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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Blutrausch des Volkes war zu groß und die beiden Kämpfer zu beliebt, als dass Kaiser Titus es gewagt hätte einzugreifen und das Volk gegen sich aufzubringen.
    Ich schäme mich dafür, dass ich es nicht verhindern konnte. Es war nicht der schnell gewährte Tod durch den Schwertstich zwischen die Schulterblätter, den Sam starb, sondern eine grausame Hinrichtung und Folter, die an ihm vollzogen wurde.
    Helel hackte ihm zuallererst seine rechte Hand ab, und Sem schrie so verzweifelt, dass ich erneut versuchte, zu ihm durchzubrechen. Satanael ließ es nicht zu – ich sollte es sehen, jedoch nicht verhindern. Das Volk grölte vor Vergnügen, während eine Fontäne aus Blut aus dem Stumpf an Sems Hand schoss. Sodann trennte Helel mit seinem Schwert das Fleisch seines Bauches auf und ließ das Gedärm herausquellen. Sem, der noch lebte, kreischte wie ein Wahnsinniger, während er sah, wie Helel sein Innerstes aus dem geöffneten Leib zog. Er versuchte wegzukriechen, sein Gedärm hinter sich her schleifend, doch Helel hackte ihm den linken Fuß ab.
    Es dauerte lange, bis die Laune der Römer endlich umschlug und sie befanden, dass Sem sie durch sein langsames Sterben genug unterhalten hatte. „ Mitte! Lass ihn gehen!“ riefen sie, und nun bewegte sich Satanael, der bisher nur zugesehen hatte, um Sem den Gnadenstoß zu geben. Mit geschmeidiger Geste hob er sein Schwert und stieß es ihm zwischen die Schulterblätter. Einen winzigen Augenblick waren Sems sterbende Augen auf mich gerichtet, und sie besaßen den gleichen fragenden Ausdruck, wie an jenem Abend, an dem er mich gefragt hatte, warum Raziels Schriften so wichtig waren. Warum können ein paar beschriebene Papyri dir wichtiger sein, als mein Leben? Ich konnte seine anklagende Stimme in meinem Kopf hören, während er starb.
    In genau diesem Augenblick brach die Wolkendecke auf und Sonnenlicht bestrahlte Satanaels helles Haar und seine Rüstung, als würde selbst der Gott Sol seine Gnade preisen.
    Ein langgezogenes „Ohhh“, trug sich über die Lippen von Tausenden, und als die Bahre gebracht wurde, auf die sie Sems zerhackten Körper legten, um ihn durch die Porta Libitinaria , das Venustor, aus der Arena zu tragen, erscholl ein Ruf, wie aus einem Mund.
    „Luzifer! Lichtbringer. Du bist Venus, der Morgenstern!“
    Und Satanael hob die Arme und ließ zu, dass sie ihn in seiner vermeintlichen Gnade ehrten. Ganz Rom lag ihm zu Füßen und liebte ihn.
     
    ...
     
    „... er hat diesen Namen immer am meisten gemocht“, schloss Danyal seine Erzählung und wartete auf ihre Reaktion.
    Eliana fand nur langsam aus der grauenvoll bildreichen Erzählung in die Wirklichkeit ihrer Wohnung zurück. Der bittere Tee war längst kalt und ungenießbar geworden, sodass sie die Tasse auf den Boden stellte. Danyal stand auf und lehnte sich an die Wand. Er sah Eliana an, als wäre Sems Tod erst gestern gewesen. „Jahrhunderte sind für uns wie ein Augenblick. Wir vergessen nur sehr langsam“, gab er zu, als hätte die Frage in ihren Augen gestanden. „Deshalb bist du in Gefahr, Eliana. Er nutzt es aus, dass ich mich an Menschen binde.
    Eliana konnte nicht glauben, wie schicksalsergeben Danyal ihr das erzählte. Wenn er wirklich ein Engel war, musste er etwas tun können! „Ein Tor, das man öffnet, kann man auch wieder schließen.“
    Er schüttelte den Kopf und wich ihrem Blick aus. „Das kann ich leider nicht. Das könnte nur Gabriel. Aber sie ist nicht gut auf die Menschen zu sprechen.“
    „Sie?“ Eliana kam sich hilflos und unwissend vor, und das störte sie. Wenn sie schon von einem Nephilim ermordet werden sollte, dann wollte sie wenigstens alles verstehen.
    Danyal sah sie an, als wäre er über ihre Frage überrascht. „Aber ja, Gabriel ist weiblich. Kirchenmänner haben sie im Laufe der Jahrhunderte zu einem Mann gemacht, was Gabriel ihnen sehr übel genommen hat.“
    Eliana sah ihn an, als hätte es einen Donnerschlag gegeben. Das war einfach zu viel! Die Figuren der Bibel liefen durch Köln um sie zu ermorden oder regten sich über die Institution auf, der sie die größte Propaganda zu verdanken hatten. Eliana stand auf und ging zu ihm, weil Danyals hoffnungsloser Blick ihr Angst zu machen begann. Sie stand nah vor ihm, fast schon gefährlich nah, wie sie fand.
    „Dann musst du Gabriel bitten, das Tor wieder zu schließen und Satanael zurück zu schicken. Ich meine, ... DAS können sie doch nicht wollen.“
    Er wand sich unter ihrem fragenden Blick. „Gabriel

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