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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Verbindungsmann zum Sicherheitsdienst«, sagte er. »Wenn ich fragen darf, was für eine Aufgabe haben Sie?«
    Werdin lächelte, er wusste es selbst nicht genau. »Schauen Sie sich um, wenn Ihnen etwas Verdächtiges auffällt, melden Sie es. Wenn nicht, umso besser.« Das war alles, was Schellenberg zu ihm gesagt hatte. Werdin freute sich darüber, verhieß das doch freie Zeit und wenig Kontrolle. Umso öfter aber würde er an Irma denken, umso öfter würde ihn die Sehnsucht plagen.
    »Ich glaube, die wollen einfach hören, wie gut das viele Geld benutzt wird, das sie geben. Und natürlich soll ich darauf achten, dass es keine Sabotage gibt.«
    Diebner nickte. »Haben Sie denn eine Vorstellung von dem, was wir hier tun?«
    »Offen gestanden, nein.«
    »Die Sache ist eigentlich ganz einfach, in der Praxis aber unendlich schwer. Wenn Sie Uran, ein rares Element, mit langsamen Neutronen beschießen, werden Neutronen abgespalten, die wiederum andere Neutronen abspalten, wenn auch sie auf Uran treffen. Dabei wird eine unvorstellbare Menge Energie freigesetzt. Es nutzt uns allerdings nur, wenn wir diese Kettenreaktion kontrollieren, gewissermaßen bremsen. Dazu eignet sich schweres Wasser oder Grafit, wir konzentrieren uns inzwischen auf Grafit.«
    Diebner schaute Werdin eindringlich an. Er hatte einen fanatischen Blick, den Blick eines Nazis: »Es ist die Kraft der Sonne. Wenn wir sie in eine Bombe packen, haben wir eine göttliche Waffe, die Urgewalt der Elemente, der unsere Feinde nichts entgegenzusetzen haben.«
    »Wie ich hörte, arbeiten andere Nationen auch daran.«
    Diebner schmunzelte: »Klar, die Wissenschaftler, die unser Land verlassen haben, wollten, dass die Amerikaner die Uranbombe vor uns besitzen, weil sie Angst vor dem Führer hatten. Das kann man ja sogar verstehen. Nun ist Hitler tot, und die deutschen Emigranten wollen entweder gar nicht mehr mitmachen, oder ihnen fehlt der Antrieb. Wir werden die Ersten sein.«
    Er hat Recht, dachte Werdin. Und dennoch: Die Niederlage Deutschlands war unausweichlich. Wenn nicht ein Wunder geschah. An diesem Wunder arbeiteten Heisenberg, Weizsäcker und Diebner mit tausenden von weiteren Wissenschaftlern und Helfern.
    Werdin verbrachte seine Tage mit Staunen. Er fand sich in Menschenströmen, die sich scheinbar ungeordnet in den riesigen Bauten bewegten. Sobald er die Anlage betrat, war er in einer anderen Welt. In dieser Welt gab es keinen Krieg, obwohl der Krieg sie geboren hatte. Es gab genug zu essen, sogar für Fremdarbeiter. Niemand trug Uniform, außer die Wachen am Eingang. Auch Werdin zog Zivilkleidung an, nur Kurt Diebner hatte sich nicht von seiner Wehrmachtuniform getrennt.
    In Zehnstundenschichten wurde das Uranprojekt trotz aller Irrwege der Forscher vorangetrieben. Sie würden es schaffen. Sie brauchten nur noch ein paar Monate Zeit. Es war die einzige Chance.
    Beim Abschied in Berlin war Rettheim wieder so depressiv gewesen wie am Anfang ihrer seltsamen Freundschaft. »Wir wollen Frieden, aber doch noch etwas übrig behalten von der Beute, am liebsten die Russen mit Hilfe der Amis schlagen. Die anderen bestehen auf der verfluchten bedingungslosen Kapitulation«, schimpfte er. Er saß in seiner Küche und soff. Weiß der Teufel, wo er den Weinbrand herhatte. Rettheim arbeitete nun im Generalstab des Heeres, und was er dort erfuhr, erweckte seinen Missmut. »Wir müssen jetzt Schluss machen ohne Wenn und Aber, aber das verstehen diese Idioten nicht. Unser formidabler neuer Reichskanzler, der Herr Goerdeler, schwafelt was von der Rettung des Abendlands, da hätten sie Goebbels gar nicht einsperren müssen. Und Manstein glaubt bald, er wäre der liebe Gott. Haut den Russen ein paar Mal auf die Finger und kapiert nicht, dass die mehr als nur zwei Hände haben.«
    »Soll ich den Lampenhaken im Badezimmer abschrauben?«, spottete Werdin.
    »Idiot«, erwiderte Rettheim, »du hältst mich wohl für zu blöd, eine Schraube in die Decke zu drehen. Nein, diesmal werde ich niemandem den Triumph gönnen, mich abzuschnippeln. Ich will schon wissen, wie der Tanz der Irren ausgeht.«
    »Schwarzmaler«, sagte Werdin. Aber er wusste, Rettheim würde sich nicht durch ein paar nette Worte aufheitern lassen.
    Rettheim goss sich ein weiteres Glas ein. Er deutete mit der Flasche auf Werdin, doch der winkte ab.
    »Sauf nicht so viel«, sagte Werdin.
    »Der Suff ist die einzige Existenzform, die mit der Wirklichkeit zu vereinbaren ist.«
    ***
    Er war aufgeregt. Gleich würde er

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