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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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kannst, dann redest du mit ihnen.
    »Ich denke, du solltest die Mail beantworten«, sagte ich.
39
    Alle Spuren schienen auf der anderen Seite der Bucht zusammenzulaufen – in Berkeley. Die Quelle der Internet-Botschaften. Der Fundort des Lightower-Babys. Lemouz. Wendy Raymores gestohlener Ausweis. Die Uhr tickte. Alle drei Tage ein neues Opfer...
    Ich hatte es satt, ständig nur abzuwarten und die Dinge auf mich zukommen zu lassen. Ein Schwarm von FBI-Agenten war im Justizpalast eingefallen; sie verfolgten die E-Mail zurück, die Cindy erhalten hatte, analysierten und sezierten sie. Es wurde allmählich Zeit, dass wir den Leuten auf den Leib rückten, die für diese abscheulichen Morde verantwortlich waren.
    Jacobi und ich spannten Joe Santos und Phil Martelli ein, zwei Kollegen aus Berkeley, die die Abteilung für Bandenwesen und verdeckte Ermittlungen leiteten. Santos war schon seit den Sechzigerjahren dabei – Raub, Morddezernat... einer dieser Veteranen vom alten Schlag, die schon alles mitgemacht hatten. Martelli war jünger und kam vom Drogendezernat.
    »Na ja, dort in der ›Freien Republik‹ treibt sich so ziemlich jede Scheiß-Organisation rum, die Sie sich vorstellen können«, meinte Santos achselzuckend. Er steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund. »Da gibt's die Black Liberation Army, die IRA, Araber, Aktivisten für Redefreiheit und Freihandel. Jeder, der meint, irgendetwas zu sagen zu haben – und es auch möglichst laut sagt –, ist da vertreten.«
    »Wie wir hören«, warf Martelli ein, »ist eine Abordnung von diesem widerlichen Seattle-Gesocks auf dem Weg hierher, um beim G-8-Gipfel für Chaos zu sorgen – all diese genialen Wirtschaftstheoretiker, diese unbelehrbaren Weltverbesserer.«
    Ich nahm die Akte aus der Tasche und zeigte ihnen die grässlichen Fotos des abgebrannten Wohnhauses und der Leiche Bengosians. »Wir suchen hier nicht nach irgendwelchen Plakate schwenkenden Demonstranten, Phil.«
    Martelli sah Santos an und lächelte. Er hatte kapiert. »Vor einer Weile«, sagte er, »haben wir unsere Undercover-Leute mal so einen Hurensohn beobachten lassen, der wegen
PG and E
Ärger gemacht hat.«
Pacific Gas and Electric
. Unser Raubritter-Versorgungskonzern. Seit der Enron-Affäre war auch der letzte Kalifornier felsenfest davon überzeugt, von diesen Leuten übers Ohr gehauen worden zu sein – wahrscheinlich mit Recht.
    »Jeder normale Mensch hat doch einen Hass auf diese Schweine«, meinte Jacobi. »Da schließe ich mich selbst nicht aus.«
    »Aber dieser Typ macht ein bisschen mehr, als nur ab und zu mal beim Kundendienst anzurufen und zu meckern. Er hat vor der Konzernzentrale demonstriert und Flugblätter verteilt, auf denen er die Leute dazu auffordert, ihre Rechnungen nicht zu bezahlen. ›Initiative Energie für Freie Bürger‹ hat sich das Ganze geschimpft. Wir hatten den Eindruck«, fügte Santos lachend hinzu, »dass dieser spezielle Kunde
ziemlich
verärgert war.«
    Martelli nahm den Faden auf. »Dieser Spinner rennt pausenlos mit so einer dicken Sporttasche rum. Wir denken natürlich, er hat da nur seine Flugblätter drin. Eines Tages stellt unser verdeckter Ermittler ihn und fordert ihn auf, die Tasche zu öffnen, und da schleppt der Kerl doch tatsächlich einen verdammten M-49-Raketenwerfer mit sich rum. Wir natürlich gleich sein Haus auf den Kopf gestellt – und was finden wir da? Granaten, C-4, Zündkapseln. ›Initiative Energie für Freie Bürger‹... Die wollten das verfluchte E-Werk in die Luft jagen, nur weil sie sich über ihre Rechnung geärgert hatten.«
    »Um noch mal darauf zurückzukommen, Joe«, sagte ich und wechselte das Thema, »Sie sagten, es seien radikale Gruppen unterwegs nach San Francisco, die dieses G-8-Treffen stören wollen? Das ist doch ein Anfang.«
    »Da wüsste ich noch was Besseres...« Santos warf ein weiteres Pfefferminzbonbon ein und zuckte mit den Achseln. »Einer unserer Undercover-Leute hat gemeldet, dass für heute eine Art Demo geplant ist. Vor einer Filiale der Bank of America an der Shattuck. Angeblich soll einer der führenden Köpfe mit von der Partie sein. Kommen Sie doch einfach rüber und schauen Sie es sich mit eigenen Augen an. Willkommen in unserem Albtraum.«
40
    Zwanzig Minuten später hielten wir mit Santos' und Martellis zivilem Einsatzwagen rund zwei Blocks vor der besagten Filiale der Bank of America. Vor dem Eingang drängten sich etwa hundert Demonstranten; die meisten trugen primitiv gemalte Schilder. F

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