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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Hand, dass man die Blutspuren sorgfältig entfernt hatte. Isabel hätte jetzt gerne mit Teo gesprochen. Sie würde ihn mittags
     anrufen und vorschlagen, am Abend gemeinsam essen zu gehen, er könnte sich aussuchen, wo.
    Der Aufzug hielt, und die Türen öffneten sich. Isabels Büro stand offen. Als sie eintrat, drehte sich Jorge zu ihr um. Er
     stand an ihrem Schreibtisch, in der Hand einen Kugelschreiber.
    »Isabel! Ich wollte dir gerade einen Zettel schreiben. Rai war hier, und wir haben ihm sagen müssen, dass du noch nicht da
     bist. Wir haben versucht, dich anzurufen, aber   …«
    »Ich bin in einen ganz üblen Stau gekommen. Hat Rai gesagt, worum es geht?«
    Jorge schüttelte den Kopf.
    »Nein, nur, dass er noch mal kommt. Es schien ihn fast zu freuen, dass du nicht da bist. Ist da irgendwas im Busch, Isabel?«
    »Nein, keine Sorge. Ich habe jetzt gleich einen Bewerber da, oder?«
    »Da mach dir mal keine Gedanken.«
    Wie Isabel schon erwartet hatte, hatten sie sich um alles gekümmert. Wenn sie irgendetwas erledigen musste, konnte sie sich
     also bis halb elf Zeit lassen. Erst dann würde sie drei Vorstellungsgespräche führen müssen.
    »Wenn das so weitergeht«, sagte Jorge, bevor er zurück zu seinen Kollegen in den Nebenraum ging, »wirst du ein paar zusätzliche
     Mitarbeiter brauchen.«
    Das stimmte, Isabel war sich völlig im klaren darüber. Und ausgerechnet jetzt, wo die Firma mehr Leute einstellte als je zuvor,
     ließ sie ihre Mitarbeiter mit der Auswahl allein. Als die Tür ins Schloss fiel, setzte sie sich an den Schreibtisch und schalteteden PC ein. Neben der Tastatur lag noch der Zettel, den sie am Abend zuvor für Teo hinterlassen hatte. Er war ja nicht bis
     hierher gekommen, und wer auch immer an seiner Stelle Isabels Büro gereinigt hatte, hatte das Blatt offenbar nicht angerührt.
     Sie legte es in eine Schublade. Wenn ihr Bruder in ein paar Tagen wiederkam, würde er die Nachricht vorfinden.
    Auf Isabels Monitor erschien das Dokument, an dem sie am Nachmittag zuvor gearbeitet hatte, bevor sie zur Calle del Olvido
     aufgebrochen war. Keine neuen Nachrichten im Posteingang. Sie stand auf und zog die CD aus der Aktentasche. Sie glitzerte
     in ihren Händen und spiegelte das Licht, das durchs Fenster fiel, in allen Regenbogenfarben wider. Carlos hatte sich in seinem
     Brief unmissverständlich dazu geäußert: Du solltest dir den Inhalt besser nicht ansehen. Dennoch hatte er ihr die CD anvertraut.
     Er hätte sie ja auch seinem Freund Zac geben können, aber er hatte sie nun einmal ihr gegeben. Isabel drückte einen kleinen
     weißen Knopf, und die Schublade des CD-RO M-Laufwerks fuhr heraus. Hatte Carlos ernsthaft geglaubt, dass sie der Versuchung widerstehen würde? Was die CD auch an Informationen
     enthalten mochte, das Beste war, es sofort zu erfahren. Sie legte die CD ein und wartete, bis auf dem Bildschirm ein Fenster
     mit einer Datei erschien. Sie klickte auf »Öffnen«. Auf dem Bildschirm wurde ein kleines Dialogfeld angezeigt, in dem stand:
     
    F3?
     
    Darunter befand sich ein kleines weißes Texteingabefeld. Isabel wusste, was das bedeutete: Der Rechner verlangte ein Passwort
     von ihr. In Carlos’ Brief stand nichts von irgendwelchen Passwörtern, aber das war ja auch klar. Wenn er nicht wollte, dass
     Isabel auf die Datei zugriff, war ein Passwort ein gutes Mittel, um sie daran zu hindern. Zögerlich und zugleich hoffnungsvoll
     drückte Isabel die F 3-Taste , doch nichts geschah. Das wäre auch zu einfach gewesen. Dann tippte sie das Erste ein, was ihr in den Sinn kam: Carlos. Auch
     das führte nicht zum Ziel. Sie suchteauf ihrem PC nach der Personaldatei, die sie bei jenem lange zurückliegenden Bewerbungsgespräch mit Carlos eingerichtet hatte.
     Sie versuchte es mehrfach mit Carlos’ Geburtstag: die Monatsangabe erst ausgeschrieben, dann als Zahl, das Jahr mit vier Ziffern,
     dann nur mit zweien   … Ohne Erfolg .
     
    F3?
     
    Die seltsame Frage stand immer noch da, fast schien sie sich über Isabel lustig zu machen. Die Antwort war sicher ganz einfach,
     das war in solchen Fällen doch immer so. Eine einfache, fast offensichtliche Antwort, genau deshalb war sie so schwer zu finden
     und man ärgerte sich über die eigene Dummheit.
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und starrte auf den Bildschirm. Da klopfte es an der Tür.
    »Ja, herein«, sagte Isabel.
    »Störe ich?«, fragte Hugo fröhlich, während er den Kopf hereinsteckte.
    Isabel lächelte ihn an,

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