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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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»Er hat mich eine Weile begleitet. Nur ein paar Minuten, glaube ich. Wir haben einen Fluss überquert, einen Weg. Die ganze Zeit hat er mit mir geredet und gesagt, er würde sich um alles kümmern, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hätte. Er hat sogar gesagt, ich könnte zurückkommen, wenn ich es mir anders überlegen würde. Dann haben wir angehalten, er hat auf die Bäume gezeigt und mir die Richtung angegeben, die ich einschlagen sollte.«
    Wir haben einen Fluss überquert, einen Weg.
    Ich wollte nach unten laufen, so schnell ich konnte. Die Suchtrupps hatten im falschen Gebiet gesucht. Der Fluss war nördlich vom oberen Teil der n-Linie. Und das Lager, wo er gewesen war, war nur ein paar Minuten von dort entfernt.
    Er sah mich mit einem Ausdruck fast völliger Verzweiflung an.
    »Und … ich bin losgerannt.«
    Ich lächelte ihm verständnisvoll zu, ging dann zu ihm hinüber, setzte mich auf die Bettkante und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Danke«, sagte ich. »Sie haben alles getan, was Sie können. Das nächste Mal komme ich hier herauf, um Ihnen zu sagen, dass wir Jodie gefunden und den Mann gefasst haben, der Ihnen das angetan hat.«
    Er fing wieder an zu weinen. Aber er nickte.
    Vorsichtig drückte ich seine Schulter, stand dann auf und ging zur Tür.
    Als ich sie aufmachte, wandte ich mich um und schaute zurück. Vom Flur fiel Licht auf den Boden und die Ecke des Bettes, erreichte ihn aber nicht ganz.
    »Officer.«
    Er sah plötzlich trotz der Tränen recht friedlich aus.
    »Was immer passiert – ich danke Ihnen.«
    »Ich bin bald wieder da, Scott.«
    Ich ging auf den Korridor hinaus und schloss leise die Tür hinter mir.
    Und dann – erst dann – rannte ich los.
     
     
    4. Dezember
1 Stunde 50 Minuten bis Tagesanbruch
5:30 Uhr
     
    Eileen
    Sie versuchte ein letztes Mal, John anzurufen.
    Ihr Finger zitterte, als sie auf die Wahlwiederholungstaste drückte, und ihre ganze Hand bebte, als sie den Hörer ans Ohr hielt. Ein letztes Mal. Seit er sein Telefon abgeschaltet hatte, hatte sie wiederholt versucht anzurufen, immer überzeugt, dieses Mal würde er sich melden. Aber jedes Mal nur …
    … das Klingeln.
    Eileen schmiss den Hörer quer durchs Arbeitszimmer. Er zersprang beim Aufprall an der Wand und fiel dann, in zwei säuberliche Hälften geteilt, zu Boden; die Platine ragte auf kurzen Drahtstummeln heraus. Sie schaffte es nicht einmal, ein Telefon richtig zu zerschmettern.
    Sie ließ sich auf den Sessel fallen, der zurückrollte, bis er an die Wand stieß.
    Die zweite Flasche Wein stand auf dem Tisch vor ihr. Irgendwie war es ihr gelungen, zwei Drittel davon vor dem Zubettgehen in sich hineinzuschütten. Das leere Glas war mit den verschmierten Fingerabdrücken von gestern Abend bedeckt. Trotzdem und obwohl es so spät war, verlockte sie der Gedanke, sich auch den Rest einzuschenken. Nur war es eigentlich nicht mehr zu spät zum Trinken, sondern eher zu früh. Und zwei Stunden Schlaf würden nie ausreichen, um die Schuldgefühle aus ihrem Kopf zu löschen. Denn der Beweis lag zerbrochen auf dem Boden an der Wand. Ein solcher Wutausbruch war ganz untypisch für sie. Der Alkohol hatte ihre Gefühle aufgewühlt und sie zu dieser gedankenlosen Aktion aufgestachelt.
    Warum hast du mir das angetan, John?
    Hatte sie wirklich zu viel von ihm verlangt? Sie lebten doch angeblich in einer Partnerschaft, der sie viele Jahre ihres Lebens gewidmet hatte. Als er dann zusammengeklappt war, war mit ihm auch ihre Welt zusammengebrochen, und sie hatte noch nie solche Angst gehabt. Der Gedanke, dass es wieder passieren könnte, dass er es auch nur riskieren würde, sie das noch einmal durchmachen zu lassen …
    Hatte sie zu viel verlangt?
    Aber dann konnte er sie nicht einmal anrufen. Eine einfache Sache im Vergleich zu allem, was sie für ihn getan hatte, und er konnte nicht einmal das tun.
    Eileens Gedanken waren wie eine Autofahrt im Nebel. Sie konnte sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen. Sie war traurig und wütend, vor allem aber gekränkt. Zutiefst verletzt.
    Es war ihr Mann, der ihr das angetan hatte. Nach all der Liebe, der Unterstützung und dem Schmerz, und nachdem sie so wenig dafür als Ausgleich verlangt hatte … hatte er sie wegen etwas Wichtigerem zur Seite geschoben, das sie beide zerstören konnte. Er hatte sie angelogen, sie geringgeschätzt, hatte ihr nichts zurückgegeben. Es schien ihm egal zu sein, wie sie sich dabei fühlte.
    Du bist ihm völlig egal.
    Eileen spürte,

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