Der 3. Grad
werde ich tun, Jill. Aber bis dahin bleibt alles so, wie es ist. Gar nichts ist
aus
, Schätzchen... Jetzt wird's erst richtig interessant.«
»Verschwinde!«, sagte sie und versuchte sich von ihm zu lösen.
Er hob die Faust, doch sie wich nicht zurück. Diesmal nicht. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Steve machte eine plötzliche Bewegung, als wolle er zuschlagen, und Jill rührte sich nicht von der Stelle. »Verschwinde, Steve«, zischte sie erneut.
Das Blut schien aus Steves Gesicht zu weichen. »Mit Vergnügen«, sagte er und ließ von ihr ab. Er nahm sich noch einen Pfirsich aus der Schale und wischte ihn an seinem Hemd ab. Mit süffisantem Lächeln ließ er den Blick noch einmal über den Herd und die verspritzte Arbeitsplatte schweifen.
»Wenn was übrig bleibt, kannst du's mir ja aufheben.«
Sobald Jill die Haustür ins Schloss fallen hörte, brach sie in Tränen aus. Jetzt war es passiert! Sie wusste nicht, ob sie Claire oder Lindsay anrufen sollte. Aber zuvor musste sie noch etwas anderes erledigen. Sie nahm die Gelben Seiten aus dem Regal und blätterte sie hastig durch, dann wählte sie die erste Nummer, die sie fand.
Ihre Hand zitterte, aber diesmal gab es kein Zurück.
Bitte, geht vielleicht endlich mal jemand dran?
»Gott sei Dank«, stieß sie hervor, als schließlich jemand abhob.
»Safe-More Schlüsseldienst...«
»Haben Sie auch einen Notdienst?«, fragte Jill. Ihre Stimme war tränenerstickt, aber entschlossen. »Ich brauche jemanden, und zwar sofort.«
53
Die Anzeige meines Anrufbeantworters blinkte.
Es war nach ein Uhr nachts, als ich endlich in meine Wohnung zurückkam.
Ich warf die Jacke über einen Stuhl, zog den Pullover aus und drückte die Wiedergabetaste am AB.
17.28 Uhr: Jamie, Marthas Tierarzt. Ich kann sie morgen früh gleich abholen.
19.05 Uhr: Jacobi – wollte sich nur mal kurz melden.
19.16 Uhr: Jill. Ein nervöses Zittern in ihrer Stimme. »Ich muss mit dir reden, Lindsay. Ich hab's auf dem Handy probiert, aber ich hab dich nicht erreicht. Ruf mich zurück, sobald du wieder zu Hause bist – egal, wie spät es ist.«
23.15 Uhr: Wieder Jill. »Lindsay? Ruf mich an, sobald du zurück bist. Ich bin noch wach.«
Da war irgendetwas passiert. Ich wählte hastig ihre Nummer, und beim zweiten Läuten hob sie ab. »Ich bin's. Ich war in Portland. Ist alles okay?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. Eine Pause. »Ich habe Steve heute Abend rausgeschmissen.«
Ich hätte beinahe den Hörer fallen lassen. »Das hast du wirklich getan?«
»Diesmal ist es mir ernst. Es ist aus mit uns.«
»Oh, Jill ...« Ich musste daran denken, wie sie das den ganzen Abend mit sich herumgetragen hatte, während sie darauf gewartet hatte, dass ich nach Hause kam. »Was hat er getan?«
»Ich will im Moment nicht darüber reden«, antwortete sie. »Nur so viel: Es war das letzte Mal. Ich habe ihn rausgeschmissen, Lindsay. Ich habe die Schlösser austauschen lassen.«
»Du hast ihn ausgesperrt? Wow! Und wo ist er jetzt?«
Jill lachte heiser. »Keine Ahnung. Er ist um sieben weggegangen, und als er so gegen halb zwölf zurückkam, hab ich ge hört, wie er an die Haustür gehämmert hat. Es wäre die ganze Scheiße der letzten zehn Jahre wert gewesen, einfach nur seinen Gesichtsausdruck zu sehen, als er gemerkt hat, dass der Schlüssel nicht passt. Er wird morgen vorbeikommen, um seine Sachen zu holen.«
»Bist du allein? Hast du jemanden angerufen?«
»Nein«, antwortete sie. »Ich habe auf dich gewartet. Meine beste Freundin.«
»Ich komme sofort zu dir«, sagte ich.
»Nein«, wehrte sie ab. »Ich habe gerade was genommen; ich will jetzt nur schlafen. Ich habe morgen eine Verhandlung.«
»Ich bin stolz auf dich, Jilly.«
»Ich bin auch stolz auf mich. Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, wenn ich dich in den nächsten Wochen ab und zu mal zum Händchenhalten brauche?«
»Es gibt kein Händchen, das ich lieber halten würde. Ich drücke dich ganz fest, Schätzchen. Jetzt schlaf dich erst mal aus. Und noch ein Tipp von deiner Freundin und Helferin: Schließ ja die Türen ab.«
Ich legte auf. Es war fast zwei Uhr früh, aber es war mir egal – ich wollte Claire und Cindy anrufen und ihnen die große Neuigkeit mitteilen.
Jill hat das Arschloch endlich vor die Tür gesetzt!
54
»He, Lieutenant«, rief Cappy McNeil, als ich am nächsten Morgen ins Büro kam. »Oprah Winfrey will Sie sprechen. Sie will wissen, ob Sie heute oder morgen in ihrer Show auftreten wollen.«
Ich hatte
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