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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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sie für weitere Informationen auf Lara.
     Deshalb beschloss Isabel, am Nachmittag Carlos um Hilfe zu bitten; seltsam, irgendwie verspürte sie den dringlichen Wunsch,
     ihm all diese Neuigkeiten so schnell wie möglich zu erzählen. Nun aber würde sie Beatriz eines der Bewerbungsgespräche abnehmen,
     die sie ihr zugeschoben hatte. Es machte ihr schließlich Spaß, die Interviews zu führen, und so würde sie die Vorfälle für
     einen Moment vergessen können. Sie dachte kurz an das Mittagessen mit Vera, und während sie den Kandidaten hereinbitten ließ,
     ging ihr durch den Sinn, dass sie richtig Appetit auf eines der leckeren Omeletts hatte, die im »Jym’s« auf der Karte standen.

5
    Das »Jym’s« war eines der zahlreichen Lokale, die in den 1980er Jahren ihre Hochzeit als Bühne für Nachwuchsbands erlebt hatten, und es war
     eines der wenigen, die überlebt hatten, nun allerdings als schickes Café-Restaurant. Hier saßen die ehemaligen Rebellen und
     Punks, die heute halbwegs erfolgreiche Geschäftsleute waren. Das »Jym’s«, das sich in einer der überdachten Passagen im Geschäftsviertel
     befand, war mit Neonlicht ausgeleuchtet. Ein geräumiger Tresen erstreckte sich über die gesamte Länge des Lokals, und rundherum
     standen bequeme, rot gepolsterte Stühle und Plexiglastische. Das Interessanteste an dem Restaurant war aber eine kleine Anzahl
     von Separees, wo man ohne Aufpreis essen und sich mit Freunden treffen konnte, ungestört von neugierigen Blicken vom Nebentisch
     oder den Passanten, die durch die Glasfront linsten. Und dieser Service hatte das Lokal zum Stammlokal gewisser Popikonen
     und bekannter Persönlichkeiten des Nachtlebens gemacht.
    Isabel kam zehn Minuten zu spät und sah sich erst mal nach ihrer Freundin um. Sie war seit jenem ersten gemeinsamen Essen
     nur noch selten hergekommen, doch es hatte sich nicht viel verändert, bis hin zu den Dutzenden von Schwarz-Weiß-Porträts ehemaliger
     Filmgrößen, die noch immer die Wände zierten. Vera beugte sich aus einem der Separees heraus und winkte Isabel zu sich. Ihr
     Gesicht wirkte ungewöhnlich ernst. Wieder trug sie die dunkle Sonnenbrille, und eine fast heruntergebrannte Zigarette hing
     ihr aus dem Mundwinkel. Isabel ging zu ihr hinüber.
    Vera saß allein in dem Separee. Vor ihr stand ein fast leeresGlas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Sie sah Isabel nicht an.
    »Hallo, Vera.«
    Vera blickte endlich auf und rang sich ein kleines Lächeln ab. Sie stand auf und umarmte Isabel, die spürte, wie Vera zitterte.
     Ohne ein weiteres Wort nahmen sie Platz.
    »Wie geht’s?«
    Bevor ihre Freundin jedoch antworten konnte, kam ein Kellner, um ihre Bestellung aufzunehmen. Vera antwortete ihm mit einer
     Lebhaftigkeit, die Isabel nicht von ihr erwartet hatte.
    »Für mich bitte Nummer fünf, und   … was magst du, Isabel?«
    »Ich   … ich wollte ein Omelett, was ist das noch mal für eine Nummer?«
    »Nummer sechs«, erwiderte der Kellner freundlich. »Und zum Trinken?«
    »Eine Coca-Cola ohne Eis, bitte.«
    Vera schenkte Isabel das strahlendste Lächeln, das sie je bei ihr gesehen hatte.
    »Na, wie läuft’s bei dir?«, fragte sie übertrieben laut und starrte dem Kellner nach, der gerade die Nische verließ. Isabel
     war verdutzt von diesem plötzlichen Überschwang, brachte dann aber doch eine Antwort heraus.
    »Gut, mir geht’s gut. Und dir, Vera? Was ist mit Señor Hernán?«
    Veras Lächeln verschwand augenblicklich, und ihre Gesichtszüge verhärteten sich wieder.
    »Hat dir Rai nichts erzählt?«
    »Er behauptet, nichts sagen zu dürfen. Und ein Freund aus der Personalabteilung   …«
    Vera unterbrach sie mit einem hysterischen Lachen, das bestimmt noch außerhalb des Separees zu hören war.
    »Süße, in der Personalabteilung haben sie doch nie eine Ahnung, was läuft.«
    Ohne nachzudenken, nahm sie ihre Sonnenbrille ab. Als sie Isabels perplexen Gesichtsausdruck bemerkte, wollte sie die Brille
     gleich wieder aufsetzen, aber dann ließ sie sie doch auf dem Tischliegen. Um ihr linkes Auge herum sah man den schwärzlichen Ring, der Isabel schon am Vortag in Hernáns Büro aufgefallen war.
    »Vera, was ist denn mit dir passiert?«, fragte Isabel bestürzt.
    »Tja«, antwortete sie, »wir hatten Mittwochnacht einen Unfall. Rai hat es dir wohl nicht erzählt, damit du dir keine Sorgen
     machst.«
    Sie verstummte und sah auf ihre Hände hinunter, die kraftlos auf dem Tisch lagen.
    »Er   …«, sie geriet ins

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