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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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Pfefferminztee.«
    »Damit kann ich leider nicht dienen, aber …« Finn zog zwei einfache Becher aus seiner Jacke hervor. »In der alten Waschküche gibt es eine Pumpe. Wenn sie noch funktioniert, haben wir zumindest frisches Wasser.«
    Sie hatten Glück. Die Pumpe gab zwar ein protestierendes Kreischen von sich, als Finn sie bediente, aber sie lieferte immer noch sauberes Wasser. Kurz darauf saßen die beiden wieder auf dem Sofa und schlangen die Brötchen und einen Teil des noch warmen Brotes hinunter. Nachdem ihr Hunger gestillt war, legten sie den Rest für später beiseite.
    »Was machen wir jetzt wegen der Verschwörung?«, fragte Finn aus heiterem Himmel.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Amy achselzuckend. »Wir können niemanden im Schloss warnen, weil wir nicht wissen, wer zu den Bösen gehört. Wenn wir nur jemanden kennen würden, den wir um Hilfe bitten könnten.«
    »Was hältst du von Meister Chang?«, fragte Finn vorsichtig.
    »Zu gefährlich. Tante Hester wird ihn in der nächsten Zeit bestimmt ganz genau im Auge behalten, weil sie damit rechnet.«
    »Mist, da hast du recht!« Für eine Weile verfiel er in grüblerisches Schweigen, bevor er schließlich sagte: »Worauf warten sie eigentlich? Warum hat Lord Winterhall noch nichts gegen den Prinzen unternommen, wenn er nur hinter dem Thron her ist?«
    »Lucia sagte etwas von einem Zeitplan«, sagte Amy nachdenklich. »Und sie sprach von einem gefährlichen Gegner, um den sie sich zuerst kümmern müssten.«
    Finn setzte sich auf. »Glaubst du, sie werden es am Tag der Krönung tun?«
    »Bestimmt.« Amy wickelte abwesend eine Locke um den Zeigefinger. »Natürlich wäre es einfacher, sie würden den Prinzen heimlich verschwinden lassen. Als sein engster Berater hätte Lord Winterhall sicher die Möglichkeit dazu. Er könnte eine Entführung vortäuschen und dann einfach als Erster Minister das Land regieren, bis Prinz Henry wieder auftaucht. Was selbstverständlich niemals passieren würde.«
    »Aber reicht das Lord Winterhall?«, wandte Finn ein. »Vielleicht will er ja unbedingt selber König sein.«
    »Es würde zu ihm passen. Darum wäre die Krönungsfeier auch perfekt für einen Umsturz. An diesem Tag könnte sich Lord Winterhall sicher sein, die volle Aufmerksamkeit des Volkes zu haben, wenn er sich selber zum König ernennt.« Sie zischte wütend. »Dieser aufgeblasene Mistkerl!«
    »Das Volk wird das bestimmt nicht so einfach hinnehmen«, meinte Finn. »Er könnte einen Aufstand riskieren. Vielleicht sogar einen Bürgerkrieg. Ich glaube nicht, dass es das ist, was er will.«
    »Ganz sicher nicht.« Amy hatte ihn als übervorsichtigen Menschen kennengelernt, der schreckliche Angst davor gehabt hatte, dass sie jemandem von der Verschwörung erzählt haben könnte. »Nein«, sagte sie entschieden. »Jemand wie er geht kein Risiko ein. Er muss einen Trumpf im Ärmel haben, von dem wir nichts wissen. Und ich wette, der hat mit Lucia zu tun.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn wir nur wüssten, was das ist.«
    »Oder wer dieser geheimnisvolle Feind ist, hinter dem Lucia her ist. Wenn wir uns mit ihm verbünden könnten, hätten wir eine echte Chance.« Finn stieß mit der Spitze seines rechten Stiefels einen schwelenden Holzscheit zurück in die Flammen, der aus dem Kamin gekullert war. »Am schlimmsten ist, dass uns gerade mal neun Tage bis zur Krönung bleiben. Neun Tage!« Er schüttelte den Kopf, als könnte er es selber nicht glauben. »Wie sollen wir es nur in dieser kurzen Zeit schaffen, die Verräter aufzuhalten und deinen Vater aus dem Gefängnis zu befreien?«
    Amy wandte ihm abrupt das Gesicht zu und starrte ihn aus großen Augen an. »Du … du willst mir also bei dieser Sache helfen?«
    »Ich stecke doch schon bis zum Hals mit drin«, sagte Finn erstaunt. »Dachtest du etwa, ich würde jetzt kneifen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich …« Amy versuchte die Tränen wegzuzwinkern, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten. »Oh Finn!«, rief sie glücklich und schlang die Arme um seinen Hals. Nie hätte sie von sich aus zu fragen gewagt, ob er mit ihr zusammen gegen die Verschwörer kämpfen und damit sein Leben für sie und ihren Vater aufs Spiel setzten würde. »Du bist der beste Freund, den ich je hatte!«
    Finn kicherte nervös. »Nicht so fest, du erwürgst mich ja.«
    Amy ließ ihn wieder los. »Du hast mich gerade auf eine Idee gebracht«, erklärte sie. »Was ist, wenn es nicht nur ein Feind ist, hinter dem Lucia her ist,

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