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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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darauf, mit Hunter Kontakt aufzunehmen und die Teams der beiden Fälle zusammenzulegen, und ich fand, er hatte recht. Wir suchten schließlich denselben Mann, und für die Ermittlungen wegen der Kindesentführung stand eine große Anzahl von Leuten zur Verfügung, von denen man viele in die Wälder schicken könnte, um bei der Suche zu helfen.
    Mercer war natürlich anderer Meinung. Er argumentierte, dass es die Sache komplizieren würde. Jeglicher Vorteil durch zusätzliche Helfer würde durch den Zeitverlust wieder zunichtegemacht, weil Hunter seine Ressourcen nicht ohne gründliche Überprüfung der Situation aufgeben würde. Wir hatten eine dringende Operation am Laufen, die vorangetrieben werden musste.
    Der tatsächliche Streit hatte natürlich mit all dem zu tun, was ungesagt blieb. Beide wussten, dass Mercer der Fall entzogen werden würde, wenn er mit Hunter Verbindung aufnahm. Jede »Dringlichkeit« der Suche im Wald basierte eher auf seinen Annahmen als auf Tatsachen. Und wir wussten alle, dass er sich bedeckt gehalten hatte, als ich das Kind erwähnte, weil er vermutlich vorhatte, selbst der Sache nachzugehen, wobei er hoffte, dass es keine Verbindung zwischen den Fällen gab. Sein Verlangen, den 50/50-Killer zu überführen, hatte ihn in die Nähe eines Amtsvergehens gebracht, und hier war zweifellos der Punkt erreicht, an dem wir ihm nicht mehr folgen würden.
    Aber Greg erwähnte nichts von alledem. Der Streit bewegte sich auf einer praktischen und funktionalen Ebene, und da hatte Mercer letzten Endes das Recht, zu entscheiden. »Wir verschwenden hier bloß noch mehr Zeit«, sagte er. Greg kochte, doch er beherrschte sich und gab auf. »Brauchst du mich für irgendetwas, bevor ich gehe?« Mercer schüttelte den Kopf.
    »Also gut.«
    Greg warf mir einen Blick zu, als er zur Tür ging. Ich wusste damals nicht, was das heißen sollte, ob es gleichbedeutend war mit Petes Bitte Kümmern Sie sich um ihn, oder ob es etwas anderes bedeutete. Später verstand ich, dass es ein Blick war, der beruhigen sollte und hieß: Wird schon gutgehen. Damals hätte ich merken müssen, dass er bei dem Streit zu schnell eingelenkt hatte, aber ich war müde und gestresst und schob alles auf die Auswirkung von Mercers Ausbruch von vorhin.
    Als er gegangen war, nahm Mercer wieder seine gewohnte Haltung ein und rieb sich mit geschlossenen Augen die Stirn. Es war, als sei dies seine Methode, sich zu regenerieren. Oder vielleicht auch nur, sich eine Weile vom Denken zu befreien. »Kaffee, Sir?«
    Er sagte nichts, hob aber die Augenbrauen. Ich nahm an, dass das in der jetzigen Situation einem Ja am nächsten kam.
    Fünf Minuten später kam ich mit zwei Bechern Kaffee zurück, und Mercer war von den Toten auferstanden. Beide Ellbogen auf dem Schreibtisch, hatte er die Hände vor sich zusammengelegt und starrte aufmerksam auf den Bildschirm. »Danke.«
    Er nahm den Kaffee und wies dann zerstreut auf den Monitor in der Mitte. »Setzen Sie sich, ich hab Ihnen eine Kopie ausgedruckt.« Ich nahm die Blätter. Es war eine Zusammenfassung von Hunters Ermittlungen, an deren Anfang der Name James Reardon zusammen mit dem vertrauten Bild des Mannes zu sehen war, den wir als Carl Farmer kannten.
    Ich trank meinen Kaffee und fing an, die Einzelheiten durchzugehen.
    Was mir als Erstes auffiel, war die Menge an Informationen über Reardon. Geburtsdatum, Familiengeschichte, berufliche Laufbahn. Das hier war auf jeden Fall keine falsche Identität. Hier war endlich der Mann, der hinter den Zufluchtsstätten steckte.
    Reardon war einunddreißig Jahre alt, und in seiner kurzen Zeit auf diesem Planeten hatte er eine erkleckliche Anzahl von Straftaten angesammelt und vielen Menschen Kummer bereitet. Ein sehr aufgewecktes Kind, war er später, als er älter wurde, immer unausgeglichener geworden und hatte sich immer weniger eingeordnet. Als Erwachsener stand er zweimal wegen Prügeleien vor Gericht, dreimal wegen ordnungswidrigen Verhaltens unter Alkoholeinfluss, einmal wegen tätlicher Bedrohung und mehrmals wegen leichter Drogendelikte. Und so weiter. Aus dem Bericht bekam man den Eindruck, dass er ein großer, kräftiger Kerl war, der bösartig und gewalttätig wurde und die Kontrolle verlor, wenn er betrunken war. Allerdings hatten sich seine Straftaten in den letzten paar Jahren auf ein anderes Gebiet konzentriert.
    Amanda Reardon, seine von ihm getrennt lebende Frau, hatte ihren Mädchennamen Taylor wieder angenommen. In der Akte lag ein Foto von

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