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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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REIER G ELDFLUSS I ST D AS K ENNZEICHEN E INER F REIEN G ESELLSCHAFT stand auf einem davon. S TECKT D IE W TO M IT A IDS A N forderte ein anderes.
    Ein Aktivist in T-Shirt und zerrissener Jeans stand auf dem Dach eines schwarzen Geländewagens und plärrte in ein Mikrofon: »Die Bank of America versklavt und unterdrückt junge Mädchen. Die Bank of America ist ein Blutsauger!«
    »Wogegen protestieren diese Leute eigentlich?«, fragte Jacobi. »Gegen die
Hypothekenzinsen

    »Was weiß denn ich«, erwiderte Santos. »Kinderarbeit in Guatemala, die WTO, die Konzerne, die Scheiß-Ozonschicht. Die Hälfte davon sind wahrscheinlich irgendwelche gescheiterten Existenzen, die sie sich aus der Schlange vor dem Sozialamt greifen und mit 'ner Packung Kippen kaufen. Mich interessieren nur die Rädelsführer.«
    Er holte eine Kamera hervor und machte sich daran, die Demonstranten zu fotografieren. Eine Ring aus etwa zehn Polizisten mit Knüppeln am Gürtel stand zwischen der Bank und der protestierenden Menge.
    Cindys Worte kamen mir in den Sinn. Ihre Bemerkung, dass wir, die wir ein Leben in Komfort und Bequemlichkeit führen, einfach weiterblättern können, wenn wir von den Armen und den Menschen ohne Krankenversicherung lesen oder von den unterentwickelten Ländern, die in Schulden ertrinken. Und dass es andere Menschen gibt, die eben
nicht
einfach weiterblättern können. Lichtjahre entfernt, wie? Den Eindruck hatte ich jetzt nicht mehr.
    Plötzlich stieg ein neuer Redner auf das Dach des Gelände wagens. Mit fielen fast die Augen aus dem Kopf. Es war Lemouz. Welch eine Überraschung.
    Der Professor ergriff das Mikrofon und legte los. »Was ist die Weltbank? Ein Zusammenschluss von sechzehn Einzelinstituten aus aller Welt. Eines davon ist die Bank of America. Wer hat Morton Lightower Geld geliehen? Wer hat das Unternehmen bei seinem Börsengang finanziell abgesichert? Die gute alte BA, Freunde!«
    Plötzlich schlug die Stimmung in der Menge um. »Diese Schweine sollte man alle in die Luft jagen!«, schrie eine Frau. Ein Student versuchte einen Sprechchor zu starten: »
Hey, BA, hey, BA, how many girls did you kill today

    Ich beobachtete, wie an verschiedenen Stellen Gewalt aufflackerte. Ein Jugendlicher warf eine Flasche gegen das Schaufenster der Bank. Zuerst glaubte ich, es sei ein Molotow-Cocktail, aber es gab keine Explosion.
    »Jetzt sehen Sie, womit wir uns hier rumschlagen müssen«, sagte Santos. »Das Problem ist, dass die gar nicht mal so Unrecht haben.«
    »Worauf Sie einen lassen können«, pflichtete Jacobi bei.
    Ein paar Polizisten durchbrachen die Reihen der Demonstranten und versuchten den Flaschenwerfer einzukesseln, doch die Menge rückte zusammen und versperrte ihnen den Weg. Ich sah den jungen Burschen über die Straße davonlaufen. Dann waren plötzlich Schreie zu hören; Menschen lagen auf dem Boden. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wo es angefangen hatte.
    »Ach du Scheiße.« Santos legte seine Kamera weg. »Die Sache könnte aus dem Ruder laufen.«
    Einer der Cops schwang seinen Knüppel, worauf ein langhaariger Jugendlicher in die Knie ging. Es flogen weitere Gegenstände – Flaschen, Steine. Zwei der Unruhestifter begannen auf die Polizisten loszugehen, die sie niederrangen und mit ihren Knüppeln auf den Boden drückten.
    Lemouz blaffte ins Mikrofon: »Da seht ihr, zu welchen Mittel der Staat greifen muss – jetzt prügeln sie schon auf Mütter und Kinder ein!«
    Mir platzte der Kragen. Ich konnte nicht länger herumsitzen und die Hände in den Schoß legen. »Die Jungs brauchen Hilfe«, sagte ich und wollte die Tür öffnen.
    Martelli hielt mich zurück. »Wenn wir uns da einmischen, machen sie uns fertig.«
    »Ich bin schon fertig«, sagte ich und schnallte meine Dienstwaffe vom Bein los. Dann rannte ich über die Straße. Martelli war nur ein paar Schritte hinter mir.
    Die Polizisten wurden hin und her gestoßen und mit Steinen beworfen. »Schweine! Nazis!«
    Ich stürzte mich in die Menge. Eine Frau hielt sich ein Tuch an eine blutende Kopfwunde. Eine andere hatte ein schreiendes Baby auf dem Arm, das sie aus der Gefahrenzone zu schaffen versuchte. Zum Glück hatten nicht alle hier komplett den Verstand verloren.
    Professor Lemouz fixierte mich. »Seht her, wie die Polizei auf eine harmlose Protestkundgebung reagiert! Sie rückt mit gezogenen Waffen an! – Na, Madam Lieutenant«, meinte er und grinste von seinem improvisierten Podium herab, »wie ich sehe, sind Sie immer

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