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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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Fotobände unterschiedlichster Künstler. Expressionisten neben den alten Ägyptern, Dürer neben Hundertwasser, Picasso, van Gogh und dieser Typ mit den fließenden Uhren …
    »Lila!«
    Ich drehte mich um.
    Sofort erkannte ich Eva Ahrend auf dem Bildschirm des PCs.
    Danner klickte rasch weiter, fand Iefgenia Antonczyk, Sinja Steilen, Lena – die Liste der Dateinamen schien kein Ende zu nehmen.
    Ich warf Dittmer einen Blick zu. Er lag auf dem Bauch, die graue Wange in den langen, grünen Flusen des Teppichs, und beobachtete uns.
    Danner öffnete den Internetzugang. Auf der Startseite hatte Dittmer seine favorisierten Webseiten gespeichert. Ich holte scharf Luft, als ich die erste Überschrift las.
    Danner klickte sofort auf den Link. Teenage bitch hieß die Internetseite, die auf dem Monitor aufflammte. Billigster Porno.
    Eine junge Blondine mit geflochtenen Zöpfen saß in Lederstrapsen in einer altmodischen Schulbank, einen Füller zwischen den Lippen und einen dicken Tintenklecks auf ihrem blanken Busen. Mirja ist etwas danebengegangen, las ich unter dem Bild.
    »Wenn die Bullen auf deinen Lieblingsseiten surfen, werden sie die Vergewaltigung auch ohne Geständnis schlucken«, zischte Danner Dittmer böse an.
    »Ich hab ihr nichts getan«, wiederholte der Lehrer matt. »Wenn ihr irgendwen festnehmen wollt, dann diesen Scheißtürken und seinen Kumpel. Die haben sie aus dem Fenster gestoßen.«
    Danner und ich horchten auf.
    »Was war das gerade?«
    Dittmer schwieg wieder.
    Danner packte den Lehrer am Pullunder und zerrte ihn hoch. »Sag das noch mal!«
    »Ich hab sie aus dem Raum kommen sehen.«
    »Wen?«
    »Özer und Seibold.«
    »Sie waren im Raum? Im Biologieraum? Als Eva gesprungen ist?«
    Dittmer nickte.
    »Und warum zum Teufel hast du das nicht früher gesagt?«
    »Sie haben mich erpresst.«
    »Womit?«
    »Sie wussten, dass ich Eva nach der Schule getroffen habe.«
    Das klang beunruhigend möglich.
    Eva hatte dem schönen Mario bestimmt von den Fotos erzählt. Und Mario hatte bestimmt vor seinen Freunden damit angegeben. Vielleicht hatten sich Orkan und Dominik selbst von Evas Qualitäten im Bett überzeugen wollen? Die beiden konnten sie genauso gut vergewaltigt haben wie Dittmer.
    Und damit hätten sie ein Mordmotiv.

42.
    »Wir haben noch zwei weitere Verdächtige«, berichtete Danner kurz darauf Staschek, als der mit mehreren Uniformierten in Dittmers Wohnung auftauchte.
    »Dittmer behauptet, dass vor Evas Tod zwei Zwölftklässler mit ihr zusammen im Biologieraum gewesen seien. Kann natürlich sein, dass er nur den Verdacht auf jemand anderen lenken will. Trotzdem sollten wir uns anhören, was sie dazu sagen.«
    Zwei Polizisten legten Dittmer Handschellen an und führten den Lehrer ab.
    »Pech für die eifrige Kollegin Wegner, dass sie den Fall schon zu den Akten gelegt hat«, stellte Danner fest.
    Ich versuchte zu verdrängen, dass ich wieder die durchgeknallte Asoziale war, die ich für ein paar Tage beinahe vergessen hatte, und trat neben Staschek.
    »Du willst selbst hin?« Stascheks schöne Augen wurden schmal.
    »Du nicht?«
    »Die Schlampe macht mir die Hölle heiß, wenn ich die Kollegen übergehe!«
    Danner verschränkte die Arme: »Schade, dass du die Namen der Verdächtigen nicht kennst …«
    »Du machst das auf keinen Fall allein!«
    Danner warf mir einen Blick zu und rieb sich die Stirn: »Nein, allein mache ich das nicht.«
    »Vergiss es! Das ist Polizeisache!«, explodierte Staschek. »Ich stecke dich in eine Zelle, bis du die Namen rausrückst. Das ist mein Ernst!«
    »Du weißt genau, dass sie morgen früh in der Schule mitkriegen, was los ist«, konterte Danner. »Die sind vorgewarnt, wenn sie wissen, dass wir Dittmer geschnappt haben!«
    Interessiert wartete ich auf Stascheks Reaktion.
    Der Kommissar schwieg trotzig.
    »Jetzt komm endlich«, knurrte Danner ungeduldig. »Schreib meinetwegen in deinen Bericht, ich hätte mich geweigert, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Dann kann die Schlampe mich mal wieder anzeigen und alle sind zufrieden.«
    Staschek gab auf. »Ihr habt gehört, was er gesagt hat«, schnauzte er die Uniformierten an. »Ihr beide kommt mit, falls wir noch ein paar Festnahmen machen müssen. Andersen, Sie warten hier auf die Spusi!«
    Orkan Özer lebte in einem alten Mehrfamilienhaus mit runden Säulen rechts und links neben dem Eingang, die das Vordach hielten. Ursprünglich war die Fassade mal weiß gewesen, doch mittlerweile bröckelte der schmutzige Putz,

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