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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gewissen zerbrechlichen Charme.
    Cindy warf ab und zu einen Blick aus dem Fenster auf die Läden in der Market Street, um ihre Haltestelle nicht zu verpassen. Der Mann neben ihr stieg an der Van Ness aus.
    Das Mädchen mit der Latzhose zwängte sich auf den Platz neben ihr. Cindy lächelte und blätterte ihre Zeitung um. Noch mehr Artikel über die G-8-Affäre. Sie hatte den Eindruck, dass das Mädchen mit der Latzhose ihr beim Lesen über die Schulter schaute.
    Dann fing sie Cindys Blick auf. »Sie werden nicht damit aufhören.«
    Cindy lächelte gezwungen. Nach Smalltalk war ihr vor acht Uhr morgens eher nicht zumute. Aber das Mädchen sah sie weiter unverwandt an.
    »Sie werden nicht aufhören, Miss Thomas.
Ich hab's versucht
. Ich habe getan, was Sie gesagt haben, und hab's wirklich versucht.«
    Cindy erstarrte. Die Zeit schien plötzlich stillzustehen.
    Sie blickte dem Mädchen ins Gesicht. Sie war älter, als sie auf den ersten Blick wirkte – zirka Mitte zwanzig. Cindy wollte sie schon fragen, woher sie ihren Namen kannte, doch im selben Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    Das war die Frau, mit der sie per Internet kommuniziert hatte. Das war die Frau, die in den Mord an Jill verwickelt war. Das Kindermädchen – möglicherweise.
    »Hören Sie mich an. Ich hab mich davongeschlichen; sie wissen nicht, dass ich hier bin. Es wird etwas Schreckliches passieren«, sagte das Mädchen. »Bei dem G-8-Treffen. Wieder eine Bombe. Wenn nicht gar
Schlimmeres
. Ich weiß nicht genau, wo, aber es wird eine große Sache. Die größte überhaupt. Eine Menge Leute werden sterben. Und
Sie
müssen jetzt versuchen, das zu verhindern.«
    Jeder Muskel in Cindys Körper spannte sich an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Das Mädchen packen, laut schreien, den Bus anhalten? Jeder Polizist, jeder FBI-Agent in der Stadt war hinter diesem Mädchen her. Aber irgendetwas hielt sie zurück. »Warum erzählen Sie mir das?«, fragte sie.
    »Es tut mir Leid, Miss Thomas.« Das Mädchen berührte Cindys Arm. »Es tut mir Leid für sie alle. Eric, Caitlin. Diese Anwältin, Ihre Freundin. Ich weiß, wir haben schreckliche Dinge getan... Ich wünschte, ich könnte das alles ungeschehen machen. Aber das kann ich nicht.«
    »Sie müssen sich stellen.« Cindy starrte sie an. Dann blickte sie nervös umher – der Gedanke, dass einer der anderen Passagiere sie hören könnte, versetzte sie in Panik. »Es ist vorbei. Die Polizei weiß, wer Sie sind.«
    »Ich habe etwas für Sie.« Das Mädchen ignorierte ihr Flehen; stattdessen drückte sie Cindy einen zusammengefalteten Zettel in die Hand. »Ich weiß nicht, wie man das jetzt noch verhindern kann. Außer vielleicht so. Es ist besser, wenn ich bei ihnen bleibe. Nur für den Fall, dass die Pläne sich noch mal ändern.«
    Der Bus hielt am Metro Civic Center. Cindy entfaltete den Zettel, den das Mädchen ihr gegeben hatte.
    722 Seventh Street, Berkeley
, las sie.
    »O mein Gott«, stieß Cindy hervor. Das Mädchen hatte ihr verraten, wo sie sich versteckten.
    Plötzlich stand das Mädchen auf und ging zur Tür, die sich mit einem Zischen öffnete.
    »Sie können nicht dorthin zurück!«, schrie Cindy.
    Das Mädchen sah sich nach ihr um, ging aber weiter.
    »Warten Sie!«, rief Cindy. »Gehen Sie nicht dorthin zurück!«
    Das Mädchen schien überrascht und verwirrt. Sie zögerte eine Sekunde. »Es tut mir Leid«, las Cindy von ihren Lippen ab. »Ich muss es so machen.« Dann stieg sie rasch aus.
    Cindy sprang auf, als die Türen sich schlossen; sie riss an der Schnur, rief dem Fahrer zu, er solle wieder aufmachen. Es war ein Notfall! Als sie endlich auf dem Gehsteig stand, war Michelle Fontieul bereits im frühmorgendlichen Gedränge untergetaucht.
    Sofort griff Cindy nach dem Telefon und rief Lindsay an. »Ich weiß, wo sie sind! Ich habe eine Adresse.«

Fünfter Teil

96
    Das größte Überfallkommando in der Geschichte der Stadt wurde um das heruntergekommene weiße Wohnhaus in der Seventh Street Nr. 722 in Berkeley zusammengezogen. SWAT-Einsatzkräfte aus San Francisco, Polizeitruppen aus Berkeley und Oakland, Agenten von FBI und DHS.
    Das gesamte Viertel wurde komplett abgesperrt, die Häuser in der Nachbarschaft eins nach dem anderen unauffällig evakuiert. Das Sprengkommando stand bereit; Rettungswagen waren vorgefahren.
    Vor zwanzig Minuten war ein grauer Chevy in die Einfahrt eingebogen. Es war jemand zu Hause.
    Es gelang mir, mich in der Nähe von Molinari zu postieren, der

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