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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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es sich zu kämpfen lohnte, ein Leben an der Seite einer guten Frau,
     mit einem Job. Ja   … genau wie jetzt, als er sich entschloss, durch das 20.   Stockwerk hindurch zu den Aufzügen zu rennen. Niemand, der bei Sinnen war, hätte so etwas getan, aber er hatte keine Wahl.
     Jetzt durfte einfach nichts schiefgehen. Die I D-Karte , die er tags zuvor gestohlen hatte, durfte nicht gesperrt sein, die Aufzüge mussten noch funktionieren, und die Feuerwehr
     durfte nicht auf die Idee kommen, den Strom im Turm abzustellen, um Kurzschlüsse im Gebäude zu verhindern. Zac sah sich um.
     Just in diesemMoment schoss eine Stichflamme durch den Ausgang zur Feuertreppe. Während Zac zurückwich, gingen der Türrahmen und die Tür,
     die ihm noch vor ein paar Minuten als Versteck gedient hatte, in Flammen auf. Er steckte die I D-Card in den Schlitz und wartete. Viel Zeit würde ihm nicht bleiben, um zurück zur Treppe zu rennen. Vielleicht gelang es ihm,
     zu flüchten, bevor eine Feuerwand ihm den Weg versperrte. Dann aber setzte sich der Aufzug in Bewegung. Da begriff Zac, warum
     sie die Karte wieder aktiviert hatten, obwohl ihr Besitzer doch bestimmt ihren Diebstahl gemeldet hatte: Sie rechneten damit,
     dass er wiederkommen würde. Sie brauchten nur abzuwarten, und sobald das System den Einsatz der Karte anzeigte, hatten sie
     ihn in der Falle. Allerdings würde niemand versuchen, ihn inmitten eines Feuers zu schnappen. Und er steuerte geradewegs auf
     den Brandherd zu. Nach oben, in die Flammen.
    Zac stieg in den Aufzug, steckte die Karte in den Schlitz, drückte auf den Knopf mit der »26«, und der Aufzug fuhr an. Er
     ballte die Fäuste. Er wusste, wie gefährlich es war, bei einem Brand den Fahrstuhl zu nehmen. Durch die Ritzen des Belüftungssystems
     drang heiße Luft in die Kabine. Zac bekam Atembeschwerden. Wenn eine der feuerfesten Türen nachgab, die den Aufzugschacht
     von den brennenden Stockwerken trennten, war es um ihn geschehen. Einige Sekunden lang war die Hitze fast unerträglich, doch
     dann entspannte er sich. Soweit er es einschätzen konnte, hatte er die Gefahrenzone hinter sich. Gleich würde er am Ziel sein.
     Aber seine Hoffnung schwand, als der Aufzug plötzlich stehen blieb. Zac drückte noch einmal den Knopf zum 26.   Stockwerk, zog die Magnetkarte mehrmals durch den Schlitz, aber nichts half. Da ertönte unter seinen Füßen eine neuerliche
     Explosion, und der Aufzug erbebte. Über ihm quietschte Metall, und der Aufzug fiel ruckartig einen guten Meter in die Tiefe.
     Zac verlor das Gleichgewicht und prallte gegen die Tür. Er zuckte zurück. Die Metalloberfläche war glühend heiß. In seinem
     Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Zum ersten Mal in seinem Leben erfuhr er, was Klaustrophobie bedeutete.Nicht einmal im Gefängnis hatte er dieses Gefühl gekannt. Sein Körper signalisierte mit allen Mitteln, dass er hier hinauswollte.
    In diesem Moment fiel Zacs Blick auf das massive Metallgitter, das ihn von der Decke des Aufzugs und den Leuchtröhren trennte,
     die an den vier Ecken eingelassen waren. Er nahm einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten und stellte sich dann darauf,
     um die Schrauben am Gitter zu lösen. Seine Hand zitterte, aber er versuchte, sich zu konzentrieren. Er hatte schon aus schlimmeren
     Situationen einen Ausweg gefunden. Als er die vier Schrauben gelöst hatte, genügte ein Hieb gegen das Gitter, und es fiel
     zu Boden. Die Metalldecke war verschweißt. Zac zog eine kleine batteriebetriebene Flex aus dem Werkzeugkasten, kaum größer
     als ein Mobiltelefon. Er kniff die Augen zusammen und spürte die glühenden Funken im Gesicht, aber er merkte, dass sie die
     Metallplatte durchschnitt. Er hatte eine Chance.
    Das Bild vor seinen Augen schwankte, und er sah alles verzerrt. Offenbar setzten ihm die Dämpfe und die Hitze allmählich zu.
     Aber wenn er sich jetzt ablenken ließ, war er verloren. Schließlich gelang es ihm, das dünne Metall mit einem kräftigen Stoß
     herauszubrechen. Aus der Öffnung schlug ihm eine Hitze entgegen, als wäre er in der Hölle gelandet. Wieder rutschte der Aufzug
     ein Stück nach unten. Zac ließ die Flex fallen, sprang hoch und klammerte sich an die Ränder der soeben ausgeschnittenen Öffnung.
     Bäche von Schweiß liefen ihm über die Stirn. Er spürte, wie die zackigen Ränder des Metalls ihm in die ungeschützten Finger
     schnitten, als er sich hochzog. Er war dankbar für den Schmerz, der würde ihn wach halten. Als er aus

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