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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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der Kabine kletterte,
     sah er den breiten, drei Aufzüge fassenden Schacht vor sich. Und etliche Meter weiter unten schlugen schon die Flammen herauf.
     Er sah nach oben. Er war schätzungsweise auf halbem Weg stecken geblieben.
    Zac besah sich seine Hände. Die Haut dampfte, und es bildeten sich bereits rote Blasen. Er zog das Hemd aus und wischte sich
     das Blut an seinem weißen Unterhemd ab. Er zerriss das schweißnasseHemd und umwickelte sich mit den Fetzen die Hände. Dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Zac sprang just im richtigen
     Augenblick, packte mit seinen notdürftig geschützten Händen das erstbeste Seil. In diesem Moment schmorte mehrere Stockwerke
     weiter unten das Seil durch, das das Gegengewicht hielt, und der Aufzug machte zuerst einen Satz nach oben und stürzte dann
     ab. Er hatte sich erneut die Hände versengt. Zac schrie auf. Loszulassen aber hätte den sicheren Tod bedeutet. Eine Wolke
     aus Asche schoss aus den unteren Stockwerken empor und hüllte ihn ein. Zac hustete verzweifelt. Ein Mann, der so viel erlebt
     hatte wie er, wusste, wann sein Ende nahte, und Zac spürte, dass seine Willenskraft in dem Maß nachließ, in dem die Gluthitze
     seine Haut versengte. Weit über sich hörte er schließlich etwas knirschen, als hätte ein seit Jahrhunderten schlafendes großes
     Metallrad begonnen, sich zu drehen. In seinem Kopf erschien das Bild einer Frau, die auf ihrem Webstuhl die Geschichte eines
     Lebens spann. Seine erschöpften Finger lockerten ihren Griff um das Stahlseil, und er rutschte ein paar Zentimeter ab, bevor
     er sich noch einmal fing. Ihm war, als würde er in der Luft schweben. Er würde nicht abstürzen, er würde niemals in das Feuer
     fallen, das dort unten wütete.
    Er war leichter als Luft, oder vielleicht waren seine Knochen mit Luft gefüllt, und die Wärme gab ihm Auftrieb, so dass er
     stieg wie ein tausendfarbiger Drache. Er öffnete die Augen und sah die bunten Lichter tanzen, und jeder strahlende Streifen
     wand sich wie ein Wurm. Er ließ das Seil los, um einen dieser Würmer zu erhaschen, und er fiel. Er dachte an Carlos. Er wünschte
     sich, jemand würde ihm erklären, dass er alles versucht hatte. Dass er gescheitert war, konnte man ihm nicht vorwerfen. Hoffentlich
     gelang es Isabel, sich zu retten. Das Gesicht seiner Frau kam ihm in den Sinn, und ganz zum Schluss rief er nach seiner Mutter.
     Und dann prallte Zac heftig auf den Rücken.
     
    Die Qualität der Aufnahme war mäßig, aber Isabel wusste auf den ersten Blick Bescheid: Zu sehen war die Tür zu einem derAufzüge. Isabel war, die Kamera in der Hand, wieder zu Vera gegangen.
    Wer ihr die Kamera gebracht hatte, überlegte Isabel, musste einen Grund dafür gehabt haben. Sie kniff das linke Auge zu und
     hielt das andere an den rechteckigen Sucher, durch den der aufgenommene Film zu sehen war. Die Aufzugtür an der weißen Wand.
     Das Bild schwankte und wurde kurzzeitig schwarz, als wäre die Aufnahme schon am Ende. Die Kameraeinstellung wechselte. Nun
     kam eine Glasscheibe in den Vordergrund, ein Spiegel, der von einem grellen Licht erleuchtet wurde. »Hau ab   … hau ab!« Teo. Die Lichtquelle schien sich auszudehnen, und diesmal wurde der Bildschirm weiß. Das ergab doch keinen Sinn.
     Was wollte man ihr damit sagen? Sie konnte ja nicht einmal sicher sein, ob Teo diese Aufnahme gemacht hatte. Wieder ein Szenenwechsel.
    Wer auch immer die Kamera hielt, hatte sich zur Tür umgedreht. Sie stand offen, und vor dem Aufzug konnte man zertrümmerte
     Schreibtische sehen, kaputte Stühle, auf dem Boden verstreutes Papier, einige Seiten flatterten in dem großen Vorraum durch
     die Luft. In Isabels Gehirn fügte sich ein erstes Puzzlestück an die richtige Stelle. Das war dasselbe Szenario, das sie bei
     ihrer Ankunft vor einigen Minuten vorgefunden hatte, als der so fremd gewordene Hugo sie und Vera hierhergeschleppt hatte.
     Die Person, die den Film gedreht hatte, war also ins 27.   Stockwerk gelangt. Das Bild schwankte abermals, diesmal noch stärker.
    Isabel überkam der Wunsch, die Hand an der Kamera würde sich drehen und ein Gesicht zeigen, das nicht ihrem Bruder gehörte.
     Aus dem Hintergrund flog etwas durch die Luft nach draußen. Es schien sich um kleine Glassplitter zu handeln. Plötzlich wurde
     die Kamera durch die Luft geschleudert, dann kam eine schnelle Abfolge von Bildern aus dem großen Raum; anscheinend war die
     Kamera zu Boden gefallen und weitergerollt. Als sie

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