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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Er blieb still sitzen und wartete. Dann stand er auf, nahm seine
     Pistole vom Tisch und ging, ohne Licht zu machen, langsam zur Tür. Noch ein Klingeln. Und dann hastige Schritte treppab. Márquez
     sah durch den Spion, aber natürlich war es auf dem Treppenabsatz dunkel. Er lief ans Fenster und steckte den Kopf hinaus.
     Am Ende der Straße wartete ein Spaziergänger darauf, dass sein Hund seine Blase entleerte, ein betrunkener Kerl torkelte auf
     die nächste Bar zu, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah sich ein Pärchen ein Schaufenster an; der junge Mann hatte
     den Arm um die schmale Taille seiner Freundin gelegt. Das war alles.
    Márquez ging zurück an die Tür. Die Sache gefiel ihm nicht. Er kannte Kollegen, die schon auf blödere Touren hereingefallen
     waren. Nachdem er abgewartet hatte, ob vielleicht noch einmal Schritte zu hören waren, entschloss er sich, vorsichtig die
     Tür aufzumachen. Aber weder schlug ihm jemand die Birne ein noch entdeckte er eine Zündschnur, die zu einer Bombe führte.
     Lediglich ein kleines Päckchen lag auf dem Fußabstreifer. Márquez hob es auf. Es war leicht und trug keinerlei Aufschrift.
     Es war einfach ein dicker hellbrauner Umschlag. Márquez ging zurück in die Wohnung, schaltete das Licht an und legte das Päckchen
     auf den Glastisch. Minutenlang starrte er unentschlossen darauf. Dann rang er sich durch, es zu öffnen. Er riss den Umschlag
     auf und ließ dessen Inhalt auf den Tisch gleiten. Ein Band. Genau wie die anderen Bänder, die er aus dem Hochhaus hatte mitgehen
     lassen. Und es war auch beschriftet. Für einige Sekunden war Márquez verwirrt.
     
    27.   Stockwerk   – Monitor A-27, 9 h – 13 h.
     
    Ein Datum war nicht vermerkt. Kaum zu glauben. Jemand hatte ihm das beschafft, wonach er gesucht hatte. Das 27.   Stockwerk. Die Antwort lag jetzt wohl hier auf seinem Tisch. Vielleicht allerdings wollte ihn auch jemand auf die falsche
     Fährte bringen. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er stand auf, warf das alte Familienvideo aus und legte das unerwartete
     Geschenk ein, das ihm jemand vor die Tür gelegt hatte. Dann drückte er auf Play und setzte sich hin.
    Mehrere Männer und Frauen saßen in ihren Bürozellen am Schreibtisch und gingen den üblichen Tätigkeiten nach. Die erste Überwachungskamera
     hatte Bilder aus dem größten Raum in der Etage aufgezeichnet, und alles war völlig normal. Ein Glatzkopf telefonierte, eine
     attraktive junge Frau stand am Kopierer und unterhielt sich dabei mit einer Kollegin, ein anderer Mann gab etwas in seinen
     PC ein   … Einige sahen in die Kamera, andere waren mit dem Rücken dazu postiert. Die Atmosphäre wirkteentspannt. Márquez griff zur Fernbedienung und spulte vor. Wenn ihm jemand dieses Band vor die Tür gelegt hatte, dann musste
     doch etwas Wichtiges darauf zu sehen sein. Vielleicht eine Aufnahme davon, wie Isabel aus dem Aufzug stieg, oder Teo, der
     durch das Großraumbüro rannte. Aber nein, weiterhin nur vor sich hin arbeitende Angestellte, und dann endete das Band und
     wurde automatisch zurückgespult. Er würde es sich noch einmal ansehen und jede einzelne Aufnahme aus den verschiedenen Kameras
     in Augenschein nehmen. Wahrscheinlich war ihm beim Vorspulen etwas entgangen.
    Während das Band zurückgespult wurde, holte er sich ein Glas Milch aus der Küche. Und was, wenn er nichts fand? Vielleicht
     wollte man ihm auch nur mitteilen, er solle sich nicht weiter den Kopf zerbrechen, das 27.   Stockwerk sei völlig normal. Wenn das so war, umso besser. Dann müsste er sich morgen nicht wieder mit Zac in den Turm schmuggeln.
    Diesmal setzte sich Márquez in den Sessel und sah sich das ganze Video an, ohne den Schnellvorlauf zu aktivieren. Sein Gehirn
     war müde. Wer auch immer ihn mit dem Video beehrt hatte, hätte ihn ruhig aufklären dürfen, was das sollte, und wenn er es
     nur auf einen Zettel gekritzelt hätte. Márquez gähnte und merkte, wie ihm die Lider schwer wurden. Als das Display des Videorecorders
     anzeigte, dass eine Stunde Laufzeit überschritten war, fielen ihm die Augen zu. Büroarbeit, nichts als Büroarbeit. Ein Bote
     legte ein Päckchen auf einen Tisch, ein Mann schleppte einen Stapel Ausdrucke unter der Kamera vorbei, eine attraktive junge
     Frau stand am Kopierer und unterhielt sich dabei mit einer Kollegin. Ein Augenblick der Verwirrung, dann reagierte Márquez’
     übermüdete Gehirnmasse.
    Er riss die Augen auf, tastete hektisch nach der

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