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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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lache... Sie wollte es immer allen Recht machen, meine Michelle. Hat sich ständig ausnutzen lassen. Ich hab gesagt, ›Geh du nur auf die staatliche Schule, Mädchen. Dann kannst du alles werden, was du willst.‹«
    »Der Name Ihrer Tochter ist Michelle?« Ich griff nach einem Kugelschreiber. »Ms...?«
    »Fontieul. Ja, richtig, Michelle Fontieul heißt sie.«
    Ich notierte mir den Namen. »So, und nun erzählen Sie mir doch einfach alles, was Sie wissen.«
    »Ich hab ihn gesehen«, berichtete die Frau. »Ich hab den Kerl im Fernsehen gesehen. Den, hinter dem sie alle her sind. Meine Michelle ist mit dem zusammen. Natürlich hat er sich nicht Stephen genannt damals. Wie hat sie am Telefon gesagt? Malcolm? Mal. Sie sind auf dem Weg nach Westen hier vorbeigekommen. Ich glaube, er war aus Portland oder Washington. Er hat sie in diese Protestgeschichten reingezogen. Ich hab ja nie richtig kapiert, worum es da eigentlich ging. Ich hab nur versucht, sie zu warnen.«
    »Sind Sie sicher, dass das derselbe Mann war, den Sie im Fernsehen gesehen haben?«, hakte ich nach.
    »Ganz sicher. Klar, die Haare hat er jetzt anders. Und 'nen Bart hat er damals auch nicht gehabt. Ich hab genau gewusst –«
    Ich unterbrach sie. »Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrer Tochter gesprochen, Ms Fontieul?«
    »Ich weiß nicht, das ist jetzt schätzungsweise drei Monate her.
Sie
rief halt mich immer an. Ich hatte nie 'ne Nummer von ihr. Aber das letzte Mal, da hat sie so komisch geklungen. Sie hat gesagt, jetzt würde sie endlich mal was wirklich Gutes tun. Und dann fängt sie plötzlich an und sagt, ich wär ihr eine gute Mutter gewesen. Und dass sie mich liebt und so. Ich hab nur gedacht, na ja, vielleicht hat sie sich ja von dem Typ 'n Kind machen lassen.«
    Es passte alles. Es passte zu dem, was wir über Hardaway wussten, und zu der Beschreibung, die uns der Inhaber der KGB-Bar geliefert hatte. »Haben Sie irgendeine Möglichkeit, Ihre Tochter zu erreichen? Eine Adresse?«
    »Ich hatte mal 'ne Adresse; kann sein, dass es nur die von 'nem Bekannten war. So 'ne Postfach-Adresse. Michelle hat gemeint, wenn irgendwas Wichtiges wäre, könnte ich ihr dahin schreiben. Postfach drei-drei-drei-acht. Per Adresse Mail Boxes irgendwas, Broad Street, Oakland, Kalifornien.«
    Ich schielte hinüber zu Chin; wir schrieben beide eifrig mit. Der Laden würde erst in ein paar Stunden aufmachen. Wir würden das FBI zu ihr nach Wisconsin schicken müssen, um ein Foto ihrer Tochter zu besorgen. Inzwischen bat ich sie um eine Beschreibung.
    »Blond. Blaue Augen.« Die Frau zögerte. »Michelle war immer 'n hübsches Ding, das muss man ihr lassen. Ich weiß nicht, ob das richtig ist, was ich hier mache. Sie ist doch noch 'n halbes Kind, Lieutenant.«
    Ich dankte ihr für ihren Anruf. Und ich versprach ihr, dass ich dafür sorgen würde, dass ihre Tochter fair behandelt würde – falls sie in diese Sache verwickelt war, woran ich allerdings keinerlei Zweifel hatte.
    »Ich werde Sie jetzt noch mit einem anderen Officer verbinden«, sagte ich ihr, »aber vorher muss ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen.« Mir war ein Gedanke gekommen – eine Erinnerung an den allerersten Tag. »Hatte Ihre Tochter je irgendwelche Atembeschwerden?«
    »Ja, klar«, antwortete sie prompt. »Sie hat von klein auf Asthma gehabt, Lieutenant. Musste ständig so 'ne Sprühdose bei sich haben, seit sie zehn war.«
    Ich sah Chin durch die Scheibe an. »Ich glaube, wir haben gerade Wendy Raymore gefunden.«
95
    Cindy Thomas nahm wie jeden Morgen den Market-Street-Bus zur Arbeit, doch heute quälte sie unentwegt die Vorahnung, dass sehr bald etwas Entscheidendes passieren würde. So oder so. August Spies hatte es versprochen.
    Der Bus war an diesem Morgen brechend voll, es gab nur noch Stehplätze. Erst nach zwei Haltestellen konnte sie einen Sitzplatz ergattern. Sie nahm wie jeden Morgen ihren
Chronicle
heraus und überflog die Titelseite. Ein Foto von Bürgermeister Fiske, flankiert von Vizedirektor Molinari und Tracchio. Der G-8-Gipfel sollte wie geplant über die Bühne gehen. Cindys Artikel über die mögliche Verbindung zu Billy Danko war in der rechten Spalte über dem Falz.
    Ein Mädchen mit kurzen, rot gefärbten Haaren, Latzhose und Häkelpulli schob sich dicht an ihr vorbei. Cindy blickte auf – irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Das Mädchen hatte drei Ohrringe im linken Ohr und eine Spange in Form des Peace-Symbols der Sechzigerjahre in den Haaren. Hübsch, mit einem

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