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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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noch bemüht, sich weiterzubilden. Was haben Sie denn heute gelernt?«
    »Sie haben das alles geplant«, sagte ich. Am liebsten hätte ich ihn wegen ungebührlichen Benehmens hochgenommen. »Es war eine friedliche Demonstration. Sie haben die Leute aufgewiegelt.«
    »Ist doch jammerschade, oder, dass über friedliche Demonstrationen nie in den Nachrichten berichtet wird? Aber schauen Sie nur...« Er deutete auf einen Übertragungswagen, der ein Stück weiter am Straßenrand hielt. Eine Reporterin sprang heraus, und ein Kameramann begann schon im Laufen zu filmen.
    »Ich schaue lieber
Ihnen
auf die Finger, Lemouz.«
    »Sie schmeicheln mir, Lieutenant. Ich bin nur ein bescheidener Professor eines obskuren Fachgebiets, das zurzeit nicht sonderlich angesagt ist. Wir sollten wirklich mal zusammen was trinken gehen. Das würde mir gefallen. Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss mich um einen Fall von Polizeibrutalität kümmern.«
    Er verbeugte sich mit einem hochmütigen Grinsen, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten, dann warf er die Arme in die Luft, um die Menge aufzuwiegeln, und skandierte: »
Hey, BA, hey, BA, how many girls have you enslaved today

41
    Charles Danko betrat die deprimierend triste Eingangshalle des großen städtischen Gebäudes. Zu seiner Linken befand sich ein Kontrollposten, wo zwei Sicherheitsbedienstete oberflächlich Taschen und Pakete inspizierten. Seine Finger krampften sich um den Griff der ledernen Aktentasche.
    Natürlich hieß er jetzt nicht mehr Danko, sondern Jeffrey Stanzer. Davor war er Michael O'Hara gewesen. Und davor Daniel Browne. Im Lauf der Jahre hatte er schon so viele Namen benutzt, nur um sich einen neuen zuzulegen, sobald er das Gefühl hatte, dass ihm jemand zu nahe gekommen war. Namen waren ohnehin austauschbar – sie zu wechseln, war nicht schwerer, als sich einen neuen Führerschein ausstellen zu lassen. Was geblieben war, das war der Glaube, der tief in seiner Seele brannte. Die Überzeugung, dass das, was er hier tat, sehr wichtig war. Dass er es den Menschen, denen er sich im Herzen verbunden fühlte, schuldig war – Menschen, die für eine Sache ihr Leben gelassen hatten.
    Aber das Erschreckende war – es stimmte alles nicht.
    Weil Charles Danko an nichts glaubte als an den Hass, der in ihm loderte.
    Er sah den Sicherheitsleuten eine Weile bei der Arbeit zu, doch da gab es nichts Neues. Das hatte er alles schon viele Male beobachtet. Er ging auf die Plattform zu und begann seine Taschen auszuleeren. So oft hatte er die Prozedur in den vergangenen Wochen mitgemacht, dass er schon fast als Angestellter in diesem Gebäude durchgehen konnte.
Die Tasche hierher
: Er formte die Worte mit den Lippen, noch bevor sie ausgesprochen wurden.
    »Die Tasche hierher«, sagte der Mann vom Sicherheitsdienst und räumte eine Fläche auf dem Durchleuchtungstisch frei. Er schlug die Klappe der Aktentasche zurück.
    »Regnet's schon?«, fragte er Danko, während er sie durch den Röntgenscanner schob.
    Danko schüttelte den Kopf. Sein Herzschlag stockte nur für einen Sekundenbruchteil. Malcolm hatte diesmal ein Meisterwerk abgeliefert; der brisante Inhalt war genau in das Futter der Tasche eingepasst. Diese Penner würden die Bombe niemals finden, selbst wenn sie gewusst hätten, wonach sie suchen mussten.
    Danko ging durch die Metalldetektor-Schranke, und ein Alarmsignal ertönte. Er klopfte seine Jacke von oben bis unten ab und schien bass erstaunt, als er das Gerät aus einer der Taschen zog.
    »Mein Handy«, sagte er entschuldigend. »Ich merke meistens gar nicht, dass ich's dabei habe, bis es irgendwann klingelt.«
    »Meins klingelt nur, wenn's für die Kinder ist«, meinte der leutselige Wachmann grinsend.
    Wie leicht es doch war. Wie tief und fest diese Leute schlie fen. Trotz all der Warnsignale um sie herum. Ein zweiter Wachmann schob seine Tasche ans Ende der Plattform. Er war drin. In der
Hall of Justice
– dem so genannten Justizpalast.
    Er würde ihn in die Luft jagen! Er würde alle töten, die sich im Gebäude aufhielten – ohne Bedauern, ohne Reue.
    Einen Moment lang stand Danko einfach nur da und sah den Menschen zu, wie sie geschäftig hin und her eilten. Der Anblick erinnerte ihn an all die Jahre, die er sich unauffällig im Hintergrund gehalten hatte, an das ruhige, banale Leben, das er hinter sich ließ. Seine Handflächen begannen zu schwitzen. In wenigen Minuten würden sie wissen, dass er überall zuschlagen konnte. Mitten im

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