Der 3. Grad
Zentrum ihrer Macht, im Herzen ihrer Ermittlungen.
Wir werden euch finden, ganz gleich, wie groß eure Villen oder wie einflussreich eure Anwälte sind
...
Was er bei sich hatte, reichte aus, um eine ganze Etage wegzusprengen.
Er betrat den Fahrstuhl und drückte den Knopf für den zweiten Stock. Die Kabine füllte sich mit Menschen, die aus der Mittagspause zurückkamen. Polizisten, Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, alles Marionetten des Staates. Mit ihren Familien, ihren Haustieren, ihren gemütlichen Abenden vor der Glotze kamen sie bestimmt nicht auf die Idee, dass sie für irgendetwas verantwortlich waren. Aber das waren sie. Selbst der Mann, der den Boden wischte. Sie waren alle verantwortlich, und wenn nicht – wen kümmerte das?
»Entschuldigung«, murmelte Danko, als der Lift im zweiten Stock hielt, und schob sich mit zwei oder drei anderen nach draußen. Zwei uniformierte Polizisten kamen ihm auf dem Flur entgegen. Er zuckte nicht zurück. Im Gegenteil – er lächelte ihnen sogar zu. Wie leicht es doch war. Der Sitz des Bezirksstaatsanwalts, des Polizeichefs, des Ermittlungsteams.
Sie hatten ihn einfach hereinspazieren lassen! Diese Idioten!
Sie wollten demonstrieren, dass sie diese ganze G-8-Ge-schichte im Griff hatten. Er würde ihnen demonstrieren, dass sie keinen blassen Schimmer hatten.
Danko holte noch einmal tief Luft und blieb vor der Tür mit der Nummer 350 stehen. MORDKOMMISSION stand auf dem Schild.
Eine Weile stand er einfach nur da und tat so, als gehörte er irgendwie dazu. Doch dann machte er kehrt und ging zurück zum Aufzug.
Das war nur die Generalprobe
, dachte er, als er mit der nächsten Kabine nach unten fuhr.
Übung macht den Meister. Und dann
...
Rumms! Mit freundlichen Grüßen – August Spies
.
Dritter Teil
42
Bis ich aus Berkeley zurück war und wieder das Büro betrat, war es vier Uhr. Meine Sekretärin Brenda fing mich auf dem Flur ab. »Sie haben zwei Nachrichten von Staatsanwältin Bernhardt, aber Sie brauchen sich's erst gar nicht bequem zu machen. Der Chef erwartet Sie oben.«
Als ich an Tracchios Tür klopfte, war in seinem Büro bereits ein Meeting des Krisenstabs im Gange. Ich war nicht sehr überrascht, Tom Roach von dem hiesigen FBI-Büro zu sehen. Die Jungs waren überall, seit Cindy am Morgen die E-Mail bekommen hatte. Dazu kamen Gabe Carr, der stellvertretende Bürgermeister für Polizeiangelegenheiten, und Steve Fiori von der Pressestelle.
Und jemand, der mit dem Rücken zu mir saß und den ich
nicht
kannte: dunkler Typ, mit dichtem braunem Haar, kräftig gebaut. Es war nicht schwer zu erraten, dass der Jemand zum Vorauskommando für das G-8-Treffen gehörte.
Es kann losgehen, legt schon mal die Magentabletten bereit!
Ich nickte den Jungs, mit denen ich schon mal zu tun gehabt hatte, zur Begrüßung zu und sah den unbekannten Typ im Anzug von der Seite an. »Möchten Sie die Herren kurz über den Stand der Ermittlungen informieren, Lieutenant?«, sagte Tracchio.
»Sicher«, antwortete ich und nickte. Mir wurde ein wenig flau im Magen. Ich war eigentlich nicht darauf vorbereitet, ein Referat zu halten. Tracchio hatte mich mal wieder auf seine unnachahmliche Art auflaufen lassen.
»Einige Spuren führen nach Berkeley«, erklärte ich. Dann zählte ich die wichtigsten Aspekte auf, unter denen wir den Fall aufzurollen versuchten. Wendy Raymore, die Demonstration vor der Bank of America, Lemouz.
»Glauben Sie, dass dieser Mann etwas damit zu tun hat?«, fragte Tracchio. »Er ist Professor, nicht wahr?«
»Ich habe seinen Namen durchleuchtet und nichts Schwerwiegenderes gefunden als ein paar verbotene Demonstrationen und Widerstand gegen die Festnahme«, sagte ich. »In allen Fällen wurden die Ermittlungen eingestellt. Er ist harmlos. Oder aber sehr, sehr gerissen.«
»Hat die Markierungssubstanz in dem C-4-Sprengstoff irgendwelche verwertbaren Spuren ergeben?«, fragte Tracchio. Ich hatte das Gefühl, dass er bei dem FBI-Typen im braunen Anzug Punkte sammeln wollte. Wer war er überhaupt?
»Wird gerade beim ATF untersucht«, sagte ich. Das Bundesamt für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen.
»Und diese Leute nutzen weiterhin die öffentlich zugänglichen Internetanschlüsse, um uns Drohungen zu schicken«, sagte er.
»Was sollen wir denn tun – jeden einzelnen Computer mit freiem Internetzugang in der gesamten Bay Area überwachen?«, fragte ich. »Wissen Sie, wie viele es davon gibt, Chief?«
»Zweitausendeinhundertsiebenundneunzig«, warf
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