Der 4-Stunden-Koerper
meines dritten 400-Meter-Laufes ansah, um ein akkurates Bild meiner halb erschöpften Form zu machen, zerlegte er die Sequenz in folgende Punkte:
Bilder vom Bodenkontakt bis unter den Körperschwerpunkt
Bilder mit Bodenkontakt
Bilder in der Luft
Die »Figur 4« steht für die Pose-Position, bei der das angewinkelte Bein das Stützbein kreuzt und aussieht wie die Zahl 4.
Bleiben Sie bei mir. Es wird noch ziemlich schräg (aber lustig).
Bild 65
1. Versuch – ohne Korrektur
▶ Bilder vom Bodenkontakt bis unter den Körperschwerpunkt: 3,5 (Ziel: ¾ eines Bildes)
▶ Bilder mit Bodenkontakt: 6 (Ziel: weniger als 3)
▶ Bilder in der Luft: 3 (Ziel: 5)
Bild 66
2. Versuch – 24 Stunden später
▶ Bilder vom Bodenkontakt bis unter den Körperschwerpunkt: 2 (Ziel: ¾ eines Bildes)
▶ Bilder mit Bodenkontakt: 4 (Ziel: weniger als 3)
▶ Bilder in der Luft: 4 (Ziel: 5)
Bild 67
3. Versuch – 2 Stunden nach dem 2. Versuch
▶ Bilder vom Bodenkontakt bis unter den Körperschwerpunkt: 1,5 (Ziel: ¾ eines Bildes)
▶ Bilder mit Bodenkontakt: 3 (Ziel: weniger als 3)
▶ Bilder in der Luft: 4 (Ziel: 5)
Pose als Patentrezept: Vorsicht mit den Knöcheln
Die Pose-Methode ist nicht immer das Gelbe vom Ei. Sie ist sehr hilfreich, doch kann sie trotz vieler verwirrender Behauptungen die Gesetze der Physik nicht neu formulieren. Es ist schwer, Kräfte einfach verschwinden zu lassen.
Die Pose-Marketingmaschine verweist auf eine bestimmte Studie aus dem Jahre 2004 als Beweis für die Tauglichkeit der Methode zur Reduzierung der Auftrittskräfte auf das Knie. Darin heißt es: »Reduzierte exzentrische Belastung des Knies mit der Pose-Laufmethode.«
Das ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, dass ein anderes Ergebnis der Studie verschwiegen wird: Zwei Wochen mit der Pose-Methode erhöhten auch die exzentrische Arbeit der Fußknöchel. Dies erhöht, zumindest theoretisch, das Risiko von Verletzungen der Achillessehne und Problemen mit der Wadenmuskulatur. Ein Freund von mir, Dr. Ross Tucker, der als Pose-Lehrer (zertifiziert für Stufe 1) an dieser Studie beteiligt war, half bei der Betreuung einer Folgestudie. Läufer wurden in überwachte und nicht überwachte Gruppen eingeteilt. Ziel war, zu beobachten, ob sich die Pose-Technik über einen längeren Zeitraum beibehalten ließ. Die Studie konnte jedoch nicht zu Ende gebracht werden, weil nahezu sämtliche Läufer der nicht überwachten Gruppe (die alle mit der Pose-Methode trainiert hatten) und die Hälfte der überwachten Gruppe (die Romanov allesamt selbst trainiert hatte) Probleme mit den Achillessehnen und der Wadenmuskulatur bekamen.
In einer an mich gerichteten E-Mail gelangte Ross zu dem Schluss:
»Bei manchen mag die Technik fruchten und funktionieren. Doch viele andere vertrauen zu sehr darauf und machen sich dadurch ihre Waden, Knöchel und Sehnen kaputt.«
Die Moral von der Geschichte? Nur nichts überstürzen. Die eigene Lauftechnik zu verändern sollte als Prozess in Einzelschritten begriffen werden. Wenn es weh tut, sollte man aufhören.
Dass viele Pose-Anhänger einen beinahe religiösen Fanatismus an den Tag legen, hat einen Grund: Manchmal sind die Ergebnisse spektakulär. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie ein Allheilmittel wäre. Bei einigen Sportlern bringt der bloße Drill beim Laufen eben doch mehr als strenge Bibeltreue. Bei anderen, wie mir zum Beispiel, die eine erhöhte Schrittfrequenz anstreben, kann die Beschäftigung mit Pose extrem gewinnbringend sein, auch wenn die anderen »Regeln« nicht auf den Buchstaben genau befolgt werden.
Finden Sie Ihren eigenen Weg. Wenn man es mit der Einheitsgrößen-Philosophie übertreibt, führt das nur zu Schmerzen.
In weniger als 36 Stunden verbesserte ich – unseren Messergebnissen zufolge – meine Laufökonomie 122 in den ersten zwei Phasen um 100 Prozent (3 → 1,5 und 6 → 3) und die erwünschte Zeit in der Luft um 33 Prozent.
Die folgenden zwei Tage der Zertifikation umfassten über sechs Stunden Bewegungslehre an der Weißwandtafel, in denen Hunderte von Details zur Sprache kamen. In der Praxis fand ich die folgenden vier Punkte besonders hilfreich:
Konzentrieren Sie sich auf mindestens 90 Schritte pro Bein und Minute. Wählen Sie diese Schrittfrequenz insbesondere dann, wenn Sie erschöpft sind, da sie automatisch die anderen Merkmale eines guten Bewegungsablaufes bedingt (mit den Ballen aufsetzen, das Bein schnell anheben, usw.). Scott Jurek unterstrich dies: »Wenn Sie sich auf eine
Weitere Kostenlose Bücher