Der 4-Stunden-Koerper

meisten Mahlzeiten zu mindestens 60 Prozent aus pflanzlicher Kost bestehen. Sechs Zehntel eines jeden Tellers sind also mit Gemüse in irgendeiner Form bedeckt.
»Veganer« definiere ich hier als jemanden, der keine tierischen Produkte konsumiert, ausgenommen Produkte von Insekten wie etwa Honig. Letzterer ist bei einigen Veganern strittig, doch das führt im Rahmen dieses Buches zu weit.
    Wenn Sie überlegen, eine primär pflanzliche Ernährung auszuprobieren (was ich hoffe), dann schlage ich vor, den Übergang von der hauptsächlich tierischen Ernährung schrittweise zu vollziehen.
    Es ist besser für die Umwelt, wenn Sie sich dauerhaft zu 70 Prozent pflanzlich ernähren, anstatt zwei Monate lang zu 100 Prozent vegan zu leben und dann aufzugeben, weil Sie das nicht durchhalten können. 173
    Manche Veganer sind so verstrickt in ihre ideologische Kriegsführung, dass auch sie den Blick für kumulative Effekte verlieren: Wenn man 20 Prozent der Bevölkerung dazu bewegen kann, ein paar Schritte in die richtige Richtung zu tun, wirkt sich dies unendlich positiver auf die Welt aus, als wenn zwei Prozent eine zu 100 Prozent pflanzliche Diät einhalten. Für Fleischesser wie Vegetarier gilt gleichermaßen: Hört
auf, euch gegenseitig zu bekriegen und richtet euer Augenmerk auf die größeren Zusammenhänge.
    Freilich gibt es viele Vegetarier und Veganer, die sich aus moralischen Gründen generell gegen den Verzehr tierischer Produkte aussprechen, selbst wenn die Aufzucht der Tiere unter humanen und nachhaltigen Bedingungen erfolgt. Ich werde das hier nicht ansprechen, weil bei diesem Thema zu viele subjektive Definitionen mit hineinspielen. Stattdessen werde ich mich darauf konzentrieren, welche Anforderungen die EPPB an Nährwert und Logistik stellt.
    Die folgenden fünf Schritte sind recht einfach umzusetzen. Jeder einzelne macht Sie zu einem bewussteren Esser und erzieht Sie zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt:
▶ Schritt 1: Verzichten Sie auf Stärke (Reis, Brot, Getreide) und essen Sie dafür mehr Gemüse. Dichte Produkte wie Bratlinge aus schwarzen Bohnen dürfen vorzugsweise verspeist werden. Essen Sie einmal pro Woche alles, was Ihnen Spaß macht (Fresstag). Lesen Sie zur Auffrischung die Kapitel über die Low-Carb-Diät, sofern nötig.
▶ Schritt 2: Achten Sie darauf, dass das Fleisch aus Freilandhaltung und aus einem Umkreis von maximal 80 Kilometern stammt.
▶ Schritt 3: Essen Sie Fleisch erst nach 18 Uhr (was Mark Bittman und andere als »vegan bis sechs« bezeichnen) oder nur an Wochentagen oder nur an Ihren Fresstagen.
▶ Schritt 4: Verzichten Sie auf sämtliches Fleisch außer Fisch (pescetarisch) und/ oder Eier und Milchprodukte (lacto-ovo-vegetarisch). Bill Pearl gewann 1967 und 1971 als Lacto-ovo-Vegetarier den Titel des Mr. Universe und hatte bei einem Körpergewicht von 99 Kilo einen Oberarmumfang von 52 Zentimetern. Rotes Fleisch ist für Wachstum also nicht zwingend notwendig.
▶ Schritt 5: Ernähren Sie sich zu 100 Prozent pflanzlich, also vegan.
    Wenn Sie auf zu viel verzichten, führt das rasch dazu, dass Sie die positiven Veränderungen wieder aufgeben. Schritte in diesem Prozess zu überspringen ruft in der Regel einen Kalorienmangel hervor, der bewirkt,
    dass Sie sich schrecklich fühlen und zu alten Gewohnheiten zurückkehren, oder
    dass Sie die empfundene Leere mit vegetarischem Junkfood füllen – Fleischersatz, Pommes Frites, Agavennektar und als Soja- oder Mandelmilch gekennzeichnetes Zuckerwasser.
    Gehen Sie jeweils nur einen Schritt weiter und hören Sie auf, wenn Sie die für Sie noch erträgliche Schwelle erreicht haben, die als Grundlage für ein dauerhaftes Ernährungsverhalten dienen kann. Ich habe bis zu Schritt 5 experimentiert, lebe aber meistens nur nach Schritt 2.
    Wie man sich organisiert
    Eines muss von vornherein klar sein: In einer Welt ständig verfügbarer Fleischprodukte und billiger tierischer Proteine werden Sie sich besser organisieren müssen als Ihre Fleisch essenden Vettern.
    Wie organisiert Sie sein müssen, hängt von Ihrem Ehrgeiz ab. Ein fitter »Vegetarier« zu werden erfordert weit weniger Sorgfalt, als wenn Sie ein Rekorde brechender veganer Athlet werden wollten.
    Wir werden das gesamte Spektrum anhand realer Beispiele betrachten, darunter ein Low-Carb-Diätler, einer der berühmtesten Ultra-Ausdauersportler aller Zeiten und ein »allesfressender« Wissenschaftler, der 28 Tage lang vegane Kost ausprobiert hat.
    Mein Ziel ist, Ihnen