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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Steve – der zuverlässig sofort mit von der Partie war, wenn irgendeiner seiner Kumpels den unbändigen Drang verspürte, zum Golfen zu gehen, und der in der Öffentlichkeit stets den treu ergebenen Ehemann spielte –, eine der klügsten Frauen dieser Stadt misshandelte. Eine meiner besten Freundinnen.
    Egal, jedenfalls quälte mich der Gedanke an Steve auch noch am nächsten Morgen im Büro – so lange, bis ich es irgendwann nicht mehr aushielt, am Schreibtisch zu sitzen, Anrufe entgegenzunehmen und so zu tun, als wäre ich voll auf den Fall konzentriert.
    Ich schnappte mir meine Handtasche. »Wenn Tracchio nach mir fragt, sagt ihm, ich bin in einer Stunde zurück.«
    Zehn Minuten später hielt ich vor dem Eingang von 160 Beale Street, einem dieser verglasten Hochhäuser in einer Seitenstraße der Market Street, in dem es von Steuerberatern und Anwaltskanzleien nur so wimmelte. Dort war Steves Büro.
    Ich kochte vor Wut, während ich in den einunddreißigsten Stock hochfuhr; fast hätte ich hyperventiliert. Oben angekommen, stürmte ich durch die Tür von Northstar Partnerships. Die hübsche Frau am Empfang lächelte mir zu.
    »Steve Bernhardt«, sagte ich und hielt ihr meine Dienstmarke vor die Nase.
    Ich wartete nicht, bis sie mich angemeldet hatte, sondern marschierte gleich weiter in das Eckbüro, in dem ich schon einmal mit Jill gewesen war. Steve fläzte in seinem Sessel, angetan mit einem hellgrünen Lacoste-Hemd und Khakihosen, und telefonierte. Ohne im Satz innezuhalten, zwinkerte er mir lässig zu und zeigte auf einen Stuhl.
Ist angekommen, Freundchen
.
    Ich wartete, bis er sein hochwichtiges dienstliches Telefonat beendet hatte. Mein Zorn schwoll noch mehr an, als ich hörte, wie er seine Rede mit überstrapazierten Insider-Floskeln würzte, wie etwa: »Hört sich an, als ob du da ein bisschen versuchst, den Ozean zum Sieden zu bringen, Mann.«
    Endlich legte er auf und schwang seinen Drehstuhl herum. »Lindsay«, sagte er und sah mich fragend an, als ob er nicht recht wüsste, was er von meinem Besuch halten sollte.
    »Spar dir das Theater, Steve; du weißt, warum ich hier bin.«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. Dann probierte er einen neuen Gesichtsausdruck aus. »Ist irgendwas mit Jill?«
    »Weißt du, Steve, ich muss mich schwer beherrschen, um nicht über den Schreibtisch zu springen und dir das verdammte Telefon um die Ohren zu hauen. Jill hat uns alles erzählt, Steve.
Wir wissen Bescheid

    Er zuckte mit den Achseln, setzte eine Unschuldsmiene auf und schlug die Beine übereinander, damit ich seine eleganten Mokassins von Bass bewundern konnte. »Bescheid – worüber?«
    »Ich habe die blauen Flecken gesehen. Jill hat uns erzählt, was los ist.«
    »Ach ja« – er lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch –, »Jill hat mir gesagt, dass sie gestern Abend mit ihrer Gang auf Achse war.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Also, ich würde ja liebend gern noch eine Weile hier rumhocken und mit dir über unsern privaten Scheiß plaudern, aber ich habe um halb eins eine Besprechung drüben bei...«
    Ich beugte mich über den Schreibtisch. »Jetzt hör mir mal zu. Und zwar ganz genau. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass Schluss damit ist. Und zwar ab
heute
. Wenn du noch
ein
Mal Hand an sie legst... wenn sie einen eingerissenen Fingernagel hat, über den sie nicht reden will... oder wenn sie lediglich mit finsterer Miene ins Büro kommt – dann sorge ich persönlich dafür, dass du wegen Körperverletzung dran bist. Hast du mich verstanden, Steve?«
    Er verzog keine Miene, sondern zwirbelte nur seine kurz geschnittenen Locken und sagte lachend: »Wow, Lindsay, ich hab zwar schon öfter gehört, dass du eine Männer mordende Emanze sein sollst, aber ich hatte ja keine Ahnung... Jill hat nicht das Recht, euch da mit reinzuziehen. Ich weiß, das kommt bei euch Vollzeit-Karrierefrauen mit Hund nicht so gut an, aber wir beide führen etwas, das man Ehe nennt. Und was da passiert, geht niemanden sonst etwas an.«
    »Jetzt schon.« Ich funkelte ihn an. »Körperverletzung ist strafbar, Steve. Ich nehme Leute wie dich hoch.«
    »Jill würde
niemals
gegen mich aussagen«, erwiderte er. Dann runzelte er die Stirn. »Wie die Zeit vergeht... Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, Lindsay, ich werde drüben erwartet.«
    Ich stand auf. Ich begriff absolut nicht, wie er so herzlos sein konnte. Wir redeten hier über Jill. »Ich will es so formulieren, dass du es

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