Der 4-Stunden-Koerper
du einen Stiefel im Gesicht und eine Maschinenpistole vor der Nase hast. Junge, das ist eine FURCHTBARE Idee.«
»Meinst du?«
»Eine Sprengstoffweste? Oh ja, das meine ich.«
Also blieb die Weste zu Hause.
Aber das war nur ein Gegenstand von vielen, die ich mitnehmen wollte. Zum Glück konnten die Metalldetektoren nicht die Bestandteile von Plan B orten, denn das wichtigste Utensil trug ich nicht bei mir, sondern in mir. Das erforderte ein gewisses Taktgefühl. Ich ging in ein Restaurant in der Nähe von meinem Gate, um alles noch einmal zu überprüfen. Irgendetwas stimmte nicht.
Ich setzte mich in die dunkelste Ecke, die ich finden konnte, zog das Hemd aus der Hose und betrachtete den Schaden. Der Sensor funktionierte nicht.
»Sch . . . «, murmelte ich und zog mir unter leisem Wimmern den Sensor aus dem Bauch. Ich hob die beiden Metallnadeln hoch, die ich am Abend zuvor ins Unterhautgewebe eingebracht hatte, und betrachtete sie aus allen Winkeln wie einen Diamanten. Alles schien in Ordnung. Vielleicht hatten die Metalldetektoren der Sicherheitskontrolle die Elektrode durcheinandergebracht.
Die Nicaraguaner an einem Tisch in der Nähe hatten zu essen aufgehört und starrten mit offenem Mund zu mir herüber.
»No pasa nada. Soy diabético.« Alles in Ordnung. Ich bin Diabetiker. Das war die einfachste Erklärung, die ich zu bieten hatte, auch wenn ich kein Diabetiker war. Sie nickten und aßen weiter.
Ich bestellte Kaffee und holte mein Notebook hervor. Trotz dieser kleinen Panne hatte ich fantastisches Datenmaterial.
Ich würde mir einen neuen Sensor einsetzen, sobald ich in Managua gelandet war.
Zwei Monate zuvor – Restaurant Firefly, San Francisco
»Interessiert Sie das wirklich?«
Wir waren mit einer größeren Gruppe essen, und mein Gegenüber dachte, ich sei nur höflich. Ich hatte gefragt, was er beruflich mache, und er hatte gesagt, dass er medizinische Geräte entwerfe. Ich stürzte mich mit einem »Ach tatsächlich?« auf ihn wie ein zweijähriger Labrador auf das Bein eines Besuchers. Noch bevor der Wein serviert wurde, hatte ich ihn mit mindestens 20 Fragen bombardiert.
Sein Cousin, ein guter Freund von mir, schaltete sich ein, während ich in Gedanken bereits die ersten Experimente entwarf:
»Glaub mir. Das interessiert ihn. Er denkt an nichts anderes, so seltsam das auch ist.«
Und so hörte ich zum ersten Mal den Namen »DexCom«. Ich notierte ihn und gab mein Bestes, mich so normal wie möglich zu benehmen. Ich konnte meine Aufregung kaum im Zaum halten.
Schon bald darauf wusste ich alles über DexCom. Ich rief in der Zentrale an, ich rief in der Marketingabteilung an, ich rief beim Leiter der Öffentlichkeitsarbeit an, ich sprach mit dem Leiter der Forschungsabteilung und ich las alles über Charlie Kimball, wieder und wieder.
Charlie Kimball ist Diabetiker vom Typ 1. Anders als Diabetiker vom Typ 2 muss er sich mehrmals am Tag Insulin injizieren. Und zufällig ist er auch Profirennfahrer.
2006 war Charlie der erste Amerikaner, der ein Rennen der Formel-3-Euroserie gewann. 2007, mit 22 Jahren, ging er wegen einer kleinen Hautreizung zum Arzt und verließ die Praxis mit der Diagnose Diabetes Typ 1. Tragischerweise bedeutete das, dass er Autorennen komplett aufgeben musste. Man kann sich halt nicht in die Finger piksen und Blutproben für die Blutzuckerkontrolle nehmen, wenn man gerade mit 240 Sachen um die Kurven fliegt.
2008 kehrte Charlie zurück ans Steuer und belegte gleich mit dem ersten Rennen einen Platz auf dem Podium. Wie war das möglich?
Charlie war der erste Rennfahrer der Welt, der an seinem Steuer ein merkwürdiges Gerät hatte: das DexCom SEVEN zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM).
Ich schaue beim Fahren auf das Gerät wie auf eins der Instrumente in meinem Rennwagen. Das sind die Daten meines Körpers. Und es sind nicht zu viele Informationen auf einmal. Es ist perfekt.
Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, das Gerät sieht so aus:
Bild 20
Charlie hat einen kleinen Sensor unter der Haut (wie ich am Flughafen), der alle fünf Sekunden seinen Blutzucker 50 misst. Die Daten werden an das Empfangsgerät gesendet, das etwa so groß wie ein Handy ist und ein Display hat, auf dem die Glukosewerte in einem Diagramm dargestellt sind. Der Wert wird alle fünf Minuten aktualisiert. Das Display zeigt sinkende und steigende Werte, informiert ihn, wenn der Blutzucker zu schnell sinkt, und alarmiert ihn, wenn das Risiko einer Unterzuckerung besteht.
Aber
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