Der 3. Grad
mir die Spucke weg. Dort auf dem Rollfeld wartete der Gulfstream-G-3-Jet auf mich, mit dem wir am Morgen gekommen waren.
52
Jill hatte alles sorgfältig geplant. Und in ihrer Vorstellung lief auch alles wunderbar.
Sie war früher als sonst nach Hause gekommen, um eines von Steves Lieblingsgerichten zu kochen – Coq au Vin. Um ehrlich zu sein, abgesehen von rund einem halben Dutzend Zubereitungsmöglichkeiten für Eier war es so ziemlich das Einzige, was sie wirklich konnte – oder was sie sich sicher zutraute.
Vielleicht könnten sie heute Abend endlich einmal darüber reden, wie es weitergehen sollte. Eine Freundin hatte ihr die Adresse eines Therapeuten genannt, und Steve hatte versprochen, dass er diesmal mitgehen würde.
Das Gemüse kochte schon auf kleiner Flamme, und sie wollte eben den Wein dazugießen, als Steve nach Hause kam. Doch als er in die Küche trat, schien er durch sie hindurchzu schauen. »Ach, sieh an«, sagte er. »Man könnte meinen, wir wollten an einem Wettbewerb für das ideale Paar teilnehmen.«
»Versuchen kann man's ja«, sagte Jill. Sie hatte gebügelte Jeans und ein pinkfarbenes T-Shirt mit V-Ausschnitt angezogen, und sie trug ihr Haar offen – so, wie er es mochte.
»Die Sache hat nur einen Haken.« Steve warf die Zeitung auf den Tisch. »Ich muss noch mal weg.«
Jill kam sich vor, als hätte er ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. »Aber warum? Sieh mich an, Steve. Ich habe mir solche Mühe gemacht.«
»Frank muss unbedingt noch ein Angebot mit mir durchsprechen.« Steve griff nach der Obstschale und nahm sich einen Pfirsich. Ein Teil von ihm schien geradezu eine hämische Freude darüber zu empfinden, dass er den Abend ruiniert hatte.
»Kannst du dich nicht morgen im Büro mit Frank unterhalten? Ich habe dir doch gesagt, dass ich etwas mit dir besprechen muss. Du warst einverstanden. Und ich habe extra gekocht.«
Er biss in den Pfirsich und lachte. »Da machst du
ein
Mal vor acht Feierabend und setzt es dir in den Kopf, die Alice aus
Drei Mädchen und drei Jungen
zu spielen, und dann bin
ich
es, der das Drehbuch versaut, wie?«
»Es gibt kein Drehbuch, Steve.«
»Wenn du reden willst« – er biss schlürfend noch ein Stück von seinem Pfirsich ab –, »nur zu. Aber falls du es vergessen hast – es ist immer noch mein Gehalt, von dem du dir diese Manolo-Blahnik-Schuhe leisten kannst. Bei der heutigen Marktsituation ist das Einzige, was noch seltener ist als eine Eiskönigin mit Lust auf Sex, ein wirklich viel versprechender Deal. Und wenn ich die Wahl habe, dann ist mir der Deal allemal lieber.«
»Das war wirklich gemein.« Jill funkelte ihn an. Sie war fest entschlossen, sich zusammenzureißen. »Ich wollte doch nur etwas Nettes machen.«
»Ist ja ganz nett.« Steve zuckte mit den Achseln und biss noch einmal in den Pfirsich. »Und wenn du dich beeilst, erwischst du vielleicht noch eine von deinen Freundinnen, damit du diesen ganz besonderen Moment mit jemandem teilen kannst.«
Sie sah ihr Spiegelbild im Fenster und kam sich plötzlich vollkommen lächerlich vor. »Du bist ein unglaubliches Arschloch.«
»Aua«, jammerte Steve.
Jill warf den Kochlöffel so heftig hin, dass die Bratensoße über die ganze Arbeitsplatte spritzte.
»Das ist eine Fünftausend-Dollar-Kalksteinplatte, die du da gerade neu streichst«, sagte Steve. »Du Scheißkerl!«, schrie Jill. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. »Und ich mache mir so viel Arbeit für dich.« Der ganze Abend war im Eimer. Woran versuchte sie sich eigentlich noch festzuklammern?
»Du machst mich runter. Du kritisierst mich ständig. Du gibst mir das Gefühl, der letzte Dreck zu sein. Wenn du gehen willst – da ist die Tür! Geh, verschwinde aus meinem Leben. Die Leute halten mich sowieso schon für verrückt, weil ich unsere Ehe so hartnäckig zu retten versuche.«
»
Die Leute
...« Sie sah den giftigen Hass in seinen Augen aufblitzen – als wäre ein Schalter von einer Sekunde auf die andere umgelegt worden. Er packte ihren Arm und drückte fest zu; er riss Jill zu Boden. »Du lässt diese Scheißweiber über dein Leben bestimmen.
Ich
habe über dein Leben zu bestimmen.
Ich
, Jill...«
Jill kämpfte gegen die Tränen an. »Du hast nichts mehr zu sagen, Steve. Es ist aus!«
»Es ist aus, wenn ich sage, dass es aus ist«, stieß er hervor. Sein Gesicht war Zentimeter von ihrem entfernt. »Wenn ich dir das Leben so richtig zur Hölle mache, wirst du mich anflehen, dich zu verlassen. Und genau das
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