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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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besorgen, Sir. Mittendrin im Kampfgetümmel.«
56
    Molinari wartete draußen auf dem Flur auf mich. Sobald die Fahrstuhltür sich hinter Roach geschlossen hatte, warf ich ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »
Wir werden uns sicher bald wieder sehen
, hm?«
    Er folgte mir die Treppe hinunter zu meinem Büro. »Hören Sie, ich musste unbedingt noch die Leute vom dortigen FBIBüro beschwichtigen. Da ist halt eine Menge Politik im Spiel. Das wissen Sie doch.«
    »Egal, ich bin jedenfalls froh, dass Sie hier sind«, sagte ich und hielt ihm die Treppenhaustür auf. Ich ließ sie hinter uns zufallen. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, Ihnen für den Flug zu danken. Also, vielen Dank.«
    Ich brachte Molinari in unser Dienstzimmer und räumte ein kleines Büro für ihn frei. Er sagte mir, er habe das Angebot ausgeschlagen, ein ruhigeres und seiner Position angemesseneres Zimmer im vierten Stock direkt neben dem Chef zu beziehen.
    Wie sich herausstellte, war es gar nicht mal so schlecht, dass das DHS jetzt Hand in Hand mit uns zusammenarbeitete – wenngleich Jacobi und Cappy mich anschauten, als wäre ich zum Feind übergelaufen. Innerhalb von zwei Stunden hatte Molinari die jüngste E-Mail zu ihrem Ursprung zurückverfolgt – einem Internet-Café namens KGB-Bar in Hayward auf der anderen Seite der Bucht, einem beliebten Studententreff.
    Und auch das Rätsel der neuesten Hotmail-Adresse, »Marion Delgado«, war bald gelöst.
    Molinari legte mir ein Fax auf den Schreibtisch, frisch aus den FBI-Computern. Eine alte Agenturmeldung mit einem unscharfen Foto, das einen grinsenden kleinen Jungen mit Zahnlücken zeigte, der einen Bauernkittel trug und einen Ziegelstein in der Hand hielt. »Marion Delgado. Er hat 1947 als Fünfjähriger irgendwo in Kalifornien einen Güterzug zum Entgleisen gebracht, indem er einen Ziegelstein auf die Schienen warf.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund zu der Annahme, dass das von Bedeutung für unsere Ermittlungen ist?«
    »Der Name war bei den Revoluzzern der Sechzigerjahre in aller Munde«, erklärte Molinari. »Ein Fünfjähriger, der einfach so einen Zug angehalten hat. Marion Delgado wurde zu einem Codenamen, mit dem sie die Undercover-Überwachung austricksten. Beim Versuch, die Weathermen zu infiltrieren, hat das FBI wie verrückt Telefone angezapft. Was sie gekriegt haben, waren Hunderte von Nachrichten von einem gewissen Marion Delgado.«
    »Was wollen Sie damit sagen – dass einer der alten Weathermen hinter diesen jüngsten Schweinereien stecken könnte?«
    »Es kann nicht schaden, die Namen sämtlicher bekannten Mitglieder zu ermitteln, die derzeit nicht einsitzen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte ich. Ich öffnete die Schreibtischschublade und nahm meine Dienstwaffe heraus. »Aber zuerst würde ich mir gerne mal diese KGB-Bar anschauen. Hätten Sie Lust mitzukommen?«
57
    In der langen Geschichte von Subkultur-Treffpunkten, in denen ein Cop ungefähr so willkommen war wie ein linker Bürgerrechtsaktivist bei einem Skinhead-Treffen, stellte die KGB-Bar einen neuen Tiefpunkt dar. Die Einrichtung bestand aus engen Reihen von Kiefernholztischen, an denen Aussteigertypen vor Computerbildschirmen hockten. Dazu allerlei kaputte Gestalten, die an der Bar saßen und an Zigarettenstummeln zogen. Sonst fiel mir zunächst nichts weiter ins Auge.
    »Sind Sie sicher, dass Sie sich das antun wollen?«, flüsterte ich Molinari zu, als wir hineingingen. »Es würde mich in ziemliche Erklärungsnot bringen, wenn Sie hier drin eins auf die Nase kriegten.«
    »Ich war Staatsanwalt in New York«, sagte Molinari und trat vor. »So was hier ist genau meine Kragenweite.«
    Ich ging auf den Barkeeper zu, einen mageren, mausgesichtigen Typen, dessen ärmelloses T-Shirt seine mit Tätowierungen übersäten Arme sehen ließ. Sein langes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Nachdem er mich ungefähr fünfzehn Sekunden lang ignoriert hatte, beugte ich mich über die Theke und sah ihm in die Augen. »Wir sind nur zufällig hier vorbeigeschlendert und wollten mal fragen, ob irgendjemand eine kleine Spende für unsere Missionsstation im Tschad übrig hat.«
    Ich konnte ihm nicht einmal den Ansatz eines Lächeln entlocken. Ungerührt schenkte er einem Schwarzen mit einem bunten afrikanischen Käppchen, der zwei Hocker weiter saß, ein Bier ein.
    »Okay, wir sind Cops; Sie haben uns durchschaut«, sagte ich und zeigte meine Marke.
    »Tut mir Leid, das hier ist ein privater Club«, erwiderte der Barmann.

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