Der 26. Stock
desPutztrupps bei der Arbeit. Auch auf dem 26. Stockwerk. Für ein paar Sekunden erschien das Bild eines Mannes, der einen Flur entlangging und dann einen großen, mit mehreren
Sesseln möblierten Saal betrat. Márquez spürte, wie sich ihm die Haare aufstellten. Er trat an den Aktenschrank und riss die
Tür auf.
»He, was machst du da?«, fragte der Mann, der ihm die Tür geöffnet hatte. Mit einem Satz war er bei ihm und stieß ihn von
dem Schrank weg. Márquez leistete keinen Widerstand. »Lass die Finger von dem Schrank, du Blödmann.«
»Ich … äh … tut mir leid«, stammelte Márquez. »Ich … ich wollte doch nur … bisschen sauber machen.«
»So ein Volltrottel! Stellen die bei euch eigentlich nur Behinderte ein?«
In Márquez’ Augen, die er zum Zeichen seiner Zerknirschtheit fest auf den Boden gerichtet hielt, leuchtete es kurz auf. Ein
zu großes Maul hatte schon so manchen ins Verderben gestürzt, und je toller sich einer vorkam, desto leichter passierte das.
Der stämmige Kollege des Wachmanns stand von seinem Stuhl auf und fasste den anderen am Arm.
»Komm, lass. Lass ihn in Ruhe und setz dich wieder.«
Auf dem Monitor A-26 wechselte erneut das Bild. Der Flur war jetzt verlassen, aber im Hintergrund konnte man deutlich die
Gestalt eines Putzmanns sehen, der in einem der Büros stand und so tat, als wischte er den Schreibtisch ab. Zeit für ein zweites
Ablenkungsmanöver. Sonst würden die Typen Zac entdecken. Na gut, sie hatten ihm ja gerade praktisch auf dem Silbertablett
einen Vorwand geliefert. Márquez machte mit seinem Papierkorb einen Schritt auf die beiden Männer zu und hob eine Coladose
vom Boden auf.
»Ich bin nicht behindert … aber wir haben einen Jungen in der Firma, kennt ihr den?«
Die beiden drehten sich um und starrten ihn an. Dann wechselten sie einen Blick, und der Stämmige schüttelte den Kopf.
»Nee, und du ziehst jetzt mal langsam Leine. Hast schon genug sauber gemacht.«
»Genau, hau ab, bevor wir deinen Arsch aus der Tür treten«, fügte der Gorilla hinzu.
»Halt endlich die Klappe!«, herrschte ihn der andere an.
Die beiden Männer schienen ziemlich aufgebracht, vor allem der Typ im Stuhl, dem anscheinend eher bewusst war, dass man sein
Maul besser nicht zu weit aufriss. Márquez drehte sich um, nahm seinen Putzlappen und fing an, die Regale abzustauben. Dabei
las er die Etiketten auf den Bändern. Genau, was er gesucht hatte. 3. Stock, 10. Stock … Als er beim 26. Stockwerk ankam, brach die Reihe ab. Márquez runzelte die Stirn. Für die Etagen über der 26 gab es keine nummerierten Videobänder.
Frustriert sah er nochmals auf den Monitoren nach. Doch, da waren die Bilder, gefilmt von den Kameras auf den entsprechenden
Stockwerken. Nur aufgezeichnet wurden sie anscheinend nicht. Warum nur? Er sah sich nach den Wachleuten um. Wenn er schon
kein Band bekommen konnte, so würde er doch wenigstens ein paar Informationen aus den Typen herausholen.
»Aber … meinen behinderten Kollegen kennt ihr ganz sicher«, hakte er noch einmal nach. Wenn er auf der richtigen Spur war, brauchte
er nur lange genug zu bohren. »Er heißt Teo, ein ganz junger Bursche, und …«
Der Stämmige erhob sich mit drohender Miene. Márquez hob die Arme, wie um sich vor einem Schlag zu schützen.
»Nein! Ich bin ja schon still!«
Der andere riss ihm den Papierkorb aus der Hand.
»Bleib cool, du Penner, ich tu dir schon nichts. Aber jetzt verzieh dich, sonst …«
»He, Chef, was ist denn das da?«, fragte auf einmal der Gorilla.
Der Wächter ließ den Papierkorb fallen und beugte sich über einen der Monitore. Es ging um Nummer A-26, auf dem ein Putzmann
gerade aufmerksam einen P C-Bildschirm betrachtete.
»Verdammt, was hat der da verloren?«, fragte er. Seine Finger schienen sich in die Tischkante zu krallen. »Das ist ein zugangsbeschränkter
Bereich! Auf dem Stockwerk sollte überhaupt niemand sein!«
Hastig drückte er einen roten Knopf auf dem Kontrollpaneel.
»An alle Wachleute!«, brüllte er. »Wir haben einen Eindringling auf 26!«
Márquez schob sich verstohlen auf die Tür zu und wog seine Chancen ab. Er musste das Stockwerk durchqueren, bis zu den Aufzügen
kommen und hoffen, dass er einen Fahrstuhl erwischte, der nicht voller Wachmänner in den 26. Stock fuhr. Und dann waren da noch die zwei Typen hier, die bei der kleinsten schnellen Bewegung Verdacht schöpfen konnten.
Als der
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