Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
und nach Hause fahren? Zurück nach Witz-consin? Um dich am College von Witz-consin einzuschreiben, nachdem du in der großen Stadt ein paar Kinder in die Luft gejagt hast?«
    Michelle stiegen die Tränen in die Augen. Verräterische Anzeichen der Schwäche, wie sie sehr wohl wusste. Der gefürchteten Sentimentalität.
    »Hör auf damit, Mal.«
    »Du wirst als
Mörderin
gesucht, Schätzchen. Das süße kleine Kindermädchen, das seine Schützlinge in die Luft gejagt hat. Hast du das schon wieder vergessen?«
    Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen; mit einem Schlag wurde ihr sehr vieles klar. Zum Beispiel, dass Mal sie niemals mitnehmen würde – auch nicht, nachdem dieser Job, der letzte, erledigt war. Wenn sie nachts die Augen schloss, sah sie die Lightower-Kinder. Sah sie um den Frühstückstisch sit zen. Sich für die Schule anziehen. Sie wusste, dass sie schreckliche Dinge getan hatte. So sehr sie sich wünschen mochte, dass es anders wäre – Mal hatte nun einmal Recht. Sie konnte nirgendwo hin. Sie war das mörderische Kindermädchen. Und würde es ewig bleiben.
    »Also, komm schon«, sagte Mal. Seine Stimme klang plötzlich viel freundlicher. »Solange du noch hier bist, kannst du mir auch ein bisschen zur Hand gehen, Baby. Ich brauche mal wieder deinen entzückenden Finger. Auf diesem Draht hier. Du weißt ja – kein Grund zur Panik.« Er hielt das Handy hoch. »Kein Saft, keine Kraft, hm? Wir werden Helden sein, Michelle. Wir werden die Welt von den Kräften des Bösen erretten. Sie werden uns nie vergessen – niemals.«
93
    Ein Uhr früh – aber an Schlaf dachte niemand.
    Molinari kam ins Dienstzimmer, wo ich mit Paul Chin die eingehenden Meldungen verfolgte. Er sah mich an und seufzte. »Charles Danko.«
    Er warf eine grüne Aktenmappe auf den Schreibtisch. Sie trug die Aufschrift
FBI – Streng vertraulich
. »Sie mussten ziemlich tief im Archiv wühlen, um ihn zu finden.«
    Mein Herz schlug schneller, und ich spürte ein Prickeln auf der Haut. Hieß das, dass wir kurz davor waren, ihn zu schnappen?
    »Er hat die University of Michigan besucht«, erklärte Molinari. »Zwei Festnahmen wegen ungebührlichen Benehmens beziehungsweise Anstiftung zum Aufruhr. 1973 in New York wegen unerlaubten Waffenbesitzes hochgenommen. Das Haus, in dem er wohnte, ist eines Tages einfach so in die Luft geflogen. Von einer Minute auf die andere war's plötzlich weg – und er auch.«
    »Klingt ganz nach unserem Kandidaten.« »Er wurde im Zusammenhang mit einem Bombenanschlag auf das Pentagon aus dem Jahr 1972 gesucht. Ein Sprengstoffexperte. Nach der Explosion dieses Wohnhauses in New York blieb er verschwunden. Niemand wusste, ob er überhaupt noch im Lande war. Charles Danko war dreißig Jahre lang weg vom Fenster. Es wurde nicht einmal mehr nach ihm gefahndet.«
    »Ein Weißes Kaninchen«, sagte ich.
    Er legte ein altes Strafregister aus dem Jahr 1974 und ein gefaxtes Fahndungsplakat des FBI auf den Tisch. Das Schwarzweißfoto zeigte eine leicht gealterte Version des jungenhaften Gesichts, das ich auf dem Familienbild bei Danko senior gesehen hatte.
    »Das ist unser Mann«, sagte Molinari. »Die Preisfrage ist nur – wie kriegen wir ihn?«
94
    »
Lieutenant!
« Ich hörte ein lautes Klopfen an der Trennscheibe meines Büros und fuhr erschrocken hoch.
    Auf meiner Armbanduhr war es sechs Uhr dreißig. Ich musste weggenickt sein, während ich darauf wartete, dass Molinari mir neue Informationen über Danko brachte.
    Paul Chin stand in meiner Tür. »Lieutenant, Sie sollten mal auf Leitung drei abheben.
Schnell
...«
    »Danko?« Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen.
    »Nein, aber das ist mindestens genauso gut. Wir haben eine Frau aus Wisconsin an der Strippe, die glaubt, dass ihre Tochter was mit Stephen Hardaway hat. Ich glaube, sie weiß, wo sie sich aufhält!«
    In den Sekunden, die es brauchte, bis ich endgültig hellwach war, ging Chin an seinen Schreibtisch zurück und bereitete alles für die Aufzeichnung des Gesprächs vor. Ich nahm den Hörer ab.
    »Lieutenant Lindsay Boxer«, sagte ich, nachdem ich mich kurz geräuspert hatte.
    Die Frau sprudelte gleich drauf los, als ob sie mitten im Satz weitermachen würde, wo Chin sie unterbrochen hatte. Ihre Stimme klang erregt, nicht allzu gebildet. Der Akzent hörte sich nach Mittelwesten an.
    »Ich hab ihr ja von Anfang an gesagt, der ist irgendwie nicht ganz sauber, dieser Schnösel. Er wär doch so klug, hat sie gemeint.
Klug
, dass ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher