Der 4-Stunden-Koerper
sprechen, dann sind vier Zehntelsekunden eine Ewigkeit, die für einen Sportler Millionen von Dollar bedeuten kann.
Einige NFL-Scouts gestatten beim Combine inzwischen auch linkshändige Starts. Dies ist amüsant, da manche Athleten ja bereits von Natur aus Linkshänder sind. Davon unbeeindruckt bringt DeFranco weiterhin Rekordbrecher hervor, ist er doch stets eine Nasenlänge voraus. Profis aus allen 32 Mannschaften haben seine harte Schule durchlaufen.
Doch war DeFranco wirklich so gut? Oder wandte er nur den Lieblingstrick PR-fanatischer Trainer an: Man babysittet ein Jahr lang ein paar Genmonster und sonnt sich dann in ihren Leistungen.
Um das herauszufinden, hatte ich sein zwischen 270-Kilo-Reifen und Stahlketten verborgenes Fitnessstudio besucht. Achtundvierzig Stunden später hatte ich
▶ meinen Hochsprung aus dem Stand um fast acht Zentimeter verbessert (und damit den Studiorekord über die Verbesserung innerhalb einer einzigen Trainingseinheit eingestellt),
▶ meinen 36-Meter-Sprint um 0,33 Sekunden verbessert (und damit den bisherigen Studiorekord über die Verbesserung innerhalb einer einzigen Trainingseinheit von zwei Zehntelsekunden gebrochen).
Dieses und das folgende Kapitel werden aufzeigen, wie man das, was ich tat, nachmachen kann. Es beginnt mit meiner persönlichen Angstdisziplin (es hat schon seinen Grund, warum ich Ringen dem Basketball vorziehe): dem Hochsprung aus dem Stand.
Der Hochsprung aus dem Stand
DeFranco begann mein Training mit einem abgespeckten Warm-Up. Videos davon können unter www.fourhourbody.com/defranco eingesehen werden:
▶ Normale Hampelmannsprünge (Jumping Jacks): 10-mal
▶ Seal Jumping Jacks (Arme werden vor der Brust verschränkt und geöffnet): 10-mal
▶ Ausfallschritt rückwärts: 10-mal (pro Seite)
▶ Seitenausfallschritt: 5-mal (pro Seite)
▶ Bein schwingt vor und zurück: 10-mal (pro Seite)
▶ Pogosprünge: 20 Sekunden (man springt so schnell wie möglich mit gestreckten Beinen auf den Fußballen)
Dann näherten wir uns dem Altar der Luft: dem Vertec.
Die Marketingabteilung von Vertec möge mir verzeihen, doch dabei handelt es sich um nichts weiter als um eine Stange mit Stäben daran, die sich bei Berührung drehen. Der höchste Stab zeigt also an, wie hoch man springen kann. 102
»Zeigen Sie mal, was Sie können.«
Das tat ich. Dreiundfünfzig Zentimeter. Bei meinem zweiten und dritten Versuch erreichte ich die unbeeindruckende Bestmarke von jeweils 56 Zentimetern.
Ausgangspunkt: 56 Zentimeter
Während ich mich gerade darauf vorbereitete, erste Anleitungen zu erhalten, kam das Arschloch herein. Ich korrigiere: Das Arschloch.
»He, Arschloch!«, rief DeFranco über die Schulter.
»Was gibt’s?«, entgegnete das Arschloch.
De Franco wandte sich wieder mir zu und erklärte: »Das ist nicht despektierlich gemeint. Es ist einfach so. Das ist sein Name.« Außerhalb des Fitnessstudios ist das Arschloch als Mike Guadango bekannt. Seine Geschichte ist typisch für DeFrancos Schützlinge. Im ersten Studienjahr hatte man ihn aus der Baseballmannschaft der Universität von Delaware geworfen. Er erwiderte dies, indem er an die William Paterson University wechselte und seinen Körper DeFranco überantwortete. Zwölf Monate später gehörte er zur All-American-Spitzenmannschaft. Das Arschloch schaffte nun 50 Klimmzüge hintereinander und war bei einer Größe von 1,77 Metern zu einem Star auf YouTube geworden, weil er aus dem Stand auf eine 1,36 Meter hohe Kiste springen konnte, die ihm bis zum Kinn reichte. 103 Nicht schlecht für einen, der in DeFrancos Clan für seine mangelnde Begabung bekannt ist.
Das Arschloch setzte sich auf einen bequemen Stuhl, um das Spektakel zu genießen.
DeFrancos erste Trainingsrunde begann mit Korrekturen.
Korrektur 1: Zu wenig Schulterarbeit
»Die Schultern sind treibende Kräfte beim Sprung und für etwa zwanzig Prozent der Sprunghöhe verantwortlich. Versuchen Sie einmal, einen 36-Meter-Sprint mit angelegten Armen zu machen, dann wissen Sie, was ich meine. Beim Hochsprung aus dem Stand steht die Geschwindigkeit der Abwärtsbewegung in eine halbe Kniebeuge in Wechselbeziehung zur maximalen Sprunghöhe. Setzen Sie die volle Kraft Ihres Oberkörpers ein und werfen Sie die Arme so schnell wie möglich nach unten, so dass Sie mit derselben Geschwindigkeit wieder auf dem Boden landen.«
De Franco riet mir, wie ein olympischer Turmspringer mit beiden Armen über dem Kopf zu beginnen und die zusätzliche Entfernung zur
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