Der 4-Stunden-Koerper
tötet das Bewusstsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir.
»Litanei gegen die Furcht« der Bene Gesserit, aus Frank Herbert, Dune – Der Wüstenplanet
Für die meisten von uns verkörpern die Ratgeber in unserem Bücherregal keine Ratschläge, die wir befolgt haben, sondern eine wachsende Liste der Dinge, die wir tun sollten.
Mehrere bekannte CEOs der Hightech-Branche in San Francisco haben mich zu verschiedenen Zeiten um den gleichen Gefallen gebeten: Ich sollte ihnen ein Karteikärtchen mit genauen Schritt-für-Schritt-Anweisungen schreiben, um Bauchfett abzutrainieren. Jeder sagte ganz klar: »Sag mir einfach genau, was ich tun muss, und ich tue es.«
Ich listete die nötigen Ratschläge auf einer Karteikarte auf und wusste von vornherein, was dabei herauskommen würde. Die Erfolgsquote war beeindruckend … sie betrug 0 Prozent.
Ratschläge werden nur ungern befolgt. Selbst die besten Manager der Welt sind furchtbar schlecht darin, Ratschläge umzusetzen. Das hat zwei Gründe:
Bei den meisten Menschen reichen die Gründe, aktiv zu werden, nicht aus. Der Leidensdruck ist nicht groß genug. Es geht um ein »Wäre ganz nett«, nicht um ein »Muss ich unbedingt«. Es gibt keinen »Harajuku-Moment«.
Man wird nicht daran erinnert. Keine durchgängige Dokumentation = kein Bewusstsein = keine Verhaltensänderung. Eine durchgängige Dokumentation der Ergebnisse, selbst wenn man keine Kenntnisse über Fettreduzierung oder Training hat, ist oft besser als jeder Ratschlag von Weltklassetrainern.
Aber was ist der alles entscheidende »Harajuku-Moment«?
Ein Aha-Erlebnis, das aus einem »Wäre ganz nett« ein »Muss ich unbedingt« macht. Bevor man dieses Aha-Erlebnis nicht hat, braucht man gar nicht anzufangen. Das gilt für den Fettabbau genauso wie für den Muskelaufbau, für die Steigerung der Ausdauer wie für besseren Sex. Egal wie viele Ratschläge und Anweisungen ich erteile, Sie brauchen einen Harajuku-Moment, der bei Ihnen den Wunsch nach Veränderung auslöst.
Chad Fowler weiß, wovon ich spreche.
Chad, CEO bei InfoEther, verbringt einen Großteil seiner Zeit damit, für seine Kunden knifflige Probleme in der Programmiersprache Ruby zu lösen. Außerdem ist er Co-Organisator der jährlichen Konferenzen RubyConf und RailsConf, wo ich ihn kennenlernte. Als wir uns in Boulder, Colorado, ein zweites Mal trafen, nutzte er seine Hindi-Kenntnisse, um einem Gorilla (mir) die einfachsten Grundlagen von Ruby beizubringen.
Chad ist ein unglaublicher Lehrer, der sehr geschickt Analogien einsetzt, aber ich war von einer Bemerkung abgelenkt, die er nebenbei gemacht hatte. Er hatte vor Kurzem in weniger als 12 Monaten über 30 Kilo abgenommen.
Mich faszinierten nicht die vielen Kilos, sondern der Zeitpunkt. Er war seit über einem Jahrzehnt dick, und der Sinneswandel schien aus dem Nichts zu kommen. Nachdem ich wieder in San Francisco war, schickte ich ihm gleich eine E-Mail und fragte:
Was gab den Ausschlag, was war der kritische Moment, welche Erkenntnis brachte dich dazu, 30 Kilo abzunehmen?
Ich wollte den entscheidenden Moment von ihm erfahren, das Gespräch oder die Erkenntnis, die ihn veranlasste, nach zehn Jahren im gleichen Trott die Notbremse zu ziehen.
Seine Antwort findet sich in diesem Kapitel.
Selbst wenn Sie gar nicht abnehmen wollen – mit den zentralen Erkenntnissen in meinem Buch (auch wenn es unvollständig ist, viele Zahlen und starke Vereinfachungen enthält) können Sie 225 Kilo stemmen, 50 Kilometer rennen, 20 Kilo Muskelmasse aufbauen oder meine anderen Ratschläge umsetzen.
Aber sprechen wir zunächst über eine Eigentümlichkeit: Das Kalorienzählen. Gerade habe ich noch das Kalorienzählen kritisiert, jetzt nehme ich Chads Diätprogramm in mein Buch auf, das auf Kalorienzählen basiert.
Als Chad abnahm, gab es dieses Buch noch nicht, und es gibt weit bessere Methoden, als Kalorien zu zählen. Aber… würde ich Kalorienzählen empfehlen, wenn man sonst nichts anderes hat, an dem man sich orientieren kann? Ja. Irgendetwas in Zahlen festzuhalten ist besser, als gar nichts festzuhalten.
Wenn Sie sehr übergewichtig sind, sehr schwach, sehr unflexibel oder überhaupt sehr negativ, genügt es, wenn Sie sich an einen nicht sonderlich aussagekräftigen
Wert halten. Die Zahlen helfen Ihnen, das richtige Bewusstsein für die
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