Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
Vom Netzwerk:
Signalton das Öffnen der Aufzugtüren ankündigte, bückte er sich schnell und hob die Karte auf.
     Hoffentlich hatte der Wachmann ihn nicht gesehen. Die Plastikbehälter mussten ihm eigentlich die Sicht verstellt haben. Zac
     führte die I D-Card in den Schlitz im Aufzug ein. Knapp drei Minuten später ertönte erneut der Klingelton. Er war am Ziel angekommen, im 26.   Stock.
     
    Apolo Gaardner fand das fünfte Parkdeck leer vor. Die anderen waren schon weg. Er drehte sich zum Aufzug um. Wer war, als
     er bereits im Aufzug stand, in den 26.   Stock gefahren? Die Oberbosse   … die kamen nicht mit dem Auto, und sicher waren sie noch im Haus, aber keiner von ihnen hatte Anlass, ins 26.   Stockwerk zu fahren. Gaardner schüttelte den Kopf. Er ging zu seinem Porsche und dachte, dass er sich den Klingelton am Aufzug
     wahrscheinlich nur eingebildet hatte. Oder er hatte, ohne es zu merken, beide Aufzüge gerufen. Es gab hunderttausend mögliche
     Erklärungen, wozu noch einen Gedanken daran verschwenden. Er machte es sich auf seinem Sitz bequem, ließ den Wagen an und
     versuchte, sich auf Isabel zu konzentrieren. Er hatte sie unter seiner Kontrolle, er hatte sie dazu gebracht, ihren Bruder
     zu vergessen.
    Etwas allerdings hatte Gaardner nicht bedacht: Als er vor einer guten Stunde in ihr Büro gegangen war, hatte er sie dabei
     überrascht, wie sie hastig eine Schublade zuschob. Hätte Gaardner gelesen, was auf dem Blatt Papier stand, das Isabel dort
     verwahrt hatte, so hätte er ihr womöglich doch ein paar misstrauische Gedanken gewidmet.

35
    Als sich die Metalltüren zum 26.   Stockwerk öffneten, hörte Zac, wie einer der anderen Aufzüge die Fahrt nach unten antrat. Langsam schlenderte er durch die
     Räume. Sie waren hell erleuchtet. Vielleicht wurde das Licht nie ausgeschaltet. In der Mitte des Eingangssaals weckte ein
     Springbrunnen seine Aufmerksamkeit. Er besah ihn sich näher. Mehrere kleine Fische schwammen nervös darin herum. Zac schnupperte
     ein wenig. Ein auffälliger Duftstoff hing im Raum. Er ging einen langen Flur mit vielen Türen entlang, die meisten davon waren
     angelehnt.
    Plötzlich blieb Zac stehen und hielt den Atem an. Ein leises Surren bestätigte, was er schon befürchtet hatte: Perfekt getarnte
     Videokameras beobachteten ihn. Er versuchte gar nicht erst herauszufinden, wo sie versteckt waren. Mit dem Lappen wischte
     er die Armlehnen an einem der Sessel ab und trat in einen weiteren Flur.
    Noch mehr Türen, am Ende des Ganges eine schwarze Doppeltür direkt neben dem Notausgang. Zac ging darauf zu und versuchte,
     den Türknauf zu drehen, die Tür war verschlossen, ebenso der Ausgang zur Feuertreppe. Wenn der Notausgang versperrt war, dann
     um zu verhindern, dass jemand in das Stockwerk eindringen konnte. Oder es verlassen.
    Zac fragte sich, ob es womöglich ein Fehler gewesen war zu glauben, dass er mit dem Overall der Reinigungsfirma nicht auffallen
     würde. Aber jetzt war es zu spät. Er drehte sich um und betrat das nächstgelegene Büro. Eine große mondförmige Lampe leuchtete
     auf. Die Dekoration war extravagant, eine Ansammlung von Decken, rosa Kissen und Möbeln wie aus einem Kinderfilm.Zac ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Keine Spur von einem PC oder einer Ablage für die Akten. So etwas hatte er
     noch in keinem Unternehmen gesehen. Er verließ dieses eigenwillige Büro und ging in das gegenüberliegende. Dort war die Einrichtung
     wieder völlig konventionell. Auch ein PC stand da. Er drückte auf Start, aber der Rechner reagierte nicht. Irgendwo musste
     es hier einen Stromschalter geben. Zac bückte sich und suchte den Boden ab. Vergeblich. Er folgte den Kabeln, die aus dem
     Rechner kamen, aber sie verloren sich in einer Klappe unter dem Teppich. Als Nächstes durchsuchte er die Schubladen, die voller
     Büromaterial steckten: Kugelschreiber, Tacker, weißes Papier. In der untersten Schublade lag ein einzelnes Blatt. Jemand hatte
     etwas darauf notiert. Zac zog das Blatt hervor. Mit der krakeligen, unsauberen Schrift eines Kindes hatte die Person sechs
     Wörter geschrieben. Sechs Wörter, vielleicht die Antwort auf das, was Zac hier suchte.
     
    Teo, Teo, Teo. Ich finde dich
     
    Er faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Overalltasche. Da war noch ein zweiter Geruch im Raum. Ein besonderer,
     fast vertrauter Duft, den er aber nicht identifizieren konnte. Zac schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, wo er
     das schon einmal

Weitere Kostenlose Bücher