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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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Glück nicht nur Dominik Seibold, sondern auch Orkan Özer und Mario Wache an.
    Sie saßen in leicht abgewetzten Sesseln aus dunklem Leder, jeder hielt ein Whiskyglas in der Hand und hatte eine Zigarre im Mund. Außerdem fielen mir der teure Flachbildfernseher, die High-Tech-Stereoanlage von Bang & Olufsen, zwei PCs und ein schrankgroßer Humidor auf.
    Da hatte Papi wohl einiges zur Inneneinrichtung beigesteuert.
    »Wenn du auf mein Angebot zurückkommen willst, solltest du nicht unbedingt deinen Papa und den Martens mit-bringen, Schätzchen«, stellte Mario lässig fest, als er mich sah. Die Zigarre aus dem Mund zu nehmen hielt er nicht für nötig.
    Danner hielt mir eine seiner Visitenkarten hin.
    Manchmal war es wirklich praktisch, dass er meine Gedanken lesen konnte. Ich nahm die Karte und steckte sie Mario in sein Whiskyglas.
    »Privatdetektei Danner«, lächelte ich liebenswürdig. »Das sind meine Kollegen Ben Danner und Lenny Staschek. Wir haben ein paar Fragen an deine beiden Kumpel. Du kannst so lange draußen warten, Schätzchen.«
    Die Zigarre fiel Mario aus dem Mundwinkel und landete auf dem Ledersessel. Fluchend sprang er auf und klopfte die glühende Asche von den Polstern.
    »Soll das ’n Witz sein?«
    Ich schwieg.
    Orkan und Dominik saßen unverändert nebeneinander, den Whisky in der einen Hand, die Zigarre in der anderen. Dominiks Whisky schwappte in dem Glas leicht hin und her.
    Mario hatte sich vor mir und Danner aufgerichtet, er überragte Danner um einen halben Kopf. »Das ist dein Ernst? Privatdetektive?«
    Ich nickte.
    »Und was wollt ihr?«
    »Wir haben ein paar Fragen zu Eva Ahrends Tod. An Dominik und Orkan.«
    »Dann frag! Ich lass mich nicht rauswerfen!«
    »Ich glaube, deinen Freunden wäre es lieber, wenn du draußen wartest. Oder irre ich mich?«
    Erwartungsvoll sah ich den Türken und den Zahnarztsohn an.
    Dominik stellte sein Glas so hastig aus der Hand, dass der Whisky überschwappte und eine glänzende Pfütze auf dem dunklen Marmor der Tischplatte bildete.
    »Ähm, wenn sie uns allein befragen wollen, werden sie schon ihre Gründe haben«, meinte Orkan mit einem nicht ganz glaubhaften Lächeln.
    Wütend zerdrückte Mario die Zigarre im Aschenbecher und stürmte hinaus. Gleich darauf krachte auch die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss.
    Staschek setzte sich in den Sessel, in dem eben noch Mario gesessen hatte. Danner blieb mit verschränkten Armen hinter mir stehen und überließ Staschek das Reden.
    »Wo wart ihr, als Eva Ahrend aus dem Fenster des Biologieraumes gesprungen ist?«, kam Staschek direkt auf den Punkt.
    Orkan und Dominik tauschten einen schnellen Blick.
    »Das haben wir hinterher auch überlegt«, begann Orkan nicht ungeschickt. »Ich denke, wir waren zusammen auf dem Weg nach Hause. Bis ungefähr sechzehn Uhr haben wir beide noch auf dem Schulhof Basketball gespielt. Danach sind wir zur U-Bahn, mit einem kleinen Stopp an der Dönerbude am ›3Eck‹. Gegen fünf war ich zu Hause.«
    Die beiden gaben sich also gegenseitig ein Alibi.
    »Red keinen Scheiß!« Danner schlug mit einem Knall die Hände auf den Tisch, sodass die Jungen zurückzuckten. »Ihr wart in der Schule. Es gibt Zeugen dafür.«
    Aha, der alte Trick: guter Bulle – böser Bulle. Und ganz ohne vorherige Absprache der Rollenverteilung.
    Na ja, die Besetzung des Arschlochs stand wohl außer Frage.
    Orkan und Dominik schwiegen.
    »Matthis Dittmer wurde heute wegen sexueller Belästigung von Schülerinnen festgenommen«, erklärte Staschek ruhig. »Er sagt, er hat euch aus dem Biologieraum kommen sehen, aus dem Eva gesprungen ist. Nach halb fünf.«
    Dominik wurde noch etwas blasser.
    Staschek ließ die beiden nicht aus den Augen.
    »Dittmer hat ’ne Macke, das weiß doch jeder«, wehrte sich Orkan.
    Dominik nickte: »Der will doch nur seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.«
    Aha. Zwei gegen einen. Konnten sie damit durchkommen?
    Da die Aussage eines behüteten Arztsohnes gegen die eines der sexuellen Belästigung verdächtigen Lehrers stand, waren ihre Chancen wohl nicht die schlechtesten.
    Ich setzte mich auf die Armlehne von Stascheks Sessel. »So schwachsinnig klingt das gar nicht, wenn man weiß, dass Mario euch ein paar nette, kleine Bettgeschichten über Eva erzählt hat. Ihr ward scharf auf sie!«
    Die beiden Jungs starrten mich an wie hypnotisiert.
    »Wie war es genau?«, wollte ich wissen. »Evas Freundinnen hatten die Tür zugezogen, damit Jendrick, der Stalker, nicht wieder hineinkonnte.

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