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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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„Mehr Spiele und mehr Blut ...“, sangen sie wie aus einem Mund. Dann öffnete sich die Pforte, und wir traten hinaus in die Arena.
    Unsere Füße pflügten blutigen Sand, während wir unter den rasenden Rufen von Tausenden in die Mitte traten und uns in Richtung der kaiserlichen Loge verbeugten. Das Amphitheater war eine einzige wogende Masse, der Kaiser für uns nicht auszumachen. Inmitten der Arena zu stehen war, als wären wir winzig und gefangen in einem Maul, das nur darauf wartete, zuzuschnappen und uns zu verschlingen.
    Schon traten unsere Gegner durch das Tor, und während sie auf uns zu kamen, wusste ich schon, dass ich der Mittelpunkt eines grausamen Spiels geworden war – grausamer noch, als es die Gladiatorenkämpfe ohnehin waren.
    Ich erkannte sie vor allem, weil es niemanden gab, der Helel an Körpergröße gleichkam. Sie trugen Rüstungen und Helme des Murmillo, ihre Bewaffnung war das Kurzschwert und ein langer gewölbter Schild. Sem sah mich ungläubig an, auch er hatte unsere Gegner erkannt, und er wusste, dass er in seiner leichten Rüstung nicht für einen Kampf gegen einen Murmillo geeignet war. Es war eine unübliche Paarung, die wir abgaben. Mir war klar, dass ich nicht von Sems Seite weichen durfte.
    Als die beiden Schiedsrichter das Zeichen gaben, wandte sich Satanael mir zu, während Helel unverzüglich auf Sem losging. Er wich zurück, denn er wusste, dass er keine Hoffnung haben konnte, Helel zu besiegen.
    Ich versuchte, Satanael auszuweichen und zu Sem hinüberzugelangen, hackte mit meinem Krummschwert nach ihm, doch die schwere Rüstung machte mich unbeweglich und langsam.
    „Würdest du für ihn töten, Danilo?“, hörte ich Satanaels Stimme dumpf unter seinem Kopfschutz, und er ließ mich nicht durchbrechen. Das Publikum begann zu murren, da ich offensichtlich nicht gewillt war, ihnen einen guten Kampf zu liefern. Er hätte mich töten können, sicherlich war ein mächtiger gefallener Seraphim dazu in der Lage, einen niederen Rang wie mich auszulöschen, doch Satanael ging es um etwas anderes.
    „Gib mir Raziels Schriften, und ich verschone ihn“, vernahm ich seine lockende Stimme hinter dem Visier des Helmes. Doch ich sah nur Sem, der immer weiter vor Helel zurückwich, welcher wie ein Koloss auf ihn zukam. Sem warf sein Netz, verfehlte Helel jedoch, sodass seine einzige Möglichkeit nun darin bestand, Helel mit dem Dreizack auf Abstand zu halten. Konnte ein Naphil durch Verletzungen sterben? Er war halb menschlich, aber Satanael drängte mich weiter von Sem und Helel ab. In diesem Augenblick ahnte ich, dass seine glatte Zunge dafür gesorgt hatte, dass Sem und ich gegen ihn und Helel in der Arena antraten.
    „Ich werde dir niemals folgen, egal was du auch tust“, rief ich Satanael zu, und dann fiel Sem zu Boden, verlor seinen Dreizack und Helels Klinge lag an seinem Hals. Die Menge jubelte und hielt dann gespannt die Luft an.
    Satanael riss seinen Helm vom Kopf und musterte mich. In seinen Augen loderten Gier und Verachtung für meine Entscheidung und das Versprechen, dass er sie niemals akzeptieren würde.
    „Iugula ... Abstechen!“, rief der aufgebrachte Mob, der sich eines guten Kampfes beraubt fühlte und verlangte als Sühne für seine Langeweile Sems Blut.
    „Danilo!“, vernahm ich Sems von Todesangst schrille Stimme und konnte doch nicht zu ihm, weil Satanael es nicht zuließ.
    Wir einfachen Engel haben keine glatte Zunge, die Menschen zu verführen und auch keine außergewöhnlichen Kräfte, sie zu schützen. Wir müssen uns ihnen nähern, ihr Vertrauen und ihre Freundschaft gewinnen, als einer der ihren an ihrer Seite sein, und sie müssen es zulassen. Sem hatte es zugelassen, doch nun war mir der Weg zu ihm versperrt.
    Im gleichen Augenblick zog eine Wolke vorüber und verdeckte die Sonne. Ein rauer Wind kam auf und zerrte an den Tüchern des Velariums.
    Ein Raunen ging durch die Menge, vielleicht sahen die Römer ein Omen ihrer Götter in der aufziehenden Wolke, auf jeden Fall verlangten sie noch rasender nach Sems Tod.
    „Ich sorge dafür, dass er lebt, wenn du mir die Schriften gibst“, lockte Satanael mich, und obwohl ich Sem schützen wollte, war dieser Preis unbezahlbar, denn ich war den Cherubim treu ergeben. „Ich werde mich dir nicht anschließen“, gab ich ihm deutlich zu verstehen, und Satanael wandte sich von mir ab und ging hinüber zu Sem.
    Was an diesem Tag geschah, kann ich nicht sagen. Niemand wartete auf die Entscheidung des Kaisers. Der

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