du hast Ben ein falsches Alibi gegeben.«
    Schöne Idee!
    »Klara wusste das genau, konnte aber nichts dagegen tun«, dachte ich rasch zu Ende. »Sie hatte ja schon ausgesagt, dass sie nicht wusste, wo Danner gewesen war. Genial! Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Lenny!«
    »Außer Klara, Ben und Molle weiß niemand davon, okay?«, informierte mich Staschek eilig.
    »Glaubst du, ich renne ins nächste Polizeirevier und zeige dich an?«
    Molle stand auf, trat hinter den Tresen und warf eine Aspirintablette in ein Glas Wasser: »Kapierst du, warum Ben nie jemanden an sich ranlassen wird? Du kannst ihm nicht trauen.«
    Eigentlich kapierte ich nur, dass er mir nicht trauen konnte.

39.
    »Hi!« Ich ließ mich neben Karo auf meinen Stuhl in der letzten Reihe plumpsen.
    »Wo kommst du denn jetzt her?«
    Immerhin redete sie mit mir.
    Der Steinzeitmensch warf einen skeptischen Blick auf die Entschuldigung, die ich ihm aufs Pult gelegt hatte. Er war nicht blöd, aber er schluckte es.
    »Was steht da drin?«
    »Gynäkologentermin.« Molle hatte unterschrieben.
    »Du schwänzt in letzter Zeit mehr, als dass du hier bist!«, bemerkte Karo beinahe

Weitere Kostenlose Bücher